Eben habe ich es wieder gehört vom Kollegen nebenan im Großraumbüro: das Wort „unkaputtbar“. Früher gab es „unkaputtbar“ nicht. Man sagte „nicht kaputt zu kriegen“, „hält ewig“ oder „zäh wie Hutfilz“. Aber heute ertappt man sich dabei, dass man dieses praktische Neo-Wort in sein Alltags-Blabla einbaut, wenn es passt.
Aber nun hat sich „unkaputtbar“ ins Magerdeutsch eingenistet wie „buchbar“ (statt „zu buchen“) oder „nicht darstellbar“, das Manager-Tarnwort für „schaffen wir nicht“. Es ist keinesfalls das – von ARD, ZDF und Deutschlandfunk folternd praktizierte – Gender-Sprech, das die deutsche Sprache in ihren Grundfesten bedroht. Es ist das gedankenlose Bequemlichkeitsgequatsche, das Sprache auf das Niveau von Tiefkühlpizza drückt.

Irgendwie scheint auch Corona seinen Beitrag dazu geleistet zu haben – quasi als verbales Long-Covid. Als man eines Abends nicht mehr undurchschaubaren Regeln folgen musste, um sich daheim zu treffen, sondern Freunde einfach so einladen konnte, drang heimlich ein Begrüßungsvirus über unsere Schwelle, von dem wir seither gesteuert werden. Er heißt: „Schön, dass ihr da seid.“
Die von keinem Karl Lauterbach bekämpfte Floskel-Pandemie ist vermutlich in irgendeinem Marketing-Labor ausgekocht worden, von dort entflohen und dann in Millionen von offenstehenden Ohren eingedrungen, um sich am Ende in allen deutschen Hirnsprachzentren festzusetzen.
Auf Fußmatten und als Tischdeko
„Schön, dass ihr da seid“ gibt es als Schriftzug für Fußmatten und sogar als Tischdeko. Ein Lebensmittel-Discounter hat mir kürzlich mit dieser Begrüßung einen schmerzhaften Leberhaken versetzt. „Schön, dass ihr da seid“ wird – siehe YouTube – gesungen vom „Stendaler Hanse Cup“, von der Evangelischen Kirche in Halle/Westfalen, vom „Psycho-Chor der Uni Jena“ (heißt wirklich so) und morgens in jedem deutschen Kindergarten.
Wie Corona ist das Virus intelligent anpassungsfähig und mutiert ständig. Neben dem Wildtyp „Schön, dass ihr da seid“ gibt es die Mutante „Wie schön, dass ihr da seid“ und zum Abschied „Schön, dass ihr da wart“ oder wahlweise „Schön, dass ihr wieder da wart“. Sequenziert wurde auch „Schön, dass ihr alle da seid“ (meist mit erhobenem Sektkelch) und das etwas anspruchsvollere väterlich-geburtstagsfeierhafte „Es ist schön, dass ihr (alle) da seid.“
Bevor Corona unsere Freude über jedes neue Gesicht an der Haustür himmelhoch gesteigert hat, waren die Deutschen bei Begrüßungen und Abschieden ja eher nüchtern und ehrlich drauf. Da sagte man – das Entrée mit leichter Kritik würzend – „Toll, dass ihr es mal wieder geschafft habt“ oder das natürlich dusslige aber auch geschätzte: „Schönes Wetter / Scheiß Wetter habt ihr da mitgebracht.“ Oder es hieß mit einem ironischen Schlag auf die Schulter: „Na, kommste auch mal wieder vorbei?“ So konnte man Atmosphäre einsaugen, und das direkte „Kommt gut heim!“ bei Schnee und Glatteis war echtes Daumendrücken.
Dann gab es die knackigen Begrüßungen, die den Ärger bei Verspätung der Gäste kaschieren sollten: „Na, seid ihr aufgehalten worden?“ oder „Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Was war?“ Heute wird die Lächelmaske aufgesetzt: „Schön, dass ihr (endlich) da seid.“ Und (das meine ich ernst): Schön, dass Sie diesen Text gelesen haben.