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Prinz Harry heiratet mit Bart

Glattrasierte Wangen sind in der britischen Armee Standard – das gilt auch für Royals. Dass Prinz Harry zu seiner Hochzeit erstens in Uniform und zweitens mit Bart vor dem Altar stand, war daher alles andere als selbstverständlich. „Ihre Majestät die Königin hat Prinz Harry erlaubt, in Uniform zu heiraten“ – diese Mitteilung des Palastes irritierte britische Medien am Wochenende zunächst. Warum auch nicht? Dann sickerte durch: Es ging eigentlich eher um den Bart als um die Uniform. Harry hat die Armee im Sommer 2015 verlassen und ließ sich schon kurz darauf einen Bart wachsen.

Prinz Harry in Uniform.
Prinz Harry in Uniform. | Bild: AFP

Gleich zehn Blumenkinder hatte das Paar

Darunter waren die Zwillingssöhne von Meghans Freundin Jessica Mulroney. Auf den Fernsehbildern brachte der kleine Brian viele zum Lachen: Beim Einzug in der Kirche zeigte er – in aufgeregter Begeisterung – seine große Zahnlücke. Sein Vater Ben schrieb auf Instagram dazu: „Ok, Brian. Du bekommst für den Sommer einen Fernseher in dein Zimmer.“

Die Pagenjungen John und Brian Mulroney, Söhne einer kanadischen Modedesignerin und Freundin der Braut, kommen gemeinsam mit Meghan ...
Die Pagenjungen John und Brian Mulroney, Söhne einer kanadischen Modedesignerin und Freundin der Braut, kommen gemeinsam mit Meghan Markle zur St.-Georgs-Kapelle. | Bild: dpa

Natürlich waren auch die Kinder von Prinz William und Kate unter den Blumenkindern.

Prinzessin Charlotte (r) kommt mit anderen Blumenkindern und Pagenjungen im Auto von Herzogin Kate zur St.-Georgs-Kapelle. Prinz Harry ...
Prinzessin Charlotte (r) kommt mit anderen Blumenkindern und Pagenjungen im Auto von Herzogin Kate zur St.-Georgs-Kapelle. Prinz Harry of Wales heiratet Meghan Markle. | Bild: dpa

Prinz George und Prinzessin Charlotte machten eine gute Figur, vor allem Charlotte begeisterte Fans und Zuschauer fröhlich winkend. Und ein Bild sorgte für besonderes Schmunzeln: Noch im Auto sitzend streckt Charlotte fröhlich grinsend die Zunge heraus.

Prinzessin Charlotte streckt im Auto ihre Zunge heraus als sie zur St.-Georgs-Kapelle für die Trauung von Harry und Meghan kommt.
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Erinnerung an Diana

Mit Details wurde im Laufe des Tages immer wieder an Harrys 1997 gestorbene Mutter Diana erinnert. Auf dem Empfang am Nachmittag trat Superstar Elton John auf, der gut mit Diana befreundet war und auch auf ihrer Beerdigung gesungen hatte. In Meghans Brautstrauß waren Dianas Lieblingsblumen Vergissmeinnicht – und am Abend trug Meghan einen bläulich schimmernden Ring, der einst Diana gehört hatte. Offenbar ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk Harrys an seine Braut.

Herzogin Meghan von Sussex trägt zum Hochzeitsfest im Frogmore House am Abend einen bläulich schimmernden Ring, der einst Diana gehört ...
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Der letzte öffentliche Moment des Hochzeitstages

Den kurzen Weg von Schloss Windsor zum Anwesen Frogmore House legten Prinz Harry und Meghan zu zweit in einem sportlichen, blauen Cabrio zurück. Das Jaguar-Modell stammt ursprünglich aus dem Jahr 1968, ist aber inzwischen mit einem Elektromotor ausgestattet. Also alles abgasfrei auf der kleinen Hochzeitstour.

Der britische Prinz Harry und seine Frau Meghan verlassen das Windsor Castle um zum Hochzeitsfest im Frogmore House am Abend zu fahren.
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Feurige Predigt

Beinahe hätte er dem Brautpaar die Schau gestohlen: Der afroamerikanische Pastor Michael Bruce Curry, Chef der anglikanischen Kirche in den USA, hielt bei der Trauung eine flammende Predigt und machte im üblicherweise eher steifen Großbritannien mit seinem Auftritt nachhaltig Eindruck.

Der 65-jährige Geistliche zitierte in der St. George's Chapel auf Schloss Windsor Martin Luther King und sprach über die heilsame Wirkung der von Sklaven gesungenen Spirituals – Meghans Mutter stammt von Sklaven ab. Während so manches Mitglied des Königshauses während des Gottesdienstes leicht irritiert bis befremdet wirkte, erntete Curry im Internet begeisterte Reaktionen.

Bischof Michael Bruce Curry (l), Oberhaupt der Episkopalkirche der USA, hält eine Ansprache bei der Trauung von Meghan Markle und Prinz ...
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Zuschauer, die den Gottesdienst außerhalb der Kapelle auf Videoleinwänden verfolgten, reagierten amüsiert angesichts einiger verkniffen dreinschauender Royals und Gäste, die von der anglikanischen Mutterkirche in Großbritannien eher eine gewisse liturgische Sprödheit gewöhnt sind. Prinz Harry und sein Braut fing die Kamera dagegen ein, wie sie ein Grinsen unterdrückten.

Der Pastor selbst räumte anschließend ein, dass seine 13-minütige Predigtetwas zu lang ausgefallen sei. Nach seiner Planung hätte sie eigentlich nur sechs Minuten dauern sollen, sagte er. „Es war dann ein bisschen länger als das, weil da Pausen mit drin waren.“

Mehr als 6 Millionen Tweets

Die Traumhochzeit löste auch einen wahren Rausch bei den Twitter-Nutzern aus: Mehr als sechs Millionen Menschen setzten zu der Hochzeit in Großbritannien eine Twitter-Botschaft ab. Zwischen Samstag 00.00 Uhr MESZ und 01.00 Uhr MESZ am Sonntag gab es demnach genau 6.604.498 Tweets zu dem Paar.

5,2 Millionen Kurzbotschaften wurden allein unter dem Twitter-Hashtag #RoyalWedding verschickt, wie die Firma weiter mitteilte. Der am häufigsten weitergeleitete Tweet kam von Lucy Sempey, die ein Foto von Markle als Teenager vor dem Buckingham Palast ins Netz gestellt hatte. Dazu der Kommentar: "An einem Tag bist du 15 und stehst vor dem Buckingham Palast und 22 Jahre später heiratest du den Prinzen. Irreal."

Pressestimmen

„The Observer“:

„Bei dieser royalen Hochzeit waren talentierte, schwarze Menschen mehr als nur Zierrat. Die Predigt, gehalten vom Oberhaupt der episkopalen Kirche, Michael Curry, begann mit einem Zitat von Martin Luther King Junior, bevor er die Festgemeinde über die Weisheit der Spirituals aufklärte – traditionelle afroamerikanische Musik, die ihre Wurzeln in der Erfahrung der Sklaverei hat – und Jesus als Revolutionär darstellte. Wenn es irgendeinen Zweifel daran gegeben haben sollte, an der kulturellen Erfahrung, die Curry in den Gottesdienst einbringen sollte, waren sie schnell und eindeutig beantwortet.“

„The Independent“:

„Auch die königliche Familie hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten verändert. Ja, sie ist noch immer ein Symbol für unverdiente Privilegien in einer Nation, in der die gesellschaftlichen Aufstiegschancen skandalös gering sind und die Ungleichheit empörend hoch ist. Harry und Meghan mögen als Paar ja reizend sein. Doch es ist kaum zu übersehen, dass die Privilegien, die sie genießen, schlicht und einfach von ihm geerbt wurden und ein krasses Sinnbild der Ungleichheit sind, die in diesem Land in letzter Zeit größer geworden ist.“

„The Telegraph“:

„Die royale Hochzeit ist eine willkommene Abwechslung von den nervenzehrenden Angelegenheiten der Weltpolitik – die andauernden Brexit-Streitereien und das Elend im Nahen Osten. Einen Tag lang waren sie vergessen. Es wäre aber ein Fehler, diese Hochzeit als großes Glanz und Gloria oder gar Disneyland abzutun. (...) Mit der Heirat der beiden blickt Großbritannien in ein Spiegelbild unserer Zeit. Es kein Bild, das, wie manche behaupten, die Nation bedrohen würde. Das britische Volk ist, genau wie das royale Paar, nicht reaktionär sondern anpassungsfähig.“