Liebe Meghan, lieber Harry,
auf die Förmlichkeiten können wir verzichten. Wer sich von den Pflichten der Royals lossagt, so wie Sie es getan haben, der verzichtet eben auch auf das durchaus angenehme Drumherum. Aber sei‘s drum.
Sie haben ein Jahr voller Höhen und Tiefen hinter sich. Bei Ihrer Familie in Großbritannien sind es dank Ihnen vor allem Tiefen. Die einzige frohe Botschaft, die in diesem Jahr aus den USA bis in den Buckingham-Palast vorgedrungen ist, dürfte die von der Geburt Ihrer Tochter gewesen sein. Wobei selbst die einen schwer einzuordnenden Beigeschmack hatte, weil Sie ihr den Namen Lilibet gaben, bekanntermaßen der Kosename von Königin Elizabeth II. Sie soll es Ihnen erlaubt haben, sagen Sie, vielleicht hat sie sich sogar geschmeichelt gefühlt.

Aber nicht mal diese nette Geste dürfte die Queen vergessen lassen, was im Frühjahr passiert ist. Das Interview mit Oprah Winfrey, Sie werden sich erinnern. Der US-amerikanischen Talkshow-Ikone haben Sie Dinge erzählt, die Sie vielleicht lieber erst mal im Familienkreis ausdiskutiert hätten. Dass im Palast die Frage gestellt wurde, welche Hautfarbe der damals noch ungeborene Archie wohl haben werde. Dass Sie, Meghan, keine Unterstützung erfahren hätten, als Sie suizidgefährdet gewesen seien.
So sehr Sie beide immer wieder – zu Recht – auf Ihre Privatsphäre pochen, so gern lassen Sie sich in TV-Shows einladen, um über Ihr Leben zu sprechen, und halten große Reden bei wichtigen Veranstaltungen. Alles ist gut, solange Sie die Bedingungen diktieren, oder?
Schuld sind immer die anderen
Vorwürfe in Ihre Richtung lassen Sie eigentlich nie gelten. Schuld sind irgendwie immer die anderen. Dass Sie, Meghan, sich nicht erinnern konnten, Ihren ehemaligen PR-Berater beauftragt zu haben, den Autoren einer inoffiziellen Biografie Informationen zuzuspielen – echt jetzt? Wenn es das Ziel ist, Harrys Familie Schaden zuzufügen, gelingt Ihnen beiden das. Aber ich hoffe doch sehr, dass Sie einfach zu naiv waren, die Konsequenzen abzusehen.
Werden Sie sich an das Interview erinnern, wenn Sie dieses Jahr Revue passieren lassen? Und daran, dass das „Time“-Magazin Sie auf die Liste der 100 einflussreichsten Menschen gesetzt hat? Auf den Vertrag, den Sie, Harry, abgeschlossen haben? Sie sagen, Sie wollen ein friedvolles Leben führen, aber Ihren Teil dazu beitragen wollen Sie offenbar nicht. Oder warum schreiben Sie eine Autobiografie über den Kreislauf von „Schmerz und Leiden“ beim Aufwachsen in der königlichen Familie, über die man nur eins mit Sicherheit sagen kann: Sie wird viele Menschen verletzen. Ist es das wert?
Zur Trauerfeier Ihres Großvaters sind Sie, Harry, dieses Jahr nach London gekommen, auch zur Enthüllung einer Statue Ihrer Mutter. Kommen Sie mit Frau und Kindern, wenn die Queen 2022 ihr 70. Thronjubiläum feiert? Bitte geben Sie sich einen Ruck und lassen Sie die Vergangenheit endlich hinter sich. Denn was wollen Sie sonst eines Tages Ihren Kindern erzählen, wenn sie verstehen, dass ihre Eltern nicht einfach irgendwer sind?