Gluthitze liegt zurzeit über weiten Teilen Europas. In Griechenland kamen bei den schwersten Waldbränden seit Jahrzehnten etwa 80 Menschen ums Leben, auch in Schweden, Finnland und Lettland hat die Feuerwehr mit schweren Bränden zu kämpfen. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) sagt für das Gebiet von Irland über Skandinavien bis zum Baltikum bis mindestens Anfang August überdurchschnittliche Hitze voraus. Sogar am Polarkreis wurden diesen Sommer bereits 30 Grad gemessen.
Auch Deutschland stöhnt unter einer Rekordhitze. Im Südwesten soll es sogar noch heißer werden – flächendeckend. „Wir knacken die 30-Grad-Marke in den nächsten Tagen“, sagte Thomas Schuster, Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Stuttgart. „Donnerstag wird voraussichtlich der heißeste Tag“. Bei verbreitetem Sonnenschein könnte das Thermometer an der Tauber oder im Mannheimer Raum dann bis zu 36 Grad erreichen.

Mit diesen Temperaturen ist der Südwesten im deutschlandweiten Vergleich jedoch kein Spitzenreiter – am Mittwoch war es zum Beispiel in Sachsen-Anhalt im Durchschnitt drei bis vier Grad heißer. Am Donnerstag könnten Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen die heißesten Länder werden.
Warnung vor Ozon und Wasserknappheit
Doch die Hitze bringt auch Risiken: Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg erwartete gestern eine erhöhte Konzentration von Ozon, die die Schwelle von 180 Mikrogramm überschreiten sollte. Eine zu hohe Konzentration des giftigen, unsichtbaren Gases kann zu Atembeschwerden und Schleimhautreizungen führen. Die Umweltstiftung NatureLife forderte indes, sich besser auf mögliche Wasserknappheit in Städten einzustellen – etwa durch die Rückhaltung von Regenwasser.

Kein Regen zu erwarten
„Niederschläge sind in den nächsten Tagen nicht in Sicht“, hieß es vom Wetterdienst. Wegen der großen Trockenheit steigt auch die Gefahr von Waldbränden. Im Landkreis Karlsruhe, der zu den heißesten Orten im Land gehörte, warnte die Feuerwehr. Schon ein kleiner Funke reiche, um ausgetrocknete Waldflächen oder Bäume in Brand zu setzen. Grillen, Lagerfeuer und Rauchen im Wald sollten daher vermieden werden. „Eine große Gefahr, die meist unterschätzt wird, geht vom Auto selbst aus“, sagt die Feuerwehr. Wenn der Katalysator heiß laufe, könne sich etwa Gras unter dem Fahrzeug entzünden. Die Empfehlung: besser nur auf Asphalt parken.
Nachdem in Hannover am Dienstag der Flughafen seinen Betrieb wegen Hitzeschäden zeitweise gesperrt hatte, kontrolliert der Stuttgarter Flughafen seine Landebahn wegen der Hitze vorsorglich auf Schäden. Einen Betriebsstopp erwarte man aber nicht, sagte eine Sprecherin. Temperaturen von über 60 Grad haben Techniker des Flughafens Hannover auf der Startbahn gemessen. Drei Betonplatten aus dem Jahr 1965 hatten der glühenden Sonneneinstrahlung nicht mehr standgehalten und waren durchgebrochen. Dieses sogenannte Blow-up-Phänomen ist von alten Autobahnen bekannt, aber nicht von Rollfeldern. Von 41 betroffenen Abflügen und 44 Landungen wurden 28 komplett gestrichen. Unter den rund 15 000 Passagieren, die der Hitzeschaden stoppte, waren auch Hunderte Familien, die in den Sommerurlaub aufbrechen wollten.

Grundsätzlich gebe es immer wieder Hitzewellen in Teilen der Erde, sagt Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Die gegenwärtige Hitze auf der gesamten nördlichen Erdhalbkugel sei allerdings äußerst ungewöhnlich. Die drei vergangenen Jahre seien die heißesten auf der Erde seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen. Eine Studie, die 2017 im Fachblatt „Nature Climate Change“ erschien, prognostiziert, dass selbst bei Einhaltung des Pariser Abkommens bis zum Jahr 2100 die Hälfte der Weltbevölkerung lebensgefährlichen Hitzewellen ausgesetzt sei – im Vergleich zu 30 Prozent der Menschheit heute. (dpa/AFP)

Vorsichtsmaßnahmen bei Hitze
- Lieber drinnen bleiben: Besonders die Mittagshitze ist zu vermeiden. Aktivitäten im Freien sollten morgens oder abends erledigt werden. Extreme Temperaturschwankungen belasten den Kreislauf zusätzlich. Das ist bei Herzerkrankungen gefährlich. Auch beim Sitzen in Zugluft aus Ventilatoren und Klimaanlagen kann man sich erkälten.
- Viel trinken: Bei starker Hitze wird empfohlen, eineinhalb bis zwei Liter am Tag zu trinken. Experten raten zu lauwarmen Tees, Schorlen, Mineral- oder Leitungswasser. Besonders kalte Getränke sind nicht zu empfehlen, da das Durstgefühl dabei schneller nachlässt und die Trinkmenge geringer ist. Bei starkem Schwitzen sollte zudem auf besonders natriumreiche Getränke (mehr als 20 mg pro Liter) geachtet werden.