Markus Raffler, Helmut Kustermann und Michael Böhm

Wie sind Sie dem Betrieb im Unterallgäu auf die Schliche gekommen?

Bei Soko Tierschutz arbeiten wir in der Regel mit Informanten zusammen, die uns von diversen Missständen berichten. Auch die Bilder und Berichte aus dem Stall in Bad Grönenbach haben wir aus vertrauensvollen Quellen erhalten. Wir haben trotzdem alle Informationen noch einmal überprüft und dabei die Personen sowie die Orte, die zu sehen sind, eindeutig identifizieren können. Es handelt sich also tatsächlich um den Betrieb in Bad Grönenbach.

Die Soko Tierschutz berichtet regelmäßig von Missständen in Ställen – ist dieser Fall einer von vielen?

Nein, dieser Fall ist in besonderem Maße erschreckend. Ich bin schon einige Jahre als Tierschützer unterwegs und weiß, dass die Zustände in manchen Ställen wirklich gruselig sind. Aber diese Dichte an Verstößen, die Brutalität, die Systematik der Misshandlung der Tiere auf einem Hof, der sich selbst gerne als Prestige-Betrieb darstellt – so etwas habe ich nicht erwartet.

Werden wir doch konkreter. Was haben Sie in dem Stall alles gesehen?

Dort werden Tiere systematisch misshandelt. Kranke Tiere, die nicht mehr stehen können, kämpfen liegend tagelang mit dem Tod. Sie werden geschlagen, verletzt, gequält. Manche Tiere werden mit einem Bolzenschussgerät „getötet“ – dabei ist diese Methode eigentlich nur zur Betäubung gedacht.

Welche Schlüsse haben Sie aus den Bildern gezogen, die Sie gesehen haben?

Wir können bei so etwas nicht tatenlos zusehen und haben am 10. Juni eine anonyme Anzeige beim Veterinäramt zur Gefahrenabwehr erstattet, in der Hoffnung, dass die Behörden einschreiten. Doch diese Hoffnung wurde enttäuscht. Als am nächsten Tag ein Kontrolleur in den Betrieb kam, wurde vorher auffällig gründlich aufgeräumt.

Sie glauben, die Betreiber wussten von der Kontrolle?

Das kann ich nicht behaupten. Unseren Informationen nach wich der Morgen der Kontrolle aber auffällig von einem normalen Tagesablauf ab. Das Schlimmere aber ist: Nach der Kontrolle ging es mit den Misshandlungen quasi nahtlos weiter. Das wirft kein gutes Licht auf die Schlagkraft der Behörde. Daher haben wir auch Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Memmingen erstattet.

Fragen: Michael Böhm