Herr Fetscher, das Deutsch-Schweizer Oktoberfest findet zum 18. Mal in Konstanz statt. Können Sie sich noch an die Anfänge erinnern?
Aber natürlich! Im ersten Jahr hat der Konstanzer Wirtekreis das Fest aus der Taufe gehoben. Im zweiten Jahr habe ich das Ganze dann als Festwirt übernommen. Es war eine Riesenchance für mich, die ich genutzt habe.
Warum war es eine Riesenchance?
Volksfeste haben in Deutschland Tradition. Allerdings war dies in Konstanz damals ganz offensichtlich etwas eingeschlafen. Deshalb habe ich mich engagiert, weil ich Potenzial sah. Und der Zuspruch bis heute zeigt, dass diese Einschätzung nicht so falsch war.
Was macht das Deutsch-Schweizer Oktoberfest aus?
Dass es ein Fest für alle ist. Es geht um eine Volksfest-Tradition, die in Konstanz gefeiert wird. Und dabei versuchen wir mit dem ganzen Team auch auf die Details zu achten.
Die wären?
Das beginnt bei der Dekoration und geht bis zu verschiedenen Programmpunkten, bei denen der Kommerz ganz hinten angestellt wird, wie beispielsweise beim Festumzug, beim Fassbieranstich, bei der Damenwies‘n, beim Oktober-Kinder-Fest und einigen anderen.
Angefangen haben Sie mit einem Festzelt. Schon bald kamen ein Vergnügungspark und ein zweites Zelt dazu. Warum haben Sie sich vergrößert?
Weil es die Nachfrage erforderte. Unsere Abende in der Paulaner Festhalle waren fast ausnahmslos ausverkauft. Außerdem gab es der Platz auf dem Festgelände Klein Venedig her.
Wenn Sie auf 18 Jahre Festwirt in Konstanz zurückblicken, was hat Sie am meisten beeindruckt?
Das ist ganz schwierig zu sagen. Es sind sicher die vielen persönlichen Begegnungen, die ich hatte. Einmal kam eine Frau mit ihrer Mutter im Rollstuhl auf das Fest. Als sie ging, sagte sie mir, dass sie ihre Mutter seit Jahren nicht mehr lachen gesehen habe. An diesem Tag haben sie aber wieder gemeinsam gelacht. So etwas ist dann schon ergreifend.
Sie haben das Deutsch-Schweizer
Oktoberfest immer weiterentwickelt. Was ist dieses Jahr neu?
Wir haben es geschafft, dass wir weltweit das wohl erste klimaneutrale Oktoberfest haben werden.
Wie geht das?
Wir haben eine Spezialfirma beauftragt, die berechnet hat, wie viel Kohlenstoffdioxid durch unser Fest entsteht. Am Ende werden wir eine Fläche mit Bäumen kaufen, damit dieser Verbrauch wieder produziert wird und so gut wie kein ökologischer Fußabdruck bleibt.
Das wird aber schwer, eine solche
Fläche in Deutschland zu finden.
Das stimmt. Wir wissen noch nicht genau, wo das sein wird. Aber ich denke, das wird in Osteuropa sein.
Wie setzen Sie das finanziell um?
Wir haben unsere Lieferanten auch in die Pflicht genommen, die zwei Prozent des Umsatzes dazuzahlen. Den Rest legen wir drauf.
Wie kam diese Idee?
Auch wir haben mitbekommen, dass die Stadt Konstanz den Klimanotstand ausgerufen hat. Was allerdings momentan passiert, ist lediglich eine Diskussion um das Feuerwerk am Seenachtfest. Ich wollte ein Zeichen setzen, dass man tatsächlich etwas machen kann.
Zur Person
Hans Fetscher, 46, ist in Ittendorf aufgewachsen. Der gelernte Elektromechaniker hat im Jahr 2000 zum 35-jährigen Firmenjubiläum von Fetscher Zelte, die sein Vater aus der Taufe gehoben hat, die Firma Fetscher Zelte GmbH gegründet und wurde Geschäftsführer. Mittlerweile hat er weitere Firmen wie Fetscher Event[n]Marketing und Catering Bodensee. Hans Fetscher ist Festwirt unter anderem auf dem Deutsch-Schweizer Oktoberfest in Konstanz und auf der Südwest-Messe in VS-Schwenningen.