Viele Menschen kennen sich nicht mehr so richtig aus mit den Pflanzen, die am Wegesrand stehen. Das ist schade, denn manche sind wahre Multitalente für die Hausapotheke. Welche Pflanzen das sind, welche Wirkung sie haben und wie sie aussehen, lesen Sie hier:
Beinwell (Symphytum officinale)
Er gilt seit alters her als heilsam bei Brüchen, blauen Flecken, Verstauchungen und Zerrungen. Beinwellsalben sind also ideal für Sportverletzungen. Die Pflanze mag einen eher feuchten Standort und blüht im Mai. Sie hat violette Blütenkelche. Medizinisch verwendet wird die Wurzel, die man im Frühjahr ernten sollte. Sie enthält wundheilendes Allantoin. Beinwellsalben sollten nicht auf offene Wunden aufgetragen werden, da sie Alkaloide enthalten. Unser Bild zeigt die blühende Pflanze sowie die geschnittene Wurzel, die pharmazeutisch interessant ist.
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)
Der Name sagt es schon: Dieses Kraut ist für die Frauen da. Es hilft bei schmerzhafter Menstruation, bringt hormonelle Ungleichgewichte wieder in Einklang und hilft nach der Geburt bei der Wundheilung. Die Pflanze enthält Gerbstoffe, von denen sich das Agrimoniin im Tierversuch sogar hemmend bei Tumoren der Brust zeigte. Ein typischer Frauentee bei zu starken Regelblutungen enthält zu je einem Drittel Frauenmantel, Gänsefingerkraut und Schafgarbe. Nach Geschmack noch etwas Kamille zugeben.
Holunder (Sambucus nigra)
Schon bei den Germanen galt der Holunder als Sitz der Göttin Hulda oder Berchta. Er gilt als klassisches Mittel bei Erkältung. Die dunklen Früchte enthalten Anthocyane, die stark gegen Grippeviren wirken. Holunderblütentee wird neben Lindenblütentee eingesetzt, wenn man so richtig schwitzen möchte. Er hilft auch bei trockenem Husten und Nebenhöhlenentzündungen. Finger weg von den Samen! Sie enthalten Glykoside, die zu Erbrechen und Durchfall führen können. Aus Lindenblüten lässt sich ein aromatisch-zartfruchtiger Sirup ansetzen, der als Limonade vor allem bei Frauen sehr beliebt ist.
Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Die Pflanze mit den leuchtend gelben Blüten wird zur Sommersonnenwende geerntet. Johanniskraut ist ein pflanzliches Antidepressivum, das dafür sorgt, dass die entsprechenden Botenstoffe im Gehirn länger aktiv bleiben. Zudem hemmt es Entzündungen und fördert die Wundheilung. Hypericine wirken gegen Viren, Hyperforin gegen Bakterien. Johanniskrautöl pflegt Narben und trockene Haut. Johanniskraut hat Wechselwirkungen mit verschiedenen modernen Medikamenten, darunter Cholesterinsenker, die „Pille“ sowie Zytostatika (bestimmte Krebsmedikamente). Deshalb sollten Sie zuvor Rücksprache mit Ihrem Arzt halten.
Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Der Löwenzahn wächst vor allem auf gut gedüngten Böden. Die Pflanze gehört zu den Korbblütlern und freut die Kinder, wenn sie abgeblüht ist und zur Pusteblume wird. Die Wurzel fördert den Gallenfluss, was gegen Gallensteine schützen kann und die Leber erfreut. Wegen des hohen Kaliumgehalts wirkt die Wurzel harntreibend, weshalb die Franzosen sie liebevoll „pisseenlit“ (zu deutsch: Bettseicher) nennen. Auch die Blätter lassen sich verwenden.
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Sie sind spazieren und wurden von einer Mücke gestochen? Zupfen Sie frische Blätter ab, quetschen Sie sie aus und tupfen Sie den Saft auf die Stiche. Spitzwegerich wirkt entzündungshemmend; die Pflanze enthält unter anderem Gerbstoffe, Saponine, Kieselsäure und Zink. Aus getrockneten Blättern lässt sich auch Tee bereiten, der vor allem gegen Husten eingesetzt wird. Die Schleimstoffe lindern den Hustenreiz. Kinder mögen auch Sirup daraus.
Stinkender Storchschnabel (Geranium robertianum)
Der Name ist nicht nett, aber die Pflanze hat günstige Wirkungen für Paare, die sich ein Kind wünschen. Sie wird 50 Zentimeter hoch und liebt feuchte Plätzchen am Waldrand und im Garten. Enthalten sind ätherische Öle und Gerbstoffe. Man vermutet, dass die entgiftende Wirkung sich günstig auf den Hormonhaushalt von Frau und Mann auswirkt. Eine typische Teemischung enthält Storchschnabel, Gundelrebe und Goldrute.
Weidenröschen (Epilobium angustifolium und pariflorum)
Was der Frauenmantel für die Frauen ist, ist das Weidenröschen für die Männer. Die Pflanze ist eigentlich eine Pionierpflanze und wächst auf Schutthalden, was ihr im Zweiten Weltkrieg den Namen Trümmerkraut einbrachte. Die kleinblütige Variante enthält Flavonoide, die entzündungshemmend wirken, was bei einer beginnenden Prostatavergrößerung hilft. Andere Stoffe wirken günstig auf das hormonelle Gleichgewicht in der Prostata und sogar die Testosteronbildung. Männer ab 40 können ruhig immer wieder eine Tasse Weidenröschen-Tee trinken. Es gibt ihn in der Apotheke. Pro Tasse eins bis zwei Teelöffel fünf Minuten ziehen lassen.
Das Buch
Die Informationen zu den vorgestellten Pflanzen sind überwiegend entnommen aus dem neuen Buch "Die Natur-Apotheke" von Karin Buchert und Miriam Wiegele. Servus-Verlag, 24,95 Euro. ISBN: 978-3-7104-0083-4.
Das Buch bringt ausführliche Heilpflanzen-Porträts mit Hinweisen zur Botanik und Geschichte der Pflanze, der modernen Anwendung und möglichen Pflanzen-Alternativen. Sehr gut gelungen sind auch die schönen