Der Vogelkundler Peter Berthold.
Der Vogelkundler Peter Berthold. | Bild: Mediainjector

Der Spatz: „Der Spatz braucht einen Ort, an dem er 365 Tage im Jahr an Futter kommt. Das war früher in der Landwirtschaft geboten, als noch jeder Hof ein paar Tauben, Hühner und Pferde hatte: Da haben die Spatzen sich die Körner aus den Pferdeäpfeln gepickt. Wenn Sie heute in ein Mais- oder ein Zuckerrübenanbaugebiet gehen – da gibt es Bauerndörfer mit 30 Höfen ohne Kuh, ohne Schaf oder Huhn. Da gibt es kein Körnchen, nichts – außer dem Mais für kurze Zeit. Wovon soll da ein Spatz leben?“

Bild 2: Vögel, Grüne, Wölfe – und was Peter Berthold dazu meint
Bild: Dr. Roland Knauer

Der Kolkrabe: „Es gibt auch Vögel, denen es gut geht bei uns, sogar zu gut. Zum Beispiel der fleischfressende Kolkrabe in Mecklenburg-Vorpommern. Da ziehen ganze Horden durchs Land. Da gibt es viel Schweinehaltung in Außengehegen. Wenn die Muttersau Junge auf die Welt bringt, fressen die Kolkraben die genüsslich auf. Aber wer hält denn bitte auch ein Mutterschwein in der Landschaft draußen? Die Kolkraben leben von unserer Wohlstands- und Überflussgesellschaft.“

Bild 3: Vögel, Grüne, Wölfe – und was Peter Berthold dazu meint
Bild: Christian Charisius/dpa

Die Windkraft: „In Maßen und an geeigneten Plätzen bin ich dafür. Ich bin absoluter Atomkraftgegner, da kann ich nicht gegen Windkraft und womöglich gegen Solarenergie sein und gleichzeitig eine Tiefkühltruhe haben. Ich habe die allererste Doktorarbeit in Europa betreut über Einflüsse von Windkraftanlagen auf Vögel. Das war damals verträglich. Aber inzwischen gibt es Auswüchse, zum Beispiel in Brandenburg, wo über 2000 Anlagen stehen – da geht die Rotmilanpopulation jedes Jahr fünf Prozent runter.“

Bild 4: Vögel, Grüne, Wölfe – und was Peter Berthold dazu meint
Bild: Patrick Pleul/dpa

Der Wolf: „Es wäre höchsterfreulich, wenn der Wolf in Deutschland wieder ansässig würde. Das wäre auch gefahrlos der Fall, weil alle Befürchtungen Hysterie sind. In Frankreich, Spanien, Italien, Polen, Rumänien – überall gibt es schließlich Wölfe, zum Teil sogar sehr viele. Und trotzdem hören wir von dort keine Schreckensnachrichten. Es gibt nichts Friedlicheres als Wölfe. Was natürlich gemacht werden muss: Die Schäfer und andere Landwirte müssen selbstverständlich entschädigt werden.“

Bild 5: Vögel, Grüne, Wölfe – und was Peter Berthold dazu meint
Bild: Bernd Weissbrod/dpa

Grün-Schwarz: „Für uns Naturschützer war Grün-Schwarz eine große Hoffnung. Mit den Grünen ist es in vieler Hinsicht besser geworden als zuvor – allerdings fast nur in Bezug auf den Umweltschutz: Luft, Verkehr, sauberes Wasser in den Flüssen. Das hat aber meist ganz wenig zu tun mit Naturschutz. Umweltschutz ist immer auf uns bezogen – saubere Lebensmittel für uns, sauberes Wasser für uns. An die wild lebenden Tiere und Pflanzen denken die Grünen genauso wenig wie die Schwarzen vorher.“

Bild 6: Vögel, Grüne, Wölfe – und was Peter Berthold dazu meint
Bild: Daniel Müller/Nationalpark Schwarzwald

Nationalpark Schwarzwald: „Der Nationalpark wirkt sich kontraproduktiv aus: Im Zuge der Klimaerwärmung haben wir im Schwarzwald andere Wuchsverhältnisse. Wenn wir da nicht pflegend eingreifen, vertreiben wir genau die Tiere, die wir eigentlich schützen wollen, wie die Auerhühner. Der Park hat eine Alibifunktion, bringt keinerlei ökologischen Nutzen. Da werden Führungen gemacht, nachts mit Stirnlampen, in die letzten geschützten Ecken hinein. Das Ganze ist ein Rummelplatz zum Geldverdienen.“

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