Als Mittelalter wird die Epoche zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert bezeichnet. In diesen rund tausend Jahren haben sich die Herrschaftsverhältnisse und Lebensweisen im Bodenseeraum mehrfach grundlegend geändert. Und sie zeigt, dass die Verbindung zwischen den heutigen deutschen und Schweizer Staatsgebieten schon damals eng war.
Nach dem Ende des Weströmischen Reichs 476 kam der Thurgau nacheinander unter die Oberhoheit der Burgunder, Ostgoten und Franken (Merowinger). Unter fränkischer Herrschaft teilte sich das Reich mehrfach, wobei die Ostschweiz sich wie der heute zu Deutschland zählende Bodenseeraum bis auf eine kurze Zwischenphase Richtung ostfränkisches Teilreich der Karolinger orientierte.

Klöster von St. Gallen und Reichenau als Machtzentrum
Neben den königlichen Karolingern, dem regionalen Adel, den Angehörigen der Klöster St. Gallen und Reichenau war nicht zuletzt der Bischof von Konstanz ein wichtiger politischer und wirtschaftlicher Akteur. Bäuerliche Untertanen sind ihnen hörig und zu Leistungen verpflichtet. Entsprechend war das Leben der einfachen Leute am Bodensee hart und entbehrungsreich.

Auf die Zeit der Karolinger folgte die ottonisch-frühsalische Zeit (911–1098) und die spätsalisch-staufische Zeit (1098–1264) mit all ihren Wirren und Standesdünkeln. In dieser Zeit wurden zahlreiche Klöster und Stifte gegründet oder erneuert. Damit setzte auch die im frühen 10. Jahrhundert abgebrochene schriftliche Überlieferung aus dem Raum selbst wieder ein.
Mehrere Thurgauer Adlige werden Konstanzer Bischöfe
Sie erlaubt Rückschlüsse auf den in dieser Zeit beginnenden Burgenbau und auf die Verflechtung und Funktion des lokalen Adels. Aus ihm ragen die Freiherrengeschlechter von Güttingen und Bussnang (beides im heutigen Kanton Thurgau) heraus, die Bischöfe von Konstanz und Chur sowie St. Galler Äbte hervorbrachten.
1264 erbte der Habsburger Graf Rudolf IV., später König Rudolf I., die Rechte in der Grafschaft Thurgau. Bis 1460 blieb der Thurgau habsburgisch, danach wurde er eidgenössisch.
Die spärlichen Hinweise auf Handel und Verkehr belegen die Bedeutung der Schifffahrt auf Untersee und Rhein. Auf das frühere Mittelalter dürfte die über Berg, Sulgen und Bischofszell führende Verbindung von Konstanz nach St. Gallen zurückgehen, die in einer Urkunde von 1401 Bischofweg genannt wurde.
Drei Päpste konkurrieren in Konstanz um die Macht
Kurz darauf, zwischen 1414 und 1418, wurde in Konstanz Weltgeschichte geschrieben: Das gesamte Abendland traf sich in unruhigen Zeiten zum Konzil, um die Kirchenspaltung zu verhindern. Zu jener Zeit tobte der 100-jährige Krieg zwischen Frankreich und England. Drei Päpste konkurrierten um die Macht: Gregor XII. in Rom, Benedikt XIII. in Avignon und Johannes XXIII. in Bologna.

Interne Machtkämpfe innerhalb der katholischen Kirche, vor allem zwischen Frankreich und Italien, waren die Ursache. Es drohte die Spaltung der Kirche. Der Konflikt, der sich von 1378 bis 1417 hinzog, ging als Abendländisches Schisma in die Geschichte ein.
Erstes Konzil nördlich der Alpen
Schirmherr des Konzils war der deutsch-römische König Sigismund, dessen Aufruf Kardinäle, Bischöfe und Äbte wie auch die mächtigsten Fürsten des Abendlandes folgen, weshalb sich die gesamte christliche Welt in Konstanz versammelt. Zum ersten Konzil, das nördlich der Alpen einberufen worden war. In jener Zeit sollen sich bis zu 20.000 Menschen gleichzeitig in der Stadt aufgehalten haben, einige Quellen sprechen von bis zu 70.000 Personen. Konstanz selbst zählte damals um die 6000 Einwohner.
Doch es ging nicht nur um den Kampf der Päpste, sondern auch um Ketzerei, abweichende Auffassungen (Häresie) und den Machterhalt der Kirche. So hatte das Konzil drei Ziele: Erstens die Kirche unter einem Papst zu einen, sie zweitens an Haupt und Gliedern neu zu ordnen und drittens Grundsatzfragen des Glaubens zu beantworten.
Erst als sich alle drei Päpste zum Rücktritt bereit erklärten, wurde der Weg frei für eine Einigung. „Habemus Papam!“ hieß es, als am 11. November 1417 Kardinal Oddo di Colonna zum neuen Papst gewählt wurde. Das Konzil hatte damit eines seiner wichtigsten Ziele erreicht. Doch es ist nicht nur deswegen ein Weltereignis. Es gilt auch als ein entscheidender Baustein für die Wende vom Mittelalter in die Neuzeit.
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