Ollolai ist ein kleines Dorf mitten auf Sardinien. Zum Meer braucht man mit dem Auto etwa eine Stunde. Der Ort am Fuß des Santu-Basiliu-Bergs liegt nicht auf den ausgetrampelten Touristenpfaden.
Vielleicht eignet sich Ollolai auch deshalb für jenes Rettungsprojekt, das sich Bürgermeister Francesco Columbu ausgedacht hat. Er will vor allem von der Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten enttäuschte Amerikaner in sein Dorf locken. Ollolai sucht Aussteiger, die die Nase voll haben von Großstadt-Stress und globalen Krisen.
„Sind Sie erschöpft von der Weltpolitik?“, heißt es auf einer Webseite, die die Gemeinde in der Provinz Nuoro diese Woche online gestellt hat. „Suchen Sie einen ausgeglichenen Lebensstil und wollen sich neue Horizonte erschließen? Jetzt ist der Moment, Ihren europäischen Zufluchtsort im atemberaubenden Paradies Sardinien zu erschließen.“ So ist es auf www.liveinollolai.com zu lesen. Laut Columbu gab es bereits am ersten Tag 30.000 Anfragen. Die Webseite habe 156.000 Zugriffe verzeichnet.
Verlassene Immobilien für einen Euro
Die Gemeinde greift bei ihrem Projekt auf das bekannte 1-Euro-Modell zurück. Danach können US-Amerikaner, aber auch alle anderen Interessenten aus In- und Ausland, verlassene Immobilien zum symbolischen Preis von einem Euro erwerben.
Im Gegenzug verpflichten sie sich, die Immobilie zu renovieren und das Eigentum mindestens fünf Jahre lang zu behalten. Zum Verkauf stehen auch teurere Immobilien.
Ollolai startete ein ähnliches Projekt bereits 2015. Columbu will das in vielen süditalienischen Dörfern zur Anwendung gekommene Modell erfunden haben. Anlässlich des Wahlsiegs von Donald Trump stellte die Gemeinde neue Immobilien zum Verkauf bereit. Besichtigen kann man die Objekte bislang nur vor Ort. Auf der Webseite wird ein Katalog der zum Verkauf stehenden Häuser angekündigt.
Ziel: Arbeitsplätze schaffen
Der Bürgermeister will vor allem dem Phänomen der schrumpfenden Bevölkerung in Ollolai entgegentreten. „Die Menschen wandern an die Küsten und in die Städte ab. 1961 hatten wir noch 2280 Einwohner“, berichtet Columbu. „Jetzt sind es nur noch halb so viele.“
Ziel ist, Investitionen zu fördern und Arbeitsplätze zu schaffen, um das langsame Ausbluten seines Dorfes zu stoppen. Alle Interessenten seien willkommen, Anfragen aus den USA würde allerdings Vorzug eingeräumt.
2023 warb Ollolai bereits um den Zuzug digitaler Nomaden. Medienberichten zufolge zogen 2023 mindestens zehn US-Bürger in das Dorf, um dort im Rahmen des Programms „Work from Ollolai“ im Smartworking ihren Tätigkeiten nachzugehen. Fünf holländische Familien ließen sich bereits 2018 in Ollolai für einen Neuanfang nieder. Der Privatsender RTL dokumentierte damals das Abenteuer in einer Reality-Show. Ob die Paare immer noch in dem Dorf leben oder noch Eigentümer einer Ferienwohnung sind, ist nicht bekannt.