Nicht nur Bergsteiger-Legende Reinhold Messner ist sich sicher: Das tödliche Unglück an der Marmolata in den italienischen Alpen hängt mit der Erderwärmung zusammen. Der Gletscherbruch ereignete sich nach einer wochenlangen Hitzewelle in der Region. Doch nicht nur das Schmelzen der Eiszungen wird für Bergsteiger und Wanderer in den kommenden Jahren zum Problem werden.

Tobias Hipp ist beim Deutschen Alpenverein (DAV) im Ressort Naturschutz tätig und ein Experte für die Folgen des Klimawandels für die Alpen. Er benennt drei Aspekte, die für neue oder verstärkte Gefahren sorgen: Neben dem Schmelzen der Gletscher sind das die Zunahme von Extremwettern und vor allem das Auftauen von Permafrostböden.

Tauende Permafrostböden sorgen für Felsstürze

Gerade die rasante Erwärmung der bisher dauerhaft gefrorenen Felshänge ist ein Problem, das laut Hipp fast flächendeckend im Alpenraum Probleme macht. Denn das Eis stabilisiert diese Felder bisher. Verschwindet es, steigt die Gefahr von Steinschlägen und großen Felsstürze.

„Bisher beginnen diese Permafrostböden an schattigen Nordhängen bei etwa 2600, 2800 Metern Höhe, bei Südhängen sind es 3000, 3400 Meter Höhe“, erklärt Hipp. Gerade in diesen Bereichen wird es nun gefährlich, wenn es zum Auftauen kommt – was natürlicherweise vor allem im Sommer geschieht. „In den kommenden Jahren wird das auch viele ganz klassische Routen betreffen“, so der Experte. Das Fenster, in denen diese begehbar sind, könnte sich dadurch immer weiter verkürzen, die Risiken steigen.

Gletscher sieht Hipp derweil zwar nicht als grundsätzliches Risiko. Hier seien die Gefahren durch die Schmelze im Allgemeinen besser zu überwachen und einzuschätzen. Bei steilen Gletschern, die unter Umständen auch noch überhängen, drohen jedoch große Abbrüche, wie an der Marmolata geschehen. Das betreffe allerdings nicht alle Alpengletscher, so Hipp.

Die Abbruchkante nach dem Gletscherunglück in den Dolomiten ist klar erkennbar.
Die Abbruchkante nach dem Gletscherunglück in den Dolomiten ist klar erkennbar. | Bild: Luca Bruno

Extremwetter wie Hitze oder Starkregen als dritte Gefahr gefährden zum einen direkt Wanderer und Bergsteiger, wirken aber auch als Beschleuniger der beiden anderen Entwicklungen.

Wie sich Bergsportler schützen können

Muss man sich nun also anders schützen oder neu informieren, wenn man im alpinen und vor allem hochalpinen Raum unterwegs ist? Hipp sagt: „Es gelten weiterhin die üblichen Regeln, die man beachten sollte“. Also: Vorsichtig sein, die Temperaturen beachten, lieber sehr früh als in der nachmittäglichen Hitze unterwegs sein. In den Höhen, in denen tauende Permafrostböden ein Problem sind, sollte man bei Hitzewellen Nordwände zudem meiden.