Mister Musk, von Ihnen bin ich ja schon einiges gewohnt. Sie verlangen von Tesla-Mitarbeitern, dass sie in der Fabrik schlafen, springen neuerdings mit der Kettensäge durchs Weiße Haus und sorgen in den USA für Angst und Schrecken, indem Sie auf Geheiß Ihres Chefs Donald Trump Tausenden von Bundesangestellten den Laufpass geben.

Auch wenn ich schon glaubte, dass es nicht mehr schriller geht, belehren Sie mich eines Besseren. Machen Sie sich je Gedanken über Ihre Handlungen und deren Folgen für andere? Haben Sie einen Funken Verantwortungsgefühl? Nein.

Denn am vergangenen Wochenende nahmen Sie Ihren kleinen Sohn mit zu einem Kampf der Ultimate Fighting Championship, die größte Profi-Liga für Mixed Martial Arts – den brutalsten Kampfsport, den ich kenne.

Überall ist das Kind dabei

Mit dem vierjährigen X æ a-xii lassen Sie sich gerne sehen. Sie rufen ihn Lil X, wie ich höre, wobei mir rätselhaft bleibt, wie einem dieser Name zärtlich über die Lippen kommen soll.

Schon vor zwei Jahren langweilte sich der Kleine, als Sie den türkischen Präsidenten Erdogan trafen und zeigte diesem trotz Fußballgeschenk die kalte Schulter. Seit Sie im Weißen Haus ein- und ausgehen, stellen Sie ihn aus wie ein Äffchen.

Trump amüsiert sich.
Trump amüsiert sich. | Bild: JOE RAEDLE

Jetzt also der Käfigkampf, der einen an römische Gladiatoren denken lässt. Die Kämpfer gehen aufeinander los, ohne Kopfschutz und mit wenig gepolsterten Handschuhen, die die Finger freigeben, damit sie den Gegner greifen können.

Fast alles ist erlaubt, Fuß- und Knietritte, Würgen sowie Schläge mit dem Ellbogen senkrecht von oben auf den Kopf, selbst, wenn der andere schon am Boden liegt. Anders als beim Wrestling ist alles echt. Wenn Wunden bluten, ist das kein Grund abzubrechen.

Bei der Ankunft am Flughafen in Miami vor dem Kampf.
Bei der Ankunft am Flughafen in Miami vor dem Kampf. | Bild: MANDEL NGAN/AFP

Haben Sie sich mal überlegt, was ein solcher Kampf mit Ihrem Kind macht? Es sollte um diese Zeit mit seinem Kuscheltier im Bett liegen und schlafen – nach einer Gutenachtgeschichte. Wissen Sie überhaupt, was das ist? Stattdessen verfolgt Ihr Kleiner das Spektakel mit offenem Mund und kann weder einordnen noch verstehen, dass es sich hier „nur“ um einen Wettkampf handelt.

Für Erwachsene schon harter Tobak

Mit vier lernen Kinder einen Streit über ein Spielzeug zu klären, ohne sich zu schlagen. Dass sich zwei Menschen prügeln, was das Zeug hält und einer am Ende womöglich ohnmächtig am Boden liegt, ängstigt sie. Schon für Erwachsene ist eine solche Show harter Tobak und deshalb bei uns erst ab 16, oft auch erst ab 18 Jahren erlaubt.

Aber es kümmert Sie nicht, dass auch Ihre Ex-Partnerin und Lil X‘ Mutter Grimes, heftig gegen das Vorführen ihres Kindes in der Öffentlichkeit protestiert. Gegenrede und Kritik können Sie nicht vertragen. Dann fahren Sie Ihre härtesten Geschütze auf oder Ihre teuren Anwälte, die alles niederschlagen, was sich Ihnen in den Weg stellt.

Sie wurden gemobbt als Kind

Als Kind wurden Sie gemobbt und von Mitschülern bewusstlos geschlagen, so dass Sie in die Klinik mussten. Wollen Sie jetzt aus Ihrem Sohn einen harten Burschen machen?