Einfach zauberhaft: Sabine Bohlmann, Ein Mädchen namens Willow

Sabine Bohlmann, Ein Mädchen namens Willow, Planet!, 13 Euro
Sabine Bohlmann, Ein Mädchen namens Willow, Planet!, 13 Euro | Bild: Thienemann-Esslinger Verlag GmbH

Willow hat etwas ganz Besonderes von ihrer Tante Alwina vererbt bekommen. Ein kleines Wäldchen – direkt gegenüber von dem Haus, in das sie mit ihrem Vater eingezogen ist. Doch das Wäldchen birgt ein Geheimnis. In einer kleinen Hütte findet sie ein weiteres Vermächtnis ihrer Tante, ihre Hexenkraft. Neugierig, aber behutsam macht sich das Mädchen mit den Sommersprossen und den roten Haaren auf die Suche nach der Magie. Mit Hilfe des Fuchses Rufus und eines magischen Buches weckt sie schließlich ihre verborgenen Kräfte. Und stellt fest, dass ihr noch drei andere Mädchen mit Hexenkräften fehlen, um einen alten magischen Bund wiederzubeleben. Zu viert stemmen sie sich mit List und Magie gegen den Verkauf des magischen Wäldchens. Liebevoll und facettenreich erzählt Sabine Bohlmann Willows Geschichte und gibt nicht nur ihr den Ratschlag mit: „Höre auf Dein Herz.“ (Julia Kipping)

Sabine Bohlmann, Ein Mädchen namens Willow, Planet!, Thienemann-Esslinger Verlag, 13 Euro

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Das Flair von Paris: Murielle Rousseau: „Die Cafés von Paris“

Murielle Rousseau: „Die Cafés von Paris“. Insel-Verlag, 14 Euro.
Murielle Rousseau: „Die Cafés von Paris“. Insel-Verlag, 14 Euro. | Bild: Insel-Verlag

Wenn sie nicht gerade in ihrer Geburtsstadt Paris ist, dann schreibt Murielle Rousseau über die Stadt. In „Gärten von Paris“ (2020) nimmt sie die schönsten Gärten der Stadt ins Visier, als Flaneurin, auf ganz persönliche Art. Auch, wenn ihr Arbeitsplatz Freiburg ist, hat sie das französische „Savoir vivre“, die französisch Art zu leben, nicht verloren. Dazu passt ihr neues Buch: „Die Cafés von Paris“. Rousseau hat mit der Fotografin Marie Preaud 51 Cafés der Stadt besucht, vom Café de Flore über das Café Marly im Louvre, dem Deux Moulins im Montmartre bis hin zur Brasserie Lipp. Sie präsentiert die kleinen Bistros um die Ecke und die traditionellen Cafés, in denen sich Kultur und Alltag begegnen. Und erzählt Geschichten aus Gegenwart und Vergangenheit. (Siegmund Kopitzki)

Murielle Rousseau: „Die Cafés von Paris“. Insel-Verlag, 14 Euro.

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Zwischen Klassik und Pop: Vision String Quartet: Spectrum

Vision String Quartet: Spectrum, Warner Classics
Vision String Quartet: Spectrum, Warner Classics | Bild: Warner Classics

Die vier möchten eine Band sein. Deshalb spielen die Mitglieder des Vision String Quartet auswendig, deshalb gibt es nach dem klassischen Teil im Konzert einen poppigen nach der Pause. Jetzt hat das Berliner Streichquartett nach seiner klassischen Debüt-CD „Memento“ mit „Spectrum“ ein Popalbum mit eigenen Stücken vorgelegt – vom folkig angehauchten „Sailor“ bis zum gezupften „Samba“. Meist wird das Cello von Leonard Disselhorst zum groovenden Bass und die Violine von Jakob Encke zur Leadmelodie. Die Akkorde in den Mittelstimmen (Daniel Stoll/Violine 2 und Sander Stuart/Viola) sind immer auch Rhythmus. In „The Shoemaker“ werden die Instrumente betrommelt. Danach Entspannung mit dem ruhigen Cover von „Run To You“. (Georg Rudiger)

Vision String Quartet: Spectrum, Warner Classics

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Von Ost nach West: Shaul Bustan: Above the treetops

Shaul Bustan: Above the treetops, CD (über den Künstler: www.shaulbustan.com)
Shaul Bustan: Above the treetops, CD (über den Künstler: www.shaulbustan.com) | Bild: Jan von Holleben

Wer die Oud liebt, diese Laute aus dem Nahen Osten mit ihrem ganz besonderen Klang, sollte einmal in Shaul Bustans neue CD „Above the treetops“ hineinhören. Bustan ist ein israelisch-deutscher Musiker und Komponist, er spielt Oud und Bass. Die CD beginnt mit akustischen Erinnerungen von Bustan an seine Kindheit im Kibbuz in Israel, dann geht die Musik von Ost nach West, bewegt sich zwischen Weltmusik und Jazz, mit Piano-, Bass- und natürlich wunderbaren Oud-Passagen. Selten zu hören ist das Sopransaxophon, das hier in seiner Klangfarbe fast an eine Klarinette à la Giora Feldman erinnert. Besonders schön ist „Basel St. 27“. Es ist die Adresse von Bustans Großeltern in Israel. Eine Hommage an Basel, die einstige Schweizer Heimat vieler jüdischer Geflüchteter, die aus der großen Stadt kamen. Melodisch, schön und melancholisch. (Beate Schierle)

Shaul Bustan: Above the treetops, CD (über den Künstler: www.shaulbustan.com)

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Rausch der Eifersucht: Gustave Flaubert: Memoiren eines Irren

Gustave Flaubert: Memoiren eines Irren, Hanser-Verlag, 28 Euro
Gustave Flaubert: Memoiren eines Irren, Hanser-Verlag, 28 Euro | Bild: Hanser Literaturverlage

Was bringt einen Mann so richtig aus der Fassung? Na klar, eine Frau. Vor allem dann, wenn der Mann jung ist und die Frau schön – und als Spielverderber der Ehemann auftaucht. Gustave Flaubert, der es später mit seinem Ehebruch-Roman „Madame Bovary“ zu Weltruhm bringen sollte, entwickelte daraus mit 17 Jahren seinen ersten Roman. Die „Memoiren eines Irren“ sind ein einziger Rausch der Eifersucht und Selbstverzehrung: kein großer Wurf, aber aus literaturhistorischem Interesse lesenswert. So ging es also von Goethes „Leiden des jungen Werthers“ zu den großen Wälzern der Romantik! Elisabeth Edl hat das Werk neu übersetzt. Briefe des jungen Flaubert sowie eine Einordnung von Wolfgang Matz runden die Neuerscheinung ab. (Johannes Bruggaier)

Gustave Flaubert: Memoiren eines Irren, Hanser-Verlag, 28 Euro

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Starke Frauen im Biergeschäft: Ryan Stradal: Die Bierkönigin von Minnesota

J. Ryan Stradal: Die Bierkönigin von Minnesota, Diogenes-Verlag, 18 Euro
J. Ryan Stradal: Die Bierkönigin von Minnesota, Diogenes-Verlag, 18 Euro | Bild: Diogenes Verlag

Frauen und Bierbrauen – wer meint, das schließe sich aus, wird in J. Ryan Stradals Roman eines Besseren belehrt. Der 46-Jährige ist selbst im US-Bundesstaat Minnesota aufgewachsen, wo er seine Familiengeschichte um drei Frauen zwischen 1959 und 2019 ansiedelt. Helen schwatzt ihrem Vater das Erbe ab, um ihren Traum von einer Brauerei wahr zu machen. Ihre Schwester Edith muss sich durchs Leben kämpfen und mit über 70 einen neuen Job suchen. Sie nimmt ihre Enkelin Diana, die Waise ist, bei sich auf. Als die junge Frau beim Stehlen erwischt wird, muss sie die Schulden ausgerechnet in einer Brauerei abarbeiten – und mischt den Markt mit ihren Ideen auf. Stradal gelingt ein Porträt dieser Frauen, die sich trotz Enttäuschungen und Schicksalsschlägen nicht unterkriegen lassen. (Birgit Hofmann)

J. Ryan Stradal: Die Bierkönigin von Minnesota, Diogenes-Verlag, 18 Euro

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Selbstbegegnung: Hervé Le Tellier: Die Anomalie

Hervé Le Tellier: Die Anomalie. Rowohlt 2021, 345 Seiten, 22 Euro.
Hervé Le Tellier: Die Anomalie. Rowohlt 2021, 345 Seiten, 22 Euro. | Bild: rowohlt

Im März 2021 gerät ein Flugzeug von Paris nach New York in schwere Turbulenzen, kommt aber schließlich doch heil am Ziel an. Im Juni 2021 passiert dasselbe wieder, und zwar mit dem identischen Flug. Es gibt keine Zweifel: Es ist dieselbe Maschine, dieselbe Besatzung – und es sind dieselben Passagiere, die nun erneut gelandet sind und die es nun doppelt gibt. Das löst nicht nur einen Krisenalarm aus und fieberhaftes Rätseln über das Unmögliche, sondern schließlich auch die Frage: Was passiert, wenn ein Mensch sich selbst trifft? Der französische Autor Hervé Le Telliers spielt diese Versuchsanordnung in seinem Roman anhand einzelner Personenporträts durch. Ein ebenso spannender wie tiefgründiger Psycho- Thriller. (Elisabeth Schwind)

Hervé Le Tellier: Die Anomalie. Aus dem Französischen von Jürgen und Romy Ritte. Rowohlt 2021, 345 Seiten, 22 Euro.

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Hoher Seegang: Boris Herrmann: Allein zwischen Himmel und Meer

Boris Herrmann: Allein zwischen Himmel und Meer, Verlag C. Bertelsmann, 24 Euro
Boris Herrmann: Allein zwischen Himmel und Meer, Verlag C. Bertelsmann, 24 Euro | Bild: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Muenchen

Man muss kein passionierter Freund von Hochseeregatten sein, um dieses Buch zu verschlingen. Boris Herrmann berichtet über die Vendée Globe vor einem Jahr, das härteste Einhand-Segelrennen um die Welt. Er erzählt aber nicht als Held seine Ruhmestaten mit vor Stolz geschwellter Brust. Vielmehr gewährt er einen Einblick in sein Seelenleben mit allen Hochs und Tiefs. Wenn er etwa aus verschiedenen Perspektiven die dramatische Lebensrettung eines Konkurrenten schildert, erleben wir nicht nur seine Freudentränen über den glücklichen Ausgang, sondern verdrücken gleich selbst eine Träne. Dass Herrmann viel über seine Konkurrenten im Rennen erzählt, absolut wertschätzend, macht das Buch noch interessanter. Es ist bei hohem Seegang ein Buch mit absolutem Tiefgang. (Roland Wallisch)

Boris Herrmann: Allein zwischen Himmel und Meer, Verlag C. Bertelsmann, 24 Euro

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Koreanische Wurzeln: Minari

Minari – Wo wir Wurzeln schlagen, Blu-ray & DVD, Prokino/EuroVideo
Minari – Wo wir Wurzeln schlagen, Blu-ray & DVD, Prokino/EuroVideo | Bild: Prokino

„Minari – wo wir Wurzeln schlagen“ ist einer der schönsten Filme des Jahres, der im Kino-Chaos des Frühsommers etwas untergegangen ist. US-Regisseur Lee Isaac Chung erzählt darin eine von seiner eigenen Kindheit inspirierte Geschichte: Ein aus Korea eingewandertes Ehepaar zieht in den 1980er-Jahren mitsamt der beiden in den USA geborenen Kinder aus Kalifornien ins ländliche Arkansas, wo vor allem Vater Jacob (Steven Yeun) mit einer Farm für koreanisches Gemüse auf eine neue Existenz hofft. „Minari“ ist ein zutiefst warmherziger Film übers Fremdsein und Ankommen, über Heimat und Familie, der nicht nur sehr zu Herzen geht, sondern auch eine gute Portion Humor mitbringt. Für letzteren sorgt neben dem kleinen Alan Kim (als Chungs Alter Ego) nicht zuletzt die wunderbare Yoon Yeo-jeong, die für ihre Rolle als aus Korea angereiste Oma hoch verdient mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. (Patrick Heidmann)

MinariWo wir Wurzeln schlagen, Blu-ray & DVD, Prokino/EuroVideo

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Tierisch magisch: Margit Auer: Die Schule der magischen Tiere – Voll das Chaos!

Margit Auer: Die Schule der magischen Tiere – Voll das Chaos! Illustrationen von Nina Dulleck, Carlsen-Verlag, 256 Seiten, 12 Euro
Margit Auer: Die Schule der magischen Tiere – Voll das Chaos! Illustrationen von Nina Dulleck, Carlsen-Verlag, 256 Seiten, 12 Euro | Bild: Carlsen-Verlag

Es gibt sicher viele Eltern in Deutschland, die Margit Auer auf ewig dankbar sind – für ihre Idee von der Schule der magischen Tiere. Denn kaum ist Magie im Spiel, werden auch Lesemuffel zu Bücherratten. Wer würde sich schließlich nicht auch ein magisches Tier wünschen? Einen Freund fürs Leben, der einem immer zur Seite steht? In Band 12 der Reihe bekommt Mortimer Morrison, Inhaber der magischen Zoohandlung, Ärger, weil er die Schulklasse seiner Schwester, der Lehrerin Mary Cornfield, mit den sprechenden Tieren versorgt. Natürlich stehen ihm nicht nur die Kinder, sondern auch die Tiere wie Fuchs Rabbat zur Seite. Das Abenteuer lässt sich ab etwa acht Jahren selber lesen – oder den Eltern vorlesen, die dachten, sie seien zu alt für Magie. (Nicole Rieß)

Margit Auer: Die Schule der magischen Tiere – Voll das Chaos! Illustrationen von Nina Dulleck, Carlsen-Verlag, 256 Seiten, 12 Euro

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Kleine Kostbarkeiten: Laura: Quiet Land

Laura: Quiet Land. GLM Music. FM 320-2, Vertrieb: EDEL Kultur
Laura: Quiet Land. GLM Music. FM 320-2, Vertrieb: EDEL Kultur | Bild: Edel Records

„Diese junge Frau“, so prophezeite bei den Stuttgarter „JazzOpen“ 2017 die Jazzlegende Quincy Jones über die damals als Backgroundsängerin engagierte Laura Kipp, „ist hervorragend. Ihr alle werdet in Zukunft noch von ihr hören“. Vorschusslorbeeren aus berufenem Munde, die Laura, wie sie sich nennt, auf ihrem Debutalbum „Quiet Land“ nun eingelöst hat. Stilistisch findet sich vieles auf dieser Platte, für die sich die in Reutlingen aufgewachsene und an der Stuttgarter Musikhochschule ausgebildete 25-Jährige mit einigen der besten deutschen Jazzer zusammengetan hat. Die meisten der Stücke sind aus der Feder von Lauras Mentor, dem Bassisten Jens Loh. Er verarbeitet Einflüsse von Bossa Nova, Soul und Funk, dazu kommen klassische Balladen und eine Prise Nouvelle Chanson. Jedes Stück eine Preziose, gleichzeitig anspruchsvoll wie eingängig – eine seltene Kombination. Quincy Jones hat recht gehabt. (Frank Armbruster)

Laura: Quiet Land. GLM Music. FM 320-2, Vertrieb: EDEL Kultur.

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Lauter Pop-Juwelen: The Chills: Scatterbrain

The Chills: Scatterbrain. Fire Records
The Chills: Scatterbrain. Fire Records | Bild: ALS Photography

Die einstigen Pioniere des neuseeländischen Indie-Pop meldeten sich 2021 zurück mit einem Album, das alle Erwartungen übertraf – es ist vermutlich das beste, das die Band um Frontmann Martin Phillipps je veröffentlicht hat. „Scatterbrain“ heißt die Kollektion aus lauter Song-Perlen; herausgebracht wurde sie vom Londoner Label Fire Records, das sich schwerpunktmäßig der hierzulande (sehr zu Unrecht) kaum bekannten Neuseeland-Szene widmet. „Heavenly Pop Hit“ hieß einmal ein Chills-Song, und fast alle der Kompositionen auf dem neuen Werk könnte man derart betiteln – allen voran den Opener („Monolith“), unbarmherzig fräst er sich bereits beim ersten Hören in die Ohren. Und dass man derzeit diese Band ausschließlich in ihrem Heimatland live erleben kann, ist besonders bitter – corona-bedingt sind momentan Touren nach Europa absolut nicht drin. Schlimm, schlimm. (Norbert Faulhaber)

The Chills: Scatterbrain. Fire Records

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Hommage an den Meister: Il Volo sings Morricone

„Il Volo Sings Morricone“, Sony Music, 1 CD, 57 Min.
„Il Volo Sings Morricone“, Sony Music, 1 CD, 57 Min. | Bild: Sony Music Entertainment Germany GmbH

Mit seinen berühmten Melodien für Italo-Western wie „Zwei glorreiche Halunken“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder Klassiker wie „Cinema Paradiso“ hat Ennio Morricone Filmgeschichte geschrieben. Die Idee, die Instrumentalkompositionen mit Texten zu versehen, klingt nach einem völlig überflüssigen Unterfangen. Tatsächlich entpuppt sich das Experiment jedoch als ungemein reizvoll, zumal das italienische Tenortrio Il Volo den Stücken mit seinen kraftvollen Stimmen zu einem ganz speziellen Glanz verhilft. Piero Barone, Ignazio Boschetto und Gianluca Ginoble sind international bekannt geworden, als sie 2015 beim Eurovision Song Contest einen beachtlichen dritten Platz belegten. Eingespielt wurden die Stücke vom Roma Sinfonietta Orchestra, mit dem Morricone ab 1993 sämtliche Werke aufgenommen hat. Zu den Gästen zählen Star-Geiger David Garrett und der Trompeter Chris Botti. (Tilmann P. Gangloff)

„Il Volo Sings Morricone“, Sony Music, 1 CD, 57 Min.

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