Früher Vogel fängt den Wurm – so lautet ein gerne zitiertes Sprichwort, das häufig zutrifft. Aber wie früh ist früh? Wenn die ersten Schachteln mit Spekulatius in den Supermärkten angeboten werden, während draußen 30 Grad im Schatten herrschen, ist das früh.

Zu früh für jene, die das geregelte Kirchenjahr hochhalten und für die Weihnachten mit dem ersten Advent beginnt. Viele Besucher von Supermärkten wundern sich in den vergangenen Augusttagen, dass Nikoläuse aus Schokolade oder andere Köstlichkeiten in die Regale geräumt werden, Waren also, die zu Weihnachten gehören. Warum dieser Frühstart? Wer denkt schon jetzt an den Advent?

Der Handel hat dafür eine klare Antwort: Die Konsumenten wollen das so, sie greifen nach weihnachtlicher Ware. Das berichten die Sprecher der einschlägigen Handelsketten einhellig. Die Supermärkte von Norma sind die ersten, die schon das Jahresende im Blick haben. Bereits im August werben Weihnachtsmänner für Waren, die im Dezember beheimatet sind.

Norma teilt auf Anfrage des SÜDKURIER mit: „Selbstverständlich lassen die warmen Temperaturen nicht jeden unserer Kunden als erstes an den Genuss leckerer Lebkuchen und Weihnachtsgebäcken denken. Wir verzeichnen jedoch seit Jahren auch im Monat August eine erhöhte Kundennachfrage“, berichtet Ann-Kathrin Greis für den fränkischen Discounter. Die Nachfrage habe sich sogar erhöht. Deshalb ging Norma schon im August mit dem dick bemützten Nikolaus an den Start – bei 35 Grad Außentemperatur wohlgemerkt.

Lebkuchen und Spekulatius

Ähnlich läuft es bei Edeka. Auch dort ist man entzückt darüber, dass die ersten Kundinnen bereits im späten Sommer zum Advent anstimmen. „Wir beginnen ab Anfang September zuerst mit dem Verkauf von Dominosteinen und Gebäck wie Lebkuchen und Spekulatius“, schreibt Nina Schmidt im Namen von Edeka Südwest. Auf das Wetter nehme man Rücksicht, „hitzeempfindliche Produkte kommen grundsätzlich später in den Verkauf.“

Auch Aldi bringt seine Leckereien früh an Mann und Frau. „Lebkuchen, Baumkuchen, Butter-Mandel-Stollen und Butter-Spekulatius“ werde man ab September anbieten. Wie bei der Konkurrenz wird es ausschließlich mit dem Kundeninteresse begründet. Die Erfahrung zeige, „dass die Nachfrage wächst“, heißt es aus der Presseabteilung von Aldi Süd.

Auffällig daran: Alle großen Ketten begründen es mit den Wünschen der Kunden. Auf den Einwand, dass der Frühstart möglicherweise nicht in die Zeit passt, geht keine der befragten Firmen ein. Die Nachfrage allein genügt, das ist das Credo der Supermärkte. Dass man die Nachfrage auch ein Stück weit steuern kann, fällt dabei unter den Tisch.