Noch sitzt die AfD nicht im Bundestag. Viele ihrer Wähler und Sympathisanten allerdings werden sich durch die Bundestagsdebatte in ihrem Urteil über die etablierten Parteien bestätigt fühlen.

Eine Kanzlerin, die ihre umstrittene Flüchtlingspolitik nur beiläufig streift, eine Oppositionsführerin, die sich zu der gewagten Formulierung versteigt, der einfache Bürger kämpfe in Deutschland ums Überleben, als herrschten hier Hunger und Dürre, und ein Fraktionsvorsitzender der SPD, der die Kollegin von der Linkspartei so auseinander nimmt, dass sich jede weitere Spekulation über eine rot-rot-grüne Koalition fast von selbst verbietet: Zehn Monate vor der Wahl kreist das politische Berlin vor allem um sich selbst.

Deutschland steht vor einem Wahlkampf, wie es ihn lange nicht mehr gegeben hat. Mit Anti-Trump-Parolen und dem Hinweis, dass die Flüchtlingszahlen doch kräftig gesunken seien, wird er nicht zu gewinnen sein. Dazu sitzt die Verunsicherung zu tief – nicht nur bei den Anhängern der AfD.