Eines vorweg: Ich bin kein Mittelspurschleicher, es macht mir wahnsinnigen Spaß, mit 180, 200 Stundenkilometern über die Autobahn zu brettern. Ein Tempolimit habe ich immer abgelehnt, aber wenn man ehrlich ist: Es spricht schon sehr viel dafür.

Es macht die Autobahn sicherer

Ja, es gibt diese uralte Geschichte von der Autobahn als sicherstem aller Verkehrswege. Hier kann man generell geteilter Meinung sein, aber selbst wenn sie stimmt: Das sollte uns nicht davon abhalten, sie noch sicherer zu machen. Und das Tempo 130 sowohl Unfallzahlen als auch die jeweilige Unfallschwere ist nicht nur gesunder Menschenverstand, sondern auch statistisch belegt. Und viel entspannter geht es auch zu, wenn man nicht fürchten muss, dass von hinten einer mit 200 Sachen anrauscht.

Rasen auf der Autobahn kann Spaß machen – und trotzdem ist es schlecht.
Rasen auf der Autobahn kann Spaß machen – und trotzdem ist es schlecht. | Bild: Frank Rumpenhorst

Man verliert nicht viel Zeit

Verlorene Zeit reinfahren, das geht nirgends besser als auf Autobahnen mit freier Fahrt. Macht auch Spaß. Aber was am Ende nach ein paar riskanten Fahrmanövern an Zeitersparnis rauskommt, ist dann doch überschaubar. Beispiel: Wenn ich die 90 tempolimitfreien Kilometer der A81 zwischen Geisingen und Herrenberg mit einem Schnitt von 160 durchknalle – was bei normalen Verkehrsverhältnissen kaum möglich ist – brauche ich gerundete 38 Minuten. Mit 130 brauche ich gut acht Minuten länger.

Diese Zeitspanne mag relevant sein wenn man eine hochschwangere Frau transportiert, die schon in den Wehen liegt. Macht man aber eher selten.

Es nutzt der Umwelt

Dieses Argument allein würde ein Tempolimit sicher nicht rechtfertigen, im Zusammenspiel mit den anderen aber schon. Es gibt verschiedene Berechnungen zur CO2-Ersparnis durch das Tempolimit. Alles in allem könnte man die CO2-Emissionen des deutschen Straßenverkehrs dadurch wohl um etwa ein Prozent reduzieren. Das ist nicht viel, aber im messbaren Bereich bewegen wir uns hier – im Gegensatz zu sinnfreien Symbolverboten wie dem von Feuerwerk – schon. Auch einen Lärmschutzeffekt hätte ein Tempolimit.

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Es könnte der Übermotorisierung entgegenwirken

Seit Jahren steigt die durchschnittliche PS-Zahl von Neuwagen immer weiter, 2018 waren es im Schnitt 153 PS. Das braucht im Berufspendler-Alltag kein Mensch. Aber die Leute sagen – auf der Autobahn kann ich das doch noch ausfahren! Wenn der Tempodeckel kommt, fällt auch das weg.

Die Überwachung könnte akzeptanzfördernd erfolgen

Ich sehe sie ja auch schon vor mir, die verstecken Radarkästen und Blitzeranhänger, mit denen der Staat fett Kasse machen will, sobald das Tempolimit gilt. Damit untergräbt man natürlich jegliche Akzeptanz. Ja, Überwachung muss sein. Aber wenn das Tempolimit kommt, darf das nicht in Gängelung ausarten. Zur Kasse gebeten werden sollten dann nur Menschen, die wirklich deutlich zu schnell fahren, über 140 etwa.

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So wird jedem klar, dass wirklich nur Raser herausgefischt werden sollen und nicht unbescholtene Bürger, die aus Versehen mal etwas zu schnell fahren. Auch effektivere Formen der Kontrollen wäre leicht möglich – also Kontrolle des Durschnittstempos über einen Abschnitt hinweg, nicht nur punktuell und heimlich aus einem Gebüsch am Beginn einer Steigung heraus.