Liebe Stephanie, liebe Vera,

Sie haben es den Männern gezeigt. Sie und sieben andere Theologiestudentinnen und junge Theologinnen haben sich am Priesterseminar in Freiburg beworben, so wie Ihre Kommilitonen auch. Eigentlich etwas, das an deutschen Hochschulen zum Normalsten und Selbstverständlichsten gehört.

Doch Sie sind allein unter Männern, neun Frauen, die sich gar nicht bewerben dürften. Denn Sie dürfen in der römisch-katholischen Kirche keine Priesterinnen werden.

Das neue Oberhaupt der katholischen Kirche: Papst Leo XIV.
Das neue Oberhaupt der katholischen Kirche: Papst Leo XIV. | Bild: Alessia Giuliani, dpa

Als Sie von Ihrem Glauben an Gott erzählten und dass Sie schon als Schülerinnen begeistert Ministrantinnen waren und es Ihr größter Wunsch sei, Priesterinnen zu werden, dachte ich: Wie nötig hätte die Kirche Seelsorgerinnen wie Sie! Das Befremdende an diesem kirchlichen System ist ja, dass Frauen insbesondere dann willkommen sind, wenn Sie männlichen Würdenträgern zur Seite stehen. Die Frau als Dienerin – welch absurde Vorstellung.

Sie wollen eine gerechte Kirche

Es macht mich wütend, wie Ewiggestrige Sie als Ketzerinnen beschimpfen und Ihnen raten, Ihre Kräfte zum Kindergebären zu schonen. Doch Sie lassen sich nicht beirren, und das ist gut so – weil sehr viele Katholiken und auch andere Menschen Sie stützen.

Sie haben, wie Sie sagen, auch offene, bereichernde Priester kennengelernt. Wie längst überfällig ist genau das, was Sie vorhaben, wenn man Sie als Frauen nur ließe: Die guten Elemente der katholischen Kirche zu stärken, und das zu fördern, was ihre Traditionen an Positivem bieten.

Wir brauchen keine Kirche, in der Machtstreben und Angst herrschen, Missbrauch und Diskriminierung. Sie wollen eine gerechte Kirche, in der sich Menschen wohl und zuhause fühlen und Priester und Priesterinnen heiraten dürfen.

Längst überfällig

Ihre unbequemen Fragen sind ein steter Tropfen engagierter Christen, die sich von der althergebrachten Kirche entfernen und für den Zugang von Frauen zu allen Weiheämtern und die Aufhebung des Pflichtzölibats kämpfen – und damit für eine längst überfällige Reform kirchlicher Machtstrukturen.

Sie haben erzählt, dass Sie sich über den neuen Papst freuen. Leider halte ich es für unwahrscheinlich, dass sich so schnell etwas ändert. Insbesondere, wenn ich höre, wie einer Ihrer jungen Kommilitonen abstreitet, dass das Priestertum für Männer ein Privileg sei. Deshalb könne man ja auch nicht von einer Diskriminierung sprechen. Was soll man dazu sagen?

Was täte die Kirche ohne die Frauen vor Ort, ohne die engagierten Frauengemeinschaften, den katholischen Frauenbund? Wir brauchen auch Priesterinnen. Stellen Sie sich das vor: Plötzlich hätte die Kirche auch keinen Mangel an Seelsorgern mehr.

Bleiben Sie mutig!

Liebe Vera und Stephanie, lassen Sie sich nicht beirren, bleiben Sie unbequem, standhaft und mutig. Kämpfen Sie weiter für die Gleichberechtigung, auch von queeren Menschen. Hoffentlich macht Ihr Beispiel Schule, und die Stimmen derjenigen, die für eine fortschrittliche Kirche eintreten, setzen sich am Ende durch.