Bayern-Star Joshua Kimmich hat mit der Aussage, nicht geimpft zu sein, am vergangenen Wochenende für einigen Wirbel gesorgt. Es lohnt also ein Blick auf die Thematik. Denn der Grund, den Kimmich anführt, ist weit verbreitet bei Impf-Skeptikern. Vier Argumente, warum die Sorge für Spätfolgen unbegründet ist:

Bayern-Spieler Joshua Kimmich will sich vorerst nicht impfen lassen.
Bayern-Spieler Joshua Kimmich will sich vorerst nicht impfen lassen. | Bild: Sven Hoppe, dpa

1. Die Impf-Nebenwirkungen sind bereits bekannt

Etwa 30 verschiedene Nebenwirkungen der Covid-19-Impfung listet das Paul-Ehrlich-Institut, zuständig für die Zulassung und Prüfung für Arzneimitteln, in seinem Sicherheitsbericht auf. Sie reichen von Schmerzen, Fieber, Hautrötungen über Schwindel, Erbrechen, Kopfschmerzen, allergischen Schocks bis hin zu Thrombose und Herzmuskelentzündung. Bis zum September registrierte das PEI 156.360 Verdachtsfälle bei knapp 102 Millionen verabreichten Impfdosen. Schwerwiegende Reaktionen wurden bei 15 pro 100.000 Impfdosen gemeldet. Inzwischen sind die Risiken und die Risikogruppen bekannt, auf Nebenwirkungen kann dadurch schnell reagiert werden.

2. Mit noch unbekannten Spätfolgen ist nicht zu rechnen

Das Argument, das Bayern-Spieler Joshua Kimmich anführt, ist nicht neu – und es klingt plausibel: Die Corona-Impfungen sind noch nicht lange auf dem Markt – wer weiß, ob sich heute schon alle Spätfolgen abschätzen lassen? Experten sehen das allerdings aus gutem Grund anders: „Neben den Zulassungsstudien wissen wir aus den begleitenden Studien, dass es nur zu einigen Nebenwirkungen gekommen ist, die alle recht kurze Zeit nach der Impfung aufgetreten sind“, sagt der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens.

Carsten Watzl ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI).
Carsten Watzl ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI). | Bild: Carsten Watzl
„Nebenwirkungen einer Impfung treten immer innerhalb von wenigen Wochen nach der Impfung auf. Dass ich heute geimpft werde und nächstes Jahr eine Nebenwirkung auftritt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der Covid-19-Impfung nicht auftreten.“
Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie

Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, äußert sich ähnlich: „Was offensichtlich viele Menschen unter Langzeitfolgen verstehen, nämlich dass ich heute geimpft werde und nächstes Jahr eine Nebenwirkung auftritt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der Covid-19-Impfung nicht auftreten.“

3. Die Schweinegrippe-Impfung ist kein passender Vergleich

Oft angeführt werden Impfungen gegen die Schweinegrippe. Als diese auftrat, wurden ebenfalls im Schnellverfahren Impfstoffe entwickelt. In extrem seltenen Fällen löste einer der Impfstoffe – Pandemrix – offenbar Narkolepsie aus, eine Art Schlafkrankheit. So etwas schürt Ängste.

Doch etwas Ähnliches sei bei den Covid-Impfungen nicht zu befürchten, betonen Experten immer wieder. Der Grund: Auch bei Pandemrix traten die Nebenwirkungen nicht Jahre später auf. Aufgrund seltenerer Impfung fiel die mutmaßliche Folge aber zunächst nicht auf. Bei den Covid-Impfungen liegt der Fall eindeutig anders: Hier finden weltweit Millionen von Impfungen statt, die akribisch unter die Lupe genommen werden. Gäbe es hier – weitere – schwerwiegende Folgen, wäre das bereits aufgefallen.

4. Die Langzeitfolgen einer Covid-Erkrankung sind gravierend

Anders als bei dem geringen Risiko von Nebenwirkungen, ist das Risiko, schwer an Corona zu erkranken, deutlich größer. Die meisten Erkrankungen verlaufen laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mild, 14 Prozent allerdings schwer und fünf Prozent kritisch. Eine in Deutschland durchgeführte Studie zeigte außerdem, dass eine von zehn Personen mit zunächst geringen Symptomen auch Monate danach an Atembeschwerden, Geschmacksstörungen und Müdigkeit litt. Auch junge, gesunde Menschen ohne Vorerkrankungen können von Long Covid betroffen sein. Und auch Sportler.

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Ingo Froböse, Professor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln sagte im ARD-Morgenmagazin in Bezug auf Kimmich: „Das Risiko, das er hier eingeht, ist ziemlich groß. Die großen Probleme bei den nichtgeimpften Sportlern ergeben sich durch Long Covid.“ Long Covid sei eine Langzeitfolge „und was für eine“. Diese könne im schlimmsten Fall, wie schon bei anderen Sportlern eingetreten, zum Karriereende führen. An der Sporthochschule in Köln seien mittlerweile viele Sportler wegen in der Betrachtung und Betreuung, die langwierige Folgen haben.