- Allestun, was möglich ist. Die Bundesregierung wirft so ziemlich alles in die Waagschale, um die Epidemie einzudämmen. Es gibt trotzdem einiges, das man noch besser machen könnte: So wird zwar vergleichsweise viel getestet und vorsorglich in Quarantäne gesteckt – aber bei der Verfolgung der Kontaktpersonen sind die Gesundheitsämter auf die Erinnerung der Infizierten und intensives Hinterhertelefonieren angewiesen. Geht das nicht einfacher in diesen digitalisierten Zeiten? Ja! Zum Beispiel mit so genannten Tracking-Apps. Umfragen zeigen: Die Mehrheit der Bevölkerung ist bereit, dies wie die vielen anderen Einschränkung auch, mitzutragen.

- Die Aufgabe anderer Grundrechte wiegt schwerer. Datenschutz oder Bewegungsfreiheit aufgeben – was tut mehr weh? Fakt ist: Auch die derzeitigen Kontaktverbote und Ausgangsbeschränkungen greifen massiv in unsere Grundrechte ein. Sich nicht mehr frei bewegen, nicht mehr Freunde und Familie treffen und nicht mehr seiner Arbeit nachgehen zu können – das wiegt für die meisten Menschen schwerer als die teilweise Aufgabe von Datenschutz.
- Es geht ja nicht um einen öffentlichen Pranger. Keiner muss Bloßstellung befürchten – auch wenn Ansteckung eigentlich keine Schande sein sollte. Es geht nicht darum, wie in Südkorea, Informationen über Alter, Geschlecht und letzten Aufenthaltsort von Infizierten in der Nähe direkt aufs Smartphone anderer zu spielen. Angedacht ist lediglich das Speichern von anonymisierten Kontakten über einen begrenzten Zeitraum – mit dem Ziel, bei einer Infektion alle Menschen informieren zu können, mit denen der Infizierte seit der Ansteckung engeren Umgang hatte.
- Wirbrauchen einen Plan B für die Zeit nach Ostern. Spätestens zum Ende der Osterferien hin wird die Bundesregierung entscheiden müssen, wie es weitergeht: Bleiben Schulen und Läden dicht, oder gibt es eine schrittweise Öffnung? Auf ewig kann man Schüler nicht im privaten Klassenzimmer hocken lassen, dasselbe gilt für Arbeitnehmer auf Kurzarbeit. Um die Wirtschaftsleistung nicht völlig abzuwürgen, wird man in ein paar Wochen also kaum um Lockerungen der strengen Corona-Vorschriften herumkommen. Da aber das Virus nicht so schnell aus unserem Leben verschwinden wird, braucht es andere Wege, die Lage im Griff zu behalten – zum Beispiel mit Hilfe von Smartphones.
- Wir sind sonst auch nicht zimperlich mit unseren Daten. Was geben wir nicht alles preis über unsere Vorlieben (musikalisch, politisch, sexuell), über unseren Fitnessstand, unseren Beziehungsstatus, über unseren Urlaub, unser Hobby, das letzte Treffen mit Freunden und über Ereignisse, die Jahre zurückliegen? Auf Facebook, Instagram und diversen anderen Apps wird allerhand über uns gespeichert und vielfach auch öffentlich gemacht. Wir tun das alles höchst freiwillig. Ein weiteres Argument dafür, in dieser besonderen Situation, in der es um unser aller Wohl geht, nochmal auf ein bisschen Datenschutz zu verzichten.