Österreich macht es vor: Ab Mittwoch gelten verschärfte Maßnahmen, wonach die Bundesbürger sich selbst isolieren sollen und nur noch aus beruflichen Gründen, zum Einkaufen oder um anderen zu helfen, das Haus verlassen dürfen. Im Supermarkt müssen die Bundesbürger einen Mundschutz tragen, wenn sie einkaufen gehen wollen. Könnte das auch in Deutschland kommen?
Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums weist darauf hin, dass es sich bei der österreichischen Maßnahme nicht um medizinische Masken ginge, die Ärzte und Pflegepersonal benötigten – sondern um einen Mund-und-Nase-Schutz. Das Ministerium habe immer wieder darauf hingewiesen, dass das Tragen dazu beitragen könne, andere vor einer Ansteckung zu schützen.
Maßnahme könnte kommen
Eine solche Maßnahme könne „durchaus in Erwägung gezogen werden“, sagte der Sprecher weiter. Allerdings nur dann, wenn „wir über Ausstiegsszenarien aus den Maßnahmen nachdenken“. Bislang ist das Tragen einer solchen Maske aber freiwillig, heißt es auf Nachfrage.
Der Sprecher der Kanzlerin, Steffen Seibert, ergänzt in einer Pressekonferenz: „Eine Maske vor dem Mund kann in gewisser Weise dazu beitragen, das Ansteckungsrisiko zu vermindern, aber natürlich für den, der Ihnen gegenübersteht. Das hängt aber sehr von dem verwendeten Stoff ab.“ Es könne nur zusätzlich zu Hygiene-Regeln, wie dem gebotenen Abstand, gründliches Händewaschen und Kontaktvermeidung genutzt werden.
Das dürfe aber nicht dazu führen, „dass sich ein falsches Sicherheitsgefühl einstellt“ und man sich bei anderen Schutzmaßnahmen weniger aufmerksam verhalte. Allerdings könnte die Lagebesprechung von Bund und Ländern am Mittwoch neue Entscheidungen bringen – dazu wollte sich Seibert aber nicht äußern.
Selbstgebastelter Mundschutz
Auch das Robert-Koch-Institut hält einen selbst hergestellten Mund- und Nasenschutz für hilfreich – zum Schutz anderer Menschen. Dabei sei aber das Material ausschlaggebend. Tröpfchen könnten beim Niesen vom Stoff zurückgehalten werden.
Den Träger selbst schützt es aber nicht vor einer Infektion, weil beim Niesen anderer Aerosole entstehen, die immer feiner werden, je weiter man weg steht. Lediglich Masken mit eingebautem Atemfilter schützen den Träger, diese werden im medizinischen Bereich eingesetzt und dort auch am dringendsten benötigt.
Kretschmann will vorerst keine Pflicht
„Es ist erstmal nicht vorgesehen, das zu einer Pflicht zu machen, denn wir brauchen die hochwertigen Schutzmasken für den medizinischen Bereich, den Pflegebereich und Menschen in anderen wichtigen Institutionen“, betont Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bislang. Es sei in Zeiten der bereits bestehenden Materialknappheit ohnehin falsch, die Materialengpässe noch weiter zu vergrößern.
Der Sprecher des Innenministeriums, Markus Jox, bestätigt: „Das Tragen von Mundschutz ist sicher sinnvoll, soll aber keine Pflicht werden.“ Allerdings, stellt der Sprecher klar, handle es sich bei der Debatte, die nun verstärkt geführt wird, um einen einfachen „Spuckschutz“, wie ihn derzeit viele Textilfirmen herstellten. Letzteres sie zumindest „kein Schaden“, formuliert es Kretschmann selbst.
Nach wie vor Lieferengpässe
Auch die Industrie stelle sich gerade auf die Produktion von Masken ein, sagt Sebastian Gülde, Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums: „Viele Unternehmen fahren ihre Produktion hoch oder stellen ihre Produktion um.“
Doch aufgrund der nach wie vor bestehenden Lieferengpässe beschafft das Bundesministerium Schutzausrüstung seit dem 27. März zentral. Mit Hilfe der Beschaffungsämter des Bundesministeriums für Verteidigung, des Bundesinnenministeriums und der Generalzolldirektion sei so bei unterschiedlichen Händlern und Lieferanten Schutzausrüstung in unterschiedlichen Kontingenten beauftragt.
Beschaffung läuft hauptsächlich über den Bund
Bis zum vergangenen Samstag wurden nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums so etwa 20 Millionen Masken sowie 15 Millionen Handschuhe, 130.000 Schutzanzüge, 23.000 Schutzbrillen und 91.000 Liter Desinfektionsmittel an Länder und kassenärztliche Vereinigungen ausgeliefert, heißt es auf Anfrage des SÜDKURIER. Die Priorität liegt bei den Krankenhäusern und Kliniken.
Seit wenigen Tagen beschafft das Bundesministerium darüber hinaus medizinische Schutzausrüstung auch im sogenannten Open-House-Verfahren: Das bedeutet, das Schutzausstattung wie FFP2-Masken, die mit Filtern ausgestattet sind, sowie 3ply-Masken, die im OP benutzt werden, zu einem festen Preis eingekauft werden können.
Voraussetzung dieses Verfahrens ist, dass die Mindestliefermengen (25.000) erreicht werden, die Schutzausstattung den geforderten Spezifikationen entspricht und zum genannten Lieferort transportiert wird. Das Vertragssystem ist für Händler und Lieferanten online abrufbar und gilt vorläufig bis Ende April.
Taskforce des Landes aktiv
Auch in Baden-Württemberg arbeitet nach Angaben von Sprecher Jox eine Task-Force unter Hochdruck dabei, auf dem Weltmarkt Schutzmasken aller Wirkstufen zu beschaffen. „Diese sind vor allem für das ärztliche und pflegerische Personal sowie für am Coronavirus erkrankte Menschen bestimmt“, betonte Jox jedoch.