Erst droht der Kremlchef mit Atomwaffen, jetzt greifen seine Truppen in der Ukraine ein Kernkraftwerk an. Der Brand kam zwar unter Kontrolle, bevor der Meiler zur Gefahr für ganz Europa werden konnte. Trotzdem bleibt das Erschrecken über ein solches Ausmaß an Kaltblütigkeit. Einem Machthaber, der derart bedenkenlos mit dem atomaren Feuer spielt, ist alles zuzutrauen.

Wladimir Putin, Präsident von Russland, hat begriffen, wie er den Westen in Schach halten kann.
Wladimir Putin, Präsident von Russland, hat begriffen, wie er den Westen in Schach halten kann. | Bild: Alexei Nikolsky/dpa

Der Westen steht damit mehr denn je vor einem Dilemma. Putin geht in der Ukraine über Leichen, weil ihm klar ist, wo für die Nato die Grenzen der Solidarität mit Kiew liegen. Die westlichen Staaten verhängen knallharte Sanktionen und zeigen sich entschlossen, im Fall eines Angriffs die Außengrenzen des Bündnisses zu verteidigen. Aber weiter gehen sie nicht: Militärisch wollen die Nato-Staaten keinesfalls in diesen Krieg hineingezogen werden.

Westen will keinen Eintritt in einen großen Krieg

Darum stößt der ukrainische Präsident mit seinem Ruf nach einer Flugverbotszone auf taube Ohren. Waffenlieferungen nimmt Putin hin, nicht aber den Abschuss seiner Kampfbomber über den Ruinen von Kiew und Charkiw. Es wäre der Eintritt in den großen Krieg. Der Westen zuckt wohlweislich zurück.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Preis dafür ist, die Ukraine ihrem Schicksal zu überlassen. Auch wenn die Menschen den Invasoren härteren Widerstand entgegensetzen, als Putin einkalkuliert haben mag, sollte sich der Westen nichts vormachen. Im Süden des Landes kommt die russische Armee rasch voran. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch die Millionenstädte Kiew und Charkiw eingekesselt hat. Noch halten die Menschen in Kellern und überfüllten U-Bahnstationen durch. Aber wie lange noch?

Eiskalte Berechnungen auf russischer Seite

Mit eiskalter Berechnung versuchen die Angreifer, die Zivilbevölkerung zur Flucht zu zwingen, denn nur so können sie den eigenen Truppen einen verlustreichen Häuserkampf ersparen. Deshalb kappen sie den Lebensmittelnachschub, deshalb greifen sie Atomkraftwerke an und versuchen, die Stromversorgung lahmzulegen.

Das könnte Sie auch interessieren
Der Ukraine stehen die schlimmsten Wochen noch bevor, weil Putin begriffen hat, wie er den Westen in Schach halten kann. Stoppen könnte ihn allenfalls der Widerstand im eigenen Land.

Das dämmert ihm inzwischen wohl selbst: Nicht ohne Grund packt seine Polizei die Knüppel aus.