1. Kein wirksames Verbot ohne Folgen

Es ist nicht so, dass die Bahn nicht auf die Maskenpflicht hinweisen würde. Im Gegenteil: Auf den Displays und per Durchsage wird der angehende Zugreisende ständig darauf aufmerksam gemacht. Im Zug allerdings hält sich längst nicht jeder Fahrgast ans Gebot. Das dürfte auch daran liegen, dass in vielen Regionalzügen kaum Kontrolleure vorhanden sind und selbst in den Fernzügen nicht immer aufs Maskentragen bestanden wird. Die Bahn beruft sich darauf, dass das Tragen einer Maske nicht Bestandteil ihrer Beförderungsbedingungen sei, sondern staatlich verordnet. Der Verstoß bleibt also vielfach ohne Folgen – Maskensünder können sich bestätigt fühlen. Die Erfahrung lehrt, dass in der Folge immer mehr darauf verzichten: Wenn es die anderen schon nicht tun... Man wird also um die konsequente Verfolgung nicht herumkommen – vom Rauswurf bis zum Bußgeld.

2. Gerade in Innenräumen sind Aerosole ein Problem

Dabei lauert gerade in Bus und Bahn erhebliche Gefahr: Wo kommt man schon auf so engem Raum über längere Zeit mit fremden Menschen zusammen? Abstandhalten ist in vollen Zugabteilen ein Ding der Unmöglichkeit. Mehrere Studien haben festgestellt, dass Massenansteckungen vor allem in geschlossenen Räumen vorkommen. Denn vor allem feinste Speicheltröpfchen in der Luft, sogenannte Aerosole, spielen eine entscheidende Rolle bei der Übertragung des Coronavirus. In geschlossenen Räumen reichern sie sich an, besonders wenn dabei heftig geatmet oder etwa gesungen wird – was beim Bahnfahren eher nicht der Fall ist. Dennoch: Wer in geschlossenen Räumen eng mit vielen Menschen zusammenkommt, sollte sich und andere schützen – das geht beim Bahnfahren vor allem mit Maske.

Ein Automat für Corona-Schutzmasken steht auf einem Bahnsteig an der U-Bahn-Station Turmstraße im Berliner Stadtteil Moabit. Seit sechs ...
Ein Automat für Corona-Schutzmasken steht auf einem Bahnsteig an der U-Bahn-Station Turmstraße im Berliner Stadtteil Moabit. Seit sechs Wochen werden Maskenmuffel in den Berliner Bussen und Bahnen zur Kasse gebeten. Bild: dpa | Bild: Carsten Koall

3. Die Bahn wird zu Tabuzone für Ältere und Kranke

Die unbesorgten Maskenverweigerer haben in der Regel selbst keine Probleme: Vermutlich sind sie fit genug, um bei einer Infektion mit großer Wahrscheinlichkeit glimpflich davonzukommen. Ein Problem haben die Älteren und Kranken und alle anderen Covid-Risikogruppen, die auf diese Weise einem unnötigen gesundheitlichen Risiko ausgesetzt werden. Solange die Bahn nicht konsequent gegen Maskenverweigerer vorgeht, bleiben Züge Hochrisikozonen – und allen Covid-Gefährdeten kann man die Zugfahrt eigentlich nicht mehr empfehlen.

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4. Die Bahn hat schon genug Verluste gemacht

Die Corona-Bilanz der Bahn fällt verheerend aus. Im Frühjahr brachen die Fahrgastzahlen auf bis zu zehn Prozent ein. Allmählich wird es wieder voller im Zug. Laut Deutscher Bahn ist die Hälfte der Fahrgäste zurückgekehrt. Nach wie vor droht allerdings ein Rekordverlust. Die Konsequenzen, die viele Geschäfte, Gaststätten, Bäder oder Beherbergungsbetriebe aus der Coronakrise gezogen haben, hat die Bahn offenbar nie gezogen: Mit ständigem Desinfizieren, mit eingeforderter Maskenpflicht, mit Plexiglasscheiben und Tischen auf Abstand lässt sich viel für den Gesundheitsschutz tun – und auch fürs Sicherheitsgefühl der Kunden. Wer dafür nichts investiert, verliert. So banal ist das.