Die russische Invasion in der Ukraine ist der größte Angriff in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Entwicklungen seit Kriegsbeginn in fünf Kapiteln:
Kapitel 1: Die Invasion
Nachdem er wiederholt Pläne für eine Invasion in der Ukraine dementiert hat, kündigt der russische Präsident Wladimir Putin im Morgengrauen des 24. Februar 2022 eine „militärische Spezialoperation“ zur Entmilitarisierung und „Entnazifizierung“ des Nachbarlandes an. Russland greift mehrere ukrainische Städte mit Raketen an und Bodentruppen marschieren aus dem Norden, Süden und Osten ein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bleibt in der Hauptstadt Kiew, um den Widerstand anzuführen, obwohl die USA um sein Leben fürchten.
Der Angriff löst international einen Aufschrei aus. Der Westen verhängt weitreichende Sanktionen gegen Russland und verschärft diese schrittweise. Die Europäische Union stimmt der Lieferung von Waffen an die Ukraine zu – ein Novum. Und auch die Vereinigten Staaten sagen Militärhilfe in Milliardenhöhe zu.
Die russischen Streitkräfte rücken im Süden rasch vor und nehmen den Schwarzmeerhafen Cherson nahe der von Russland besetzten Halbinsel Krim sowie den Hafen von Berdjansk am Asowschen Meer ein. Moskau versucht außerdem, Kiew einzukesseln und bombardiert die zweitgrößte Stadt Charkiw im Nordosten nahe der russischen Grenze schwer.
Kapitel 2: Das Grauen in Butscha
Nachdem sie Kiew nicht einnehmen konnte, zieht sich die russische Armee einen Monat nach Kriegsbeginn aus der Nordukraine zurück und konzentriert sich auf den Osten und Süden. Erst jetzt wird die Brutalität und Grausamkeit der Angreifer offensichtlich: Am 2. April entdecken Reporter in Butscha nahe Kiew die Leichen von mindestens 20 Zivilisten, von denen einige mit auf dem Rücken gefesselten Händen auf der Straße liegen. In den folgenden Wochen werden Hunderte weitere Tote, viele mit Folterspuren, in Häusern, Kellern und Gräbern im Norden des Landes gefunden. Russland wird beschuldigt, Kriegsverbrechen zu begehen.

Kapitel 3: Kampf um Mariupol
Am 21. April verkündet Moskau die Einnahme der Hafenstadt Mariupol, die seit Beginn des Krieges unablässig bombardiert und belagert wurde. Damit kann Russland die von den pro-russischen Rebellen gehaltenen Gebiete im Donbas mit der besetzten Halbinsel Krim im Süden verbinden. Rund 2000 ukrainische Kämpfer verschanzen sich fast einen Monat lang im weitläufigen Stahlwerk Asowstal in Mariupol, bevor die Regierung sie im Mai auffordert, sich den Russen zu ergeben, um ihr Leben zu retten. Nach Angaben Kiews wurden 90 Prozent der Stadt zerstört und mindestens 20.000 Menschen getötet.

Kapitel 4: Die Gegenoffensive
Im Laufe des Sommers liefern die Vereinigten Staaten und die EU immer mehr schwere Waffen und rüsten damit die Ukraine für eine Gegenoffensive. Im Süden startet Kiew Ende August einen Großangriff zur Rückeroberung von Cherson. Anfang September folgt eine Blitzoffensive um Charkiw im Nordosten, bei der die ukrainischen Truppen hunderte Dörfer und Städte zurückerobern.
Angesichts dieser Rückschläge für Russland kündigt Putin an, rund 300.000 Reservisten einzuberufen. Viele junge Männer fliehen vor dem Kriegsdienst ins Ausland. Tage später annektiert Moskau vier Regionen im Osten und Süden der Ukraine: Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Die vorangegangenen Referenden bezeichnen sowohl Kiew als auch der Westen als betrügerisch.
Am 9. November erleiden die russischen Streitkräfte ihre größte Niederlage seit Kriegsbeginn als sie gezwungen sind, Cherson aufzugeben.

Kapitel 5: Angriff auf die Energieversorgung
Im Oktober wechselt Moskau die Strategie und greift die ukrainische Energieinfrastruktur mit Raketen und Drohnen an. Millionen Ukrainer sind mitten im Winter stundenlang ohne Strom und Heizung.
Im Januar verstärkt die russische Armee, unterstützt von der berüchtigten Söldnergruppe Wagner ihre Offensive auf die ostukrainische Stadt Bachmut. Es ist die längste und blutigste Schlacht des Krieges.

Selenskyj fordert vom Westen immer wieder Kampfpanzer. Nach langem Zögern ist Berlin bereit, Leopard-Kampfpanzer zu schicken und ebnet anderen europäischen Ländern den Weg, der Ukraine ebenfalls Kampfpanzer zur Verfügung zu stellen. (AFP)