Bei jedem Arztbesuch gehört sie mit dazu: die Blutdruckmessung. Die ermittelten Werte geben Hinweise auf den Gesundheitszustand des Patienten. Ältere Menschen ab 70 Jahren sollten ihren Blutdruck daher genau im Auge behalten und regelmäßig überprüfen. Ist er zu hoch, kann das zu Gesundheitsschäden führen.
Normaler Blutdruck für Männer und Frauen mit 70 Jahren
Die Techniker Krankenkasse verrät in ihrem Onlinemagazin, welche Blutdruckwerte für Männer und Frauen normal sind. Dabei wird nicht auf ein bestimmtes Alter eingegangen, wenngleich es entsprechende Blutdrucktabellen nach Alter gibt:
-
Normaler Blutdruck: 120/80 mmHg
-
Hochnormaler Blutdruck: 130 - 139/85 - 89 mmHG
-
Bluthochdruck: ab 140/90 mmHg (auch Einzelwerte können erhöht sein)
Die Deutsche Herzstiftung weist darauf hin, dass Blutdruckwerte von über 120/80 mmHg als erhöht gelten. Sie sollten über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, eventuell sind bereits bei geringen Überschreitungen blutdrucksenkende Maßnahmen sinnvoll. Ein echter Bluthochdruck beginnt demnach bei einem systolischen Wert von mehr als 140 mmHg. Dabei gilt, dass das Herz-Kreislauf-System bei Männern und Frauen im Grunde genommen gleich funktioniert, doch es gibt hormonbedingte Geschlechterunterschiede. Frauen haben demnach meist einen niedrigeren Blutdruck als Männer, was sich erst im Alter ab 65 Jahren angleicht. Als zu niedrig gelten dem Info-Portal praktischArzt zufolge Werte von weniger als 100/60 mmHg. Häufige Begleiterscheinungen wie Ohrensausen, Müdigkeit, hoher Puls und Schwindelgefühle sind in der Regel harmlos. Der Körper erleidet keinen Schaden bei einem niedrigen Blutdruck, dennoch können die niedrigen Werte hinweisgebend auf Erkrankungen wie Schilddrüsenstörungen oder eine Herzmuskelschwäche sein.
Warum verändert sich der Blutdruck mit zunehmendem Alter?
Dr. Christa M. Bongarth erklärt gegenüber der Deutschen Herzstiftung, dass Frauen unter 50 Jahren deutlich weniger häufig von einem erhöhten Blutdruck betroffen sind als Männer. Dies ändert sich jedoch spätestens mit Beginn der Wechseljahre, denn nun verdoppelt sich ihr Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln. Über 50 Prozent der Frauen entwickeln Dr. Bongarth zufolge innerhalb der ersten Jahre der Menopause eine Hypertonie. Als ursächlich dafür werden die Umstellungen der Hormonproduktion gesehen.
Vor allem das weibliche Hormon Östrogen wirkt sich mäßigend auf den Blutdruck aus, was vor einem Umbau in den Gefäßen und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt. Mit Beginn der Wechseljahre jedoch sinkt die Östrogenproduktion, gleichzeitig wird der hormonell bedingte Kreislaufschutz zurückgefahren. Dafür steigt das Testosteron, das zur Fettanlagerung in der Bauchregion und zur Blutdrucksteigerung führt. Hinzu kommen Stress und Ängste in den Wechseljahren. Auch sie wirken erhöhend auf den Blutdruck. Prof. Dr. Martin W. Bergmann, Chefarzt für Innere Medizin und Kardiologie an der Asklepios Klinik Altona, erklärt in dem folgenden Video das Phänomen der arteriellen Hypertonie:
Blutdruck richtig messen
Nicht nur beim Arzt, sondern auch zu Hause sollten Menschen ihren Blutdruck regelmäßig überprüfen. Wichtig ist das vor allem für Männer und Frauen ab 70 Jahren! Die regelmäßige Überprüfung ist ein wertvolles Mittel, um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen, so der Malteser Hilfsdienst auf seinen Seiten. Die folgenden Schritte sind dabei einzuhalten:
-
Rund eine halbe Stunde vor der Messung sollten Sie auf Sport verzichten und zur Ruhe kommen. Jetzt wird auch nicht mehr gegessen, getrunken oder geraucht.
-
Mindestens fünf Minuten vorher sollten Sie das Smartphone zur Seite legen und sich an einem ruhigen Ort entspannen.
-
Stellen Sie bei der Messung beide Füße flach auf den Boden. Der Oberarm muss frei sein, die Manschette wird auf Höhe des Herzens angelegt. Der Arm darf nun locker abgelegt werden.
-
Wiederholen Sie die Messung nach ein bis zwei Minuten, eventuell sogar noch ein drittes Mal. Notieren Sie die Messergebnisse.
Tipp # 1: Nutzen Sie nur Messgeräte, die das Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga tragen oder lassen Sie die Messung vom Arzt durchführen.
Tipp # 2: Probieren Sie aus, welcher Ihr „Mess-Arm“ ist. Vergleichen Sie dafür, an welchem Arm sich höhere Werte ermitteln lassen und nutzen Sie in Zukunft diesen Arm für die Blutdruckmessung.
Blutdruck senken und stabil halten
Die Experten der Asklepios Kliniken erklären, dass eine medikamentöse Behandlung von Bluthochdruck als Grundpfeiler der Therapie gesehen werden muss. Eine individuelle Medikation mit ACE-Hemmern, Betablockern, Kalziumkanalblockern und Diuretika kann infrage kommen. Ergänzt wird diese mit Veränderungen des Lebensstils, die bei einem leicht erhöhten Blutdruck sogar allein ausreichend sein können, um gesunde Werte zu erreichen. Wichtig sind dabei die folgenden Eckpfeiler:
-
ausgewogene Ernährung mit gesunden Ölen, wenig Fett und Zucker, dafür mit viel Obst und Gemüse
-
Verzicht auf Alkohol und Tabak
-
Reduzierung von Übergewicht
-
ausreichend Bewegung
Die Forscher des Instituts für Public Health der Charité Berlin weisen auf den hohen Anteil der über 70-Jährigen mit Bluthochdruck hin (bis zu 80 Prozent). Sie sind von Herzinfarkt und Schlaganfall infolge des erhöhten Blutdrucks bedroht. Ihre Werte müssen gesenkt werden, gleichzeitig gilt aktuellen Studien zufolge diese Empfehlung nicht uneingeschränkt. Ab einem Alter von 80 Jahren oder bei Menschen, die schon einmal einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, steigt das Sterberisiko bei einer massiven Blutdrucksenkung sogar.
Laut europäischen Richtlinien sollte versucht werden, die Blutdruckwerte auf unter 140/90 mmHg zu senken, dabei sollen individuelle Faktoren und Vorerkrankungen berücksichtigt werden. Eine massive Senkung auf unter 130/80 mmHg kann für ältere Menschen gefährlich sein. Umstellungen in der Ernährung und Lebensweise sind hier der erste Schritt.