Deborah Dillmann

Die Pflege im Pflegeheim gilt als die teuerste Pflegeform – und wird für Pflegebedürftige immer kostenintensiver. Die Eigenbeteiligung ist einer aktuellen Datenauswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek) vom 1. Juli 2025 zufolge erneut gestiegen. Während zum Jahresanfang von einer wackelnden 3000-Euro-Marke berichtet wurde, hat der durchschnittliche Eigenanteil diese Marke nun durchbrochen. Im Vergleich zu Juli 2024 ist die Eigenbeteiligung im ersten Aufenthaltsjahr im Bundesdurchschnitt von 2871 Euro auf 3108 Euro monatlich gestiegen. Das sind 8,3 Prozent mehr als noch im letzten Jahr, erklärt der Verband. Hintergrund seien vorrangig steigende Personal- und Lebenshaltungskosten.

„Die Eigenbeteiligung der Versicherten steigt seit Jahren kontinuierlich an. Den Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern sind Belastungen in dieser Größenordnung nicht mehr zuzumuten“, sagt vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner angesichts der neuen Auswertung. Dieser Ansicht ist auch Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU). Sie will „den rasanten Anstieg der Eigenanteile“ stoppen und so Pflegebedürftige entlasten, erklärte sie laut dem Deutschen Ärzteblatt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Doch wie?

Anstieg der Eigenanteile in der Pflege stoppen: Was plant die Bundesgesundheitsministerin?

Den Eigenanteil begrenzen oder deckeln – diese Idee hatte bereits Ex-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Auch im SPD-Wahlprogramm war ein sogenannter Pflegedeckel, der den Eigenanteil auf 1000 Euro pro Monat begrenzen sollte, zu finden. Wie will nun aber Warken gegen die stark steigenden Kosten für Pflegebedürftige vorgehen?

Anders als beim Pflegedeckel hat die Bundesgesundheitsministerin nicht von einer Begrenzung des Eigenanteils gesprochen. Viel mehr wolle sie dem schnellen Anstieg der Kosten einen Riegel vorschieben. Wie sie das machen will? Dazu brachte Warken noch keine konkreten Vorschläge vor. Aber es könnte in eine bestimmte Richtung gehen. Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte Warken: „Vor allem die Kosten der Unterbringung sind teurer geworden, ebenso das Bauen.“ Und zu häufig würden Investitionskosten auf Bewohnerinnen und Bewohner abgewälzt.

Wie hoch sind diese Kostenpunkte aber? Die Investitionskosten lagen laut dem vdek im Bundesdurchschnitt im Juli 2025 bei 507 Euro pro Monat. Zur gleichen Zeit im Vorjahr machte dieser Posten mit 490 Euro 17 Euro weniger aus. Das entspricht einem Anstieg von rund 3,5 Prozent. Der Kostenpunkt „Unterkunft und Verpflegung“ ist von 955 Euro pro Monat auf 1018 Euro gestiegen – eine Erhöhung von etwa 6,6 Prozent. Ohne diese Kosten bleibt nur noch der einrichtungseinheitliche Eigenanteil in Höhe von 1583 Euro im ersten Aufenthaltsjahr (2024: 1426 Euro). Dieser ist mit etwa elf Prozent allerdings auch am stärksten gestiegen.

Für ihren Plan, den rasanten Anstieg der Eigenbeteiligung im Pflegeheim zu stoppen, richtet sich Bundesgesundheitsministerin Warken auch an die Bundesländer. Sie kritisierte häufig zu strenge Auflagen fürs Bauen von Heimen. Die Länder müssten ihre Vorschriften und Standards überprüfen. „Wir müssen weg von zu starren Vorgaben und hin zu bezahlbareren Angeboten.“ In einem neuen Pflegekompetenzgesetz sollen zudem Möglichkeiten neuer Wohnformen gefördert werden.

Übrigens: Mit der „stambulanten Pflege“ gibt es bereits eine Idee für neue Wohnformen in der Pflege. Sie soll eine Mischform aus ambulanter und stationärer Pflege sein.

Kosten in der Pflege steigen immer weiter: Private Vorsorge gehört laut Warken zur Lösung

Nach konkreten Ideen und Vorschlägen klingt das noch nicht. Im Gespräch mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe betonte Warken allerdings auch, dass neben den Eigenanteilen in der Pflege generell großer Reformbedarf bestehe. Mittlerweile würden Einnahmen und Ausgaben „eklatant auseinanderklaffen“. So könne es nicht weitergehen. Eine Reformkommission soll nun Vorschläge sammeln. „Ende des Jahres rechne ich mit den Ergebnissen“, sagte Warken.

Aus Sicht der Ministerin müsse aber auch die private Vorsorge eine größere Rolle spielen. Denn: „Die Pflegeversicherung wird auch in Zukunft nur einen Teil der Kosten abdecken können.“ Was das konkret für die steigenden Eigenanteile in Pflegeheimen bedeutet, wird sich zeigen.