Christoph Fischer

Beim 1. FC ist immer nur die Unbeständigkeit beständig, sagt man in Köln. Viele Profis haben den Verein verlassen, dass Mark Uth zum FC Schalke 04 zurückkehren muss, ist für Cheftrainer Markus Gisdol ärgerlich. Uth war einer der Beständigsten in der vergangenen Saison. Was aus Anthony Modeste wird, ist noch nicht sicher. Und Simon Terodde ist auch weg.

  • Ist der Club weiter einzigartig?

Eine Frage des Standpunkts. Der 1. FC Köln kann eine gewisse Einzigartigkeit beanspruchen. Und das hat nicht nur mit der einzigartigen Beziehung dieser einzigartigen Stadt zu ihrem einzigartigen Club (111.599 Mitglieder) zu tun, sondern damit, dass die Hassliebe zwischen Umfeld und Verein nirgendwo intensiver ist.

Das Maskottchen des 1. FC Köln: Hennex IX.
Das Maskottchen des 1. FC Köln: Hennex IX. | Bild: dpa

„Kölle isse Jeföhl“ gilt eben nicht nur für die Stadt, sondern auch für den Club. Die Europa-Träume sind ausgeträumt, das Personal hat auf allen (Führungs-)Positionen mehrfach gewechselt. Prognosen sind bei Gefühlen immer schwierig, es wird in Köln eine Achterbahnfahrt bleiben. Und natürlich haben die Neuen wie immer das Ziel, den Verein „in der Bundesliga zu etablieren“, langfristig zu planen und kurzfristig Erfolg zu haben.

Bild 2: Beim 1. FC Köln geht die Angst vor dem siebten Abstieg um
Bild: Bernhardt, Alexander
  • Ist der Club immer nochnoch „spürbar anders“?

Dieser Verein will nicht nur anders sein als die anderen, der 1. FC Köln will das auch „spürbar“ werden lassen. Und das Schöne ist, dass es auch gelingt. Zuletzt hat ein Mitglied sich über die Darstellung einer Moschee auf dem Kölner Trikot beklagt und damit seine Kündigung begründet. „Diese Kündigung bestätigen wir gern“, teilte der Club mit. „Wir wollen Toleranz, Fairness, Offenheit und Respekt – immer und überall“, steht in der FC-Charta.

  • Wie lange bleibt Markus Gisdol Trainer?

Die Trainerfrage in Köln war und ist spannend. Der Mann aus Geislingen an der Steige wurde nicht mit offenen Armen empfangen, dann gefeiert und am Ende doch wieder kritisch gesehen. Kein Argument für Manager Horst Heldt. Der Macher, einst Profi in Köln, ist von Gisdol überzeugt und verlängerte dessen Vertrag vorzeitig bis 2023. Vorschlusslorbeeren für einen zuletzt Ungeliebten.

Markus Gisdol.
Markus Gisdol. | Bild: dpa

Gisdols erste Saison beim FC war eine schwierige Aufgabe, ein ständiges Auf und Ab, nun soll er zur großen Konstante werden. Der Coach hofft auf eine Saison ohne Abstiegssorgen. Ob er am Saisonende noch Trainer ist, scheint ungewiss.

  • Was spricht für den Klassenerhalt?

Für eine „Fahrstuhlmannschaft“ die Frage aller Fragen. Anthony Modeste befindet sich auf dem absteigenden Ast, Simon Terodde geht nach Hamburg, Mark Uth zurück nach Schalke. Trainer Markus Gisdol setzt vor allem auf Nationalspieler Jonas Hector, offensiv vor allem auf Jhon Cordoba, wenn er denn in Köln bleibt. Die Offensive ist das große Problem. Die Angst vor dem siebten Abstieg geht um.

Jonas Hector, hier beim Testspiel gegen Union Berlin im Zeppelin-Stadion in Friedrichshafen.
Jonas Hector, hier beim Testspiel gegen Union Berlin im Zeppelin-Stadion in Friedrichshafen. | Bild: Fischer, Eugen
  • Und was machen die Fans?

„Im Kölner Stadion ist immer so eine super Stimmung, da stört eigentlich nur die Mannschaft.“ Hat Udo Lattek gesagt. Egal, ob der FC in der Bundesliga oder der 2. Liga spielt, die Begegnungen im Stadion sind immer ausverkauft. Früher im Müngersdorfer Stadion oder in der alten Radrennbahn blieben die Zuschauer nach enttäuschenden Spielen ihres Clubs zur Strafe der Profis einfach zuhause, heute müssen sie wegen der Coronakrise zuhause bleiben. Eine Saison ohne Zuschauer – für einen Kölner Profi ist das eine Horrorvorstellung.

Seit der Corona-Krise fehlen die Fans im Rheinenergiestadion, Heimatstätte des 1. FC Köln.
Seit der Corona-Krise fehlen die Fans im Rheinenergiestadion, Heimatstätte des 1. FC Köln. | Bild: dpa