Turin, Piräus, Nantes – und jetzt auch noch London! Der SC Freiburg erlebte am Donnerstagabend mal wieder eine Europapokal-Party. Wobei, so ganz stimmt das nicht. Denn aus sportlicher Sicht war es kein gelungener Abend! Das letzte Gruppenspiel in der Europa League im Olympiastadion bei West Ham United verloren die Breisgauer 0:2 (0:2). Durch die Niederlage beendet der Sportclub die Gruppe auf Rang zwei, was bedeutet, dass er in die Zwischenrunde muss.

Auswärtskontingent schnell vergriffen

Die Party der Freiburger begann schon Stunden vor Anpfiff. Bereits um 15 Uhr versammelten sich hunderte SC-Fans, um später gemeinsam ans Stadion zu laufen. Es war ja auch alles andere als ein gewöhnliches Gastspiel. Das Auswärtskontingent von 3500 offiziellen Tickets war aus Sicht der Gästezuschauer sowieso schnell vergriffen.

Selbst für Trainer Christian Streich war es in seiner fast zwölfjährigen Amtszeit das erste Auswärtsspiel in England. Und wie singen die Freiburger Anhänger schon lange? „Wir fahren über die Alpen, nach Baku ans kaspische Meer, nach London über den Kanal. Denn Freiburg spielt international.“

Freiburg ohne Ideen in der Offensive

Ja, die Reise nach London, die fehlte bis zum Donnerstagabend noch im Fan-Song, dementsprechend riesig war die Vorfreude. Aber übertrug sich die Euphorie auch auf die Mannschaft, die mit drei Siegen in Folge – jeweils ohne Gegentor – mit viel Selbstvertrauen angereist war?

Freiburg begann zwar gut, Nicolas Höfler köpfte nach nicht mal einer Minute einen Eckball von Vincenzo Grifo knapp drüber. Dann aber übernahmen die Engländer die Kontrolle und dominierten. Die erste Riesenchance für die Hammers ließ nicht lange auf sich warten: Lucas Paqueta knallte den Ball an die Latte, SC-Schlussmann Noah Atubolu wäre machtlos gewesen (5.). Das war er dann auch bei der nächsten Aktion. Mohammed Kudus wurde von Edson Alvarez steil geschickt und traf zum 1:0 für die Gastgeber (13.). Freiburg fing sich zwar ein bisschen, hatte offensiv aber überhaupt keine Ideen, obwohl es durchaus Lücken in der Defensive der Hammers gegeben hätte. An der Unterstützung kann es nicht gelegen haben: Von den Rängen waren nur die Gesänge der Freiburg-Fans zu hören, die ihr Team pausenlos anpeitschten.

Zweiter Treffer vor der Pause

West Ham blieb dran, Jarrod Bowen schoss aus 18 Metern über das Tor. Bowen war es dann auch, der zum vermeintlichen 2:0 traf (25.). Freiburg hatte allerdings Glück, dass der englische Nationalspieler zuvor im Abseits stand. Ein Weckruf für die Gäste? Nicht wirklich, denn der zweite Treffer fiel noch vor der Pause. Alvarez, Bowen, Alvarez: 2:0 durch einen herrlichen Doppelpass, bei dem die SC-Defensive einmal mehr viel zu passiv war.

Streich reagierte, brachte zur Pause für Roland Sallai den zuletzt starken Merlin Röhl. Und dieser hatte auch gleich einen Abschluss (50.). Die Großchancen gab es dann aber wieder auf der anderen Seite: Bowen traf aus kurzer Distanz den Ball nicht richtig (53.), Kudus verfehlte das Tor knapp (54.). Streich wechselte dann mehrfach, Freiburg wurde mit Junior Adamu, Lucas Höler und Noah Weißhaupt etwas offensiver. Ritsu Doan und Weißhaupt verpassten dann mit einer Doppelchance den Anschluss (74.), ein Treffer gelang aber nicht mehr.

Freiburg muss sich in Zwischenrunde beweisen

Weiter geht es in der Europa League also für Freiburg „nur“ in der Zwischenrunde, die potenziellen Gegner, die Gruppendritten der Champions League, sind aber dennoch attraktiv. Turin, London – und was nun? Auf jeden Fall eine weitere Europapokal-Party für den Sportclub und seine Fans.