Körperliche und mentale Grenzen spüre der SC Freiburg derzeit, hatte Trainer Christian Streich kürzlich gesagt. Und genau in dieser schwierigen Phase – aus den letzten fünf Partien in der Fußball-Bundesliga holten die Breisgauer nur einen Punkt – kam mit dem FC Bayern der durch den 2:1-Sieg gegen RB Leipzig wieder erstarkte Rekordmeister ins Europapark Stadion. Eine kaum zu meisternde Aufgabe? Die Außenseiterrolle wollten die Freiburger im Eröffnungsduell des 24. Spieltags nutzen.

Und der Sportclub war sofort da, Vincenzo Grifo schoss nach 19 Sekunden erstmals auf das Tor von FCB-Schlussmann Manuel Neuer. Von körperlichen und mentalen Grenzen keine Spur. Die Freiburger blieben dran, spielten mutig, was belohnt wurde. Roland Sallai scheiterte zwar zunächst per Kopf an Neuer sowie im Nachschuss per sehenswertem Fallrückzieher an der Latte – aus 18 Metern kam dann aber SC-Kapitän Christian Günter an den Ball, der unhaltbar per Volleyschuss ins rechte untere Eck traf. Ein herrliches Tor!

Freiburg schaltet den Vorwärtsgang ein

Die SC-Defensive ließ nichts zu. SC-Trainer Christian hatte seine Startelf auf drei Positionen verändert. Für Merlin Röhl (Bank), Michael Gregoritsch (Bank) und Lukas Kübler (muskuläre Probleme) begannen Matthias Ginter, Roland Sallai und Kiliann Sildillia. Und es ging weiter auf das Tor von Neuer. Wieder Günter (16.)! Neuer verhinderte aber die Zwei-Tore-Führung mit starker Parade.

Die hatte auch Nicolas Höfler auf dem Fuß, der Mittelfeldmann verpasste aber den richtigen Moment für einen Abschluss. Was von den Bayern in der ersten halben Stunde zu sehen war? Nichts! Dass die Münchner die vergangenen fünf Bundesliga-Duelle gegen Freiburg gewannen? In dieser Phase maximal eine Randnotiz. Denn wieder schaltete Freiburg den Vorwärtsgang ein: Sallai schickte Grifo bei einem Konter, der 30-Jährige dribbelte sich gekonnt durch den Strafraum, schoss aber knapp vorbei (22.).

Bundesliga, SC Freiburg – Bayern München, 24. Spieltag im Europa-Park Stadion, Münchens Harry Kane reagiert.
Bundesliga, SC Freiburg – Bayern München, 24. Spieltag im Europa-Park Stadion, Münchens Harry Kane reagiert. | Bild: Tom Weller/dpa

Doch dann der aus Bayern-Sicht unerwartete sowie schmeichelhafte Ausgleich. Mathys Tel, der Leroy Sané (Leistenprobleme) in der Startelf ersetzte, schlenzte den Ball ins Eck: 1:1 (35.). „Hurra, hurra, die Bayern wieder da“, hallte aus dem Gästeblock. Und das waren sie: SC-Schlussmann Noah Atubolu hatte Probleme mit dem Aufsetzer von Leon Goretzka (38.). Glück hatte Freiburg auch beim Volleyschuss von Raphael Guerreiro. Offensivakteur Jamal Musiala (42.) traf den Ball aus kurzer Distanz nicht richtig.

Lucas Höler mit dem vierten sehenswerten Treffer des Abends

Die Freiburger Fans im mit 34500 Zuschauern ausverkauften Stadion feuerten ihre Mannschaft nach dem Seitenwechsel pausenlos lautstark an. Die erste Chance hatten aber die Bayern: Toptorjäger Harry Kane kam erstmals frei zum Abschluss, verzog aber knapp (47.). Freiburg zeigte sich unbeeindruckt: Der agile Sallai bediente Maximilian Eggestein, der über den Kasten schoss (49.). An der Seitenlinie forderte Trainer Streich immer wieder von seinen Spielern, Ballverluste zu vermeiden, um nicht in Kontersituationen zu laufen.

Die Offensivbemühungen dürften ihm weiter durchaus gefallen haben: Eine flache Grifo-Hereingabe verpasste Ritsu Doan (57.). In Summe hatten aber die Bayern die besseren Möglichkeiten. Kane scheiterte mit zwei Abschlüssen (63./64.), Jamal Musiala an Atubolu (71.).

Das 2:1 für die Bayern deutete sich immer mehr an – und es fiel: Musiala dribbelte an mehreren Abwehrspielern vorbei und traf flach ins Eck (74.). Überragend gemacht! Freiburg gab sich aber nicht auf – trotz aller mentaler und körperlicher Grenzen! Der Lohn: das verdiente 2:2 (87.)! Lucas Höler mit dem vierten tollen Treffer des Abends. Freiburg jubelte über einen Punkt.