Da sitzt er bequem im Sessel und sieht nicht so groß aus wie er ist. Schon gar nicht wie ein Baumstamm, als den ihn Mitspieler Lucas Höler bezeichnet hat. Der 1,93 Meter große Michael Gregoritsch winkt ab. Baumstamm? Gar langer Lulatsch? Lieber will er der Gregerl sein. „Ich habe schon einige Spitznamen verpasst bekommen“, sagt der Österreicher, gefallen haben sie ihm alle nicht, weshalb er sich Gregerl auf die Kickschuhe hat schreiben lassen. „Mein Vater ist der Gregerl, mein Bruder ist der Gregerl und ich bin der Gregerl“, erklärt der 29-Jährige aus Graz.

Und dann noch die Geschichte mit dem Nachnamen. Die Reporter von Sky hätten den anfangs falsch ausgesprochen. Gregoritsch mit Betonung auf dem O. „Dabei heißt es Gregoritsch mit Betonung auf dem I“, erklärt er und verhehlt seine Zufriedenheit nicht: „Das habe ich denen beigebracht.“

Das könnte Sie auch interessieren

Und damit zum Fußball. Für Michael Gregoritsch war die vergangene Saison die beste seiner Karriere. 42 Spiele für den SC Freiburg, acht für Österreich, „ich war noch nie mit einer Mannschaft unter den Top Ten in der Liga, ich war noch nie in einem Pokal-Halbfinale und ich habe noch nie mit einem Team international gespielt“, zählt Gregoritsch die Höhepunkte auf, die er erlebt hat beim Sport-Club und zusammenfasst in dem Wort „Wundersaison“. 15 Tore erzielte er wettbewerbsübergreifend für den SCF, drei für das Nationalteam, „das möchte man wieder und wieder erleben.“

Noch nicht am Zenit angelangt

Folgerichtig hat der Steirerbub seine Ziele nach oben korrigiert. „Ich fühle mich noch nicht auf dem Zenit des Leistungsvermögens“, sagt Gregoritsch und meint, das gelte auch für den Verein. „Der Sport-Club war Sechster, zuletzt Fünfter, da kannst du doch nicht sagen, du strebst den Klassenerhalt an“, erklärt er. Genau das aber hat sein Trainer getan. Christian Streich erklärte, Ziel Nummer eins sei, dass der SC Freiburg auch nächste Saison wieder Bundesliga spielen dürfe, und Ziel Nummer zwei: „Guten Fußball spielen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Gregoritsch lacht. „Ich verstehe, was der Trainer meint, er hat ja auch schon nicht so gute Jahre erlebt. Und beim Ziel Nummer zwei sind wir ja einer Meinung.“ Er wolle immer gewinnen, egal gegen wen, beschreibt Gregoritsch seinen Ehrgeiz, es widerstrebe ihm zu sagen, „och, gegen die bin ich mit einem Unentschieden zufrieden“. Da wähnt er sich auch auf einer Wellenlänge mit Christian Streich. „Der Trainer muss in der Öffentlichkeit halt anders, manchmal auch vorsichtiger formulieren“, sagt Gregoritsch. Und wer hat Recht? „Natürlich immer der Trainer!“

Immer das Maximale herausfordern

Kurzer Einspruch! Sollte der SC Freiburg in der mit dem Auswärtsspiel in Hoffenheim (Samstag, 19. August, 15.30 Uhr) beginnenden Bundesligasaison am Ende auch nur einen Platz höher platziert sein, hieße das: Champions-League-Teilnahme. Wäre das nicht zu viel des Guten, ist der SC in der Europa League nicht gut aufgehoben? „Da können wir das Streiten anfangen“, erwidert Gregoritsch, „warum nicht Champions League? Ein Sportler muss immer das Maximale herausfordern.“

Ein starkes Miteinander

Auch das Argument, dass deutliche Niederlagen in der Königsklasse einen unguten Einfluss auf die Ligaspiele haben könnten, wischt Gregoritsch mit dem Hinweis auf die Europa-League-Partien gegen Juventus Turin weg: „Juve war jahrelang Stammgast in der Champions League und wir haben mitgehalten, auch wenn wir ausgeschieden sind. Warum sollte alles schiefgehen? Das ist mir zu negativ gedacht.“ Okay, Einspruch zurückgezogen. „Danke“, sagt Gregerl.

Und überhaupt ist der Sport-Club eine besondere Gemeinschaft. Die Empathie des Trainers, „in Gesprächen mit ihm geht es nie nur um Fußball“, sagt Gegoritsch. Oder das Verhältnis der Kicker untereinander. „Die Jungs haben eine hohe Sozialintelligenz, sie helfen sich gegenseitig, dass jeder seine individuellen Stärken einbringen kann“, beschreibt Gregoritsch das Miteinander im Breisgau und setzt ein i-Tüpfelchen: „Ich habe nirgendwo anders erlebt, dass so viele Freundschaften entstehen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Bundesliga, Europa League, Champions League – alles noch ein bisschen entfernt, das eine mehr als das andere. Jetzt steht erst mal der DFB-Pokal an, morgen um 15.30 Uhr gegen den Oberligisten SV Oberachern. Im Dreisamstadion, was viele Jahre lange die Heimat des Sport-Clubs war. Christian Streich fühlt „ein Heimkommen“. Nicht so Michael Gregoritsch. „Ich habe das Stadion gehasst, ich habe immer einen Schuss gekriegt, egal mit welcher Mannschaft ich kam“, sagt der Gregerl. Mit Schuss meint er Niederlage. Dann wird‘s morgen den ersten Sieg geben, oder? Herr Gregoritsch mit der Betonung auf dem I will nicht angeben, aber: „Wir haben den Pokal auf Agenda.“