Pro: Geld kann nicht alles kaufen

Bild 1: Patriotismus oder Pragmatismus: Hätte der DFB bei Adidas als Ausrüster bleiben sollen?
Bild: Tesche, Sabine

Adidas und die deutsche Nationalmannschaft, das gehört zusammen. Seit Jahrzehnten. Diese Verbindung ab 2027 für ein hochdotiertes Angebot für den US-Konkurrenten Nike fallen zu lassen, stößt zurecht vielen sauer auf. Sponsoren kommen und gehen in der Sportwelt, das gehört dazu.

Aber der Sportartikelhersteller Adidas mit Sitz in Herzogenaurach ist mehr als nur ein schlichter Ausrüster. Es ist eine deutsche Erfolgsgeschichte, die seit 70 Jahren tief mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verbunden ist. Unternehmensgründer Adolf „Adi“ Dassler stattete nicht nur die legendäre deutsche Weltmeistermannschaft von 1954 aus, er war auch als Zeugwart des Teams beim Turnier und dem als Wunder von Bern bekannten Finale dabei.

Danach folgte eine Partnerschaft, die drei erfolgreiche Europameisterschaften und drei weitere WM-Siege gemeinsam feierte. Und neben all den Höhen natürlich auch die sportlichen Tiefen, die die deutsche Nationalelf nach dem WM-Erfolg 2014 in Brasilien durchlebte und die den einstigen Glanz in den Schatten stellten. Und natürlich weiteren Tiefschlägen abseits des Platzes, wie die Aberkennung der Gemeinnützigkeit für die Jahre 2014 und 2015. Will sagen, beide Parteien haben gemeinsam viel erlebt.

Natürlich muss auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wirtschaftlich handeln. Die Kassen des DFB sind klamm, das Angebot von Nike lukrativ. Doch es gibt Dinge, die man sich mit Geld nicht kaufen kann. Dazu gehört ein Mythos wie der mit Adidas.

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Contra: Notwendiger Schritt

Eugenio Marino
Eugenio Marino | Bild: privat

Der Aufschrei nach dem Ausrüsterwechsel des Deutschen Fußball-Bundes vom langjährigen Partner Adidas zur US-Großmacht Nike ist groß. Zu groß! Natürlich ist es schade, dass eine 70 Jahre lange Tradition 2026 ein Ende haben wird. Und irgendwie gehört zu den Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft ja auch das Trikot mit dem Treppenlogo und seinen drei Streifen.

Es ist verständlich, dass Fans frustriert sind. Tradition ist etwas Schönes. Aber Tradition und Standortpatriotismus dürfen für den DFB keine ausschlaggebenden Argumente sein. Für den Verband ist es aus finanzieller ein nachvollziehbarer, ja sogar ein notwendiger Schritt! Denn der DFB braucht Geld – dringend. Sportliche Erfolge der A-Nationalelf bleiben bei großen Turnieren seit 2018 aus – es fehlen also Marketingerlöse und Prämien. Steuernachzahlungen und Aberkennungen des Gemeinnützigkeit-Status für mehrere Geschäftsjahre leeren die Kassen. Und der Neubau des „Campus“ in Frankfurt hat knapp 200 Millionen Euro gekostet. Zudem beläuft sich der Unterhalt der Akademie pro Jahr auf einen zweistelligen Millionenbetrag.

Die Kosten sind enorm. Und im hoch kommerzialisierten Fußball-Geschäft braucht es starke Partner, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn Geld brauchen ja nicht nur Bundestrainer Julian Nagelsmann & Co., sondern auch die Frauen- und Jugendabteilungen sowie der Amateur- und Breitensportbereich. Der DFB hat also vielleicht nicht im Sinne der Fußball-Romantiker gehandelt – in diesem Fall ist das aber richtig.

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