0:3, das hört sich auf jeden Fall schlecht an. 0:3 zu Hause, das hört sich nach Klatsche an. 0:3 im Europa Park-Stadion gegen Aufsteiger St. Pauli, das hört sich nach Katastrophe an.

Aber: Einspruch, nicht in Freiburg, nicht beim Sport-Club. Das kräftigste Gegenwort führt Julian Schuster. Der SC-Trainer ist ein Mensch, der in sich selbst ruht. „Ich habe das 0:3 nicht so deutlich empfunden, wie es die Zahlen ausdrücken, das Ergebnis hört sich härter an, als der Spielverlauf war“, urteilt Schuster.

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Er erklärt seine Sichtweise so: „St. Pauli hatte ja kaum Chancen, wir haben viele Zweikämpfe für uns entschieden, die bei den Gegentoren nicht, und das wird in der Bundesliga eiskalt bestraft.“

Lob für Paulis Vorbereitung

Erstmal gilt: Ehre, wem Ehre gebührt. St. Pauli-Trainer Alexander Blessin hatte den Gegner gut studiert. Hatte die Freiburger Stärken auf den Außenbahnen ausgemacht und deren Kombinationsstärke im Zentrum, und deshalb die Marschroute ausgegeben, auf das bislang praktizierte frühe Pressing in des Gegners Hälfte zu verzichten.

Stattdessen zogen sich die Hamburger tief hinter die Mittellinie zurück und bauten dort ein Bollwerk auf. Oder sagen wir es so: Einer Spinne ähnlich woben sie ein Netz, in dem sich badische Insekten verhedderten.

St. Paulis zweifacher Torschütze Elias Saad hat Grund zur Freude.
St. Paulis zweifacher Torschütze Elias Saad hat Grund zur Freude. | Bild: JoergHalisch/DPA

Das 5-4-1-System – fünf Verteidiger, vier Mittelfeldakteure, ein Angreifer, der dann auch noch zu einem Abwehrspieler wurde – gelang Blessins Kickern blendend. Immer wieder legten sie die Spinnentaktik ab, schwirrten nach vorne aus, zwar nicht oft, aber wenn man aus wenig Chancen drei Tore macht, ist das natürlich klasse und lässt den Gegner zwischen Ratlosigkeit und Ärger zurück.

SC-Mittelfeldspieler Patrick Osterhage kopfschüttelnd: „Sind die eigentlich mehr als dreimal vor unser Tor gekommen?“

Freiburg verpasst den Anschlusstreffer

Womit wir beim SC Freiburg wären, der nach drei Siegen aus vier Spielen auf den Boden der Realität zurückgeholt wurde. Eine Realität, die lapidar besagt, dass in der Bundesliga tatsächlich jeder jeden in starke Bedrängnis oder gar schlagen kann.

„Es war zäh, aber wir hatten einige Türöffner, um ins Spiel zu kommen“, sagt Julian Schuster. Als erstes zu nennen wäre da der Elfmeter, den Vincenzo Grifo in der 41. Minute vergab.

Ausgerechnet Grifo, der vom Punkt aus einer der besten in der Liga ist. Hätte er den Strafstoß an St. Pauli-Schlussmann Nikola Vasilj vorbei ins Tor gebracht, wäre das der Ausgleich zum 1:1 gewesen – ein Türöffner!

Weitere Chancen vergeben

Anzumerken wäre auch noch, dass derselbe Grifo schon 13 Minuten zuvor Saads 0:1 hätte egalisieren können, wenn er nach Flanke von Christian Günter die Kugel ins Tor statt rechts daneben geköpft hätte.

Nun weiß die Fußballwelt zwar, dass Grifo kein Kopfballungeheuer ist, „aber den hätte man machen können“, sagt der Trainer. Mithin: ein Türöffner!

Einen dritten möglichen Türöffner gab es noch in der 64. Minute. Philipp Lienhart köpfte nach einer Freistoßflanke von Grifo den Ball ins Tor und wer weiß, was noch passiert wäre, wenn mit Adrenalin aufgeputschte Freiburger so richtig losgelegt hätten.

Allein Katrin Rafalski, Video Assistant Referee im Kölner Keller, hatte etwas dagegen und sah Lienhart im Abseits vor seinem Kopfball – eine Millimeterentscheidung, die nach nur (!) drei Minuten Prüfzeit erkannt wurde.

War es also eine einwandfreie Fehlentscheidung von Schiedsrichter Timo Gerach und Florian Heft, seinem die Fahne unten lassenden Helfer an der Seitenlinie? Zumal kein St. Pauli-Spieler protestierte?

Schwamm drüber. Julian Schuster spricht den Satz des Tages und ruht wieder in sich selbst: „Wir müssen uns ständig weiterentwickeln und dazu gehören manchmal auch Niederlagen.“ Nächsten Samstag in Bremen kann, darf, soll natürlich alles wieder anders sein.