1873: Am 13. Januar kommt Walther Bensemann als Sohn einer jüdischen Berliner Bankiersfamilie zur Welt.

1889: Im Süden des Deutschen Kaiserreichs ist er Mitbegründer von mehreren Fußballvereinen. Unter anderem geht der Karlsruher FV (1891) auf ihn zurück, dazu die Vorgängervereine von Eintracht Frankfurt und Bayern München.

Walther Bensemann
Walther Bensemann | Bild: kicker

1898: Bensemann organisiert im Dezember die ersten internationalen Spiele deutscher Auswahlmannschaften – sie werden als Ur-Länderspiele bezeichnet.

1900: Als Vertreter mehrerer Clubs ist Bensemann an der Gründung des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) beteiligt.

Das Lebenswerk – mit Ursprung in Konstanz

1920: Walther Bensemann gründet am 14. Juli in Konstanz den „Kicker“ – und schafft damit sein ganz persönliches Lebenswerk. Die Inspiration rührt in seiner Liebe zum Fußball. Diese entsteht, als er den Sport mit zehn Jahren an einer Privatschule im schweizerischen Montreux kennenlernt. Britische Mitschüler zeigen ihm dort das neuartige Spiel. Seitdem bedeutet Fußball für den späteren Studenten Leidenschaft. Im Deutschen Reich wird das Jagen nach dem runden Leder dagegen als „Fußlümmelei“ oder „englische Modetorheit“ verpönt.

Verfolgt wegen jüdischen Wurzeln

1933: Das Schicksalsjahr im Leben von Walther Bensemann beginnt zunächst fröhlich: Am 13. Januar feiert er seinen 60. Geburtstag. Doch dann sollte für den Gründer und Herausgeber des „Kicker“ eine grausame Zeit anbrechen. Nur 20 Tage danach übernehmen die Nationalsozialisten die Macht. Wegen seiner jüdischen Abstammung ist Bensemann in Deutschland fortan unerwünscht.

In der „Kicker“-Ausgabe vom 28. März erscheint die letzte seiner berühmten Glossen. „Er hatte sich stets vehement und engagiert für eine pazifistische und grenzüberschreitende Sportidee eingesetzt“, ist in der Online-Chronik des Blattes zu lesen. Demnach heißt es zum Schluss der letzten Glosse: „Seit etwa sechs Monaten verlangen meine Ärzte dringend, dass ich mich einer Kur unterziehe.“ Diese werde er nun antreten, zumal die Leser wüssten „dass auch in meiner Abwesenheit die Redaktion der Zeitung in guten Händen liegt“. Bensemann reist in den Urlaub nach Montreux, so steht es in der „Kicker“-Chronik.

Doch nach Nazi-Deutschland kehrt er nie mehr zurück. Am 30. Mai gibt sein Nachfolger Hanns J. Müllenbach, der der Redaktion ebenfalls seit 1920 angehört, bekannt: „Mit dem heutigen Tag ist der Begründer des ‚Kicker‘, Herr Walther Bensemann, aus der Redaktion des Blattes ausgeschieden.“ Diese „bedauerliche Notiz“ werde auf Wunsch Bensemanns „ohne jeden Kommentar“ veröffentlicht.

Tod in der Schweiz

1934: Walther Bensemann stirbt am 12. November in Montreux (Schweiz) – vermutlich an einem Herzleiden. Er hinterlässt keine Nachkommen, hat nie geheiratet. Stattdessen geht er als einer der wichtigsten Fußball-Pioniere Deutschlands in die Geschichte ein. Die letzten öffentlichen Auftritte Bensemanns sind für Juni – als er auf Einladung der FIFA das WM-Turnier in Italien besucht – und Oktober beim Länderspiel zwischen der Schweiz und der Tschechoslowakei in Genf bezeugt. (jsi)