Benedikt Doll, vor knapp einem Jahr haben Sie Ihre so erfolgreiche Biathlon-Karriere beendet. Wie geht‘s Ihnen, wie fühlen Sie sich?

Danke, ich fühle mich sehr gut. Mir fehlt der Leistungssport überhaupt nicht. Also ich schaue natürlich weiterhin gerne Biathlon an, aber selbst so richtig Sport zu machen, das fehlt mir gar nicht. Ich habe relativ wenig Wehmut. Ich mache Sport, so wie ich Lust und Zeit habe. Aktuell habe ich wenig sportliche Ambitionen. Aber vielleicht kommt es mal wieder, dass ich irgendwie im Bereich Berglauf oder Langstreckenlauf etwas einsteige. Ich wollte schon immer mal den Schwarzwälder Skimarathon, den Rucksacklauf, mitmachen. Das ist ein Lebenstraum, dazu braucht es aber auch mal wieder einen richtigen Winter, damit der überhaupt stattfinden kann.

In wenigen Tagen beginnt in der Lenzerheide/Schweiz die Biathlon-WM. Dort haben Sie bei der Weltcup-Premiere nochmals einen großen Sieg im Sprint gefeiert, sprachen nach dem Erfolg „von einem geilen Gefühl“. Wären Sie dort nicht doch noch gerne dabei?

Ja, also der Erfolg war natürlich super schön. Die Kulisse war echt einmalig. Auch die Zuschauer und das Drumherum waren sehr positiv. Es war schön, ist jetzt aber Vergangenheit. Ich brauche jetzt nicht noch mal dabei sein, nur weil es ein schöner Erfolg war.

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Wie intensiv verfolgen Sie denn das sportliche Geschehen im Biathlon-Weltcup?

Ich würde gerne mehr Rennen im Fernsehen angucken. Mein Sohnemann ist immer so ein bisschen das Hindernis dafür. Er findet Biathlon natürlich nicht so interessant. Darum schaue ich oft die Rennen in der Zusammenfassung an und analysiere die Ergebnisse. Kürzlich war ich beim Weltcup in Antholz vor Ort. Ein zweiter Weltcup wäre auch nett gewesen, aber es hat sich so nicht ergeben. Es war ganz cool alle wieder persönlich zu sehen, aber es reicht dann auch wieder. Ich fiebere natürlich zu Hause mit den deutschen Biathleten bei den Wettkämpfen mit.

Was verbindet Sie als ehemaliger aktiver Biathlet noch mit dem Biathlon-Weltcup?

Das sind zum einen die Menschen, die ich während meiner Karriere kennengelernt habe. Viele Athleten kenne ich natürlich noch, auch einige jüngere Biathleten. Da verfolge ich deren Entwicklung, das finde ich schon sehr spannend. Am Ende ist es die Leidenschaft für einen unfassbar schönen Sport.

Sie haben bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften viele Medaillen gewonnen. Was war denn rückblickend, mit etwas Abstand betrachtet, der schönste und nachhaltigste Erfolg Ihrer Karriere?

Das war schon der WM-Titel in Hochfilzen 2017. Meine Eltern waren dabei. Insgesamt die vielen Zuschauer, der Fanclub, das war schon sehr toll und emotional, bleibt natürlich in Erinnerung.

Wäre der TV-Job als Experte eine Option für Sie?

Durchaus, das hätte ich schon auch gemacht, es hat sich bis jetzt aber nicht ergeben. Es wäre koordinationstechnisch Mehrarbeit zum normalen Beruf, insofern bin ich da jetzt auch nicht unglücklich.

Sind Sie eigentlich schon richtig angekommen im neuen Leben, was machen Sie denn beruflich?

Ich glaube schon, dass ich angekommen bin im neuen Leben. Ich mache in Freiburg-Hochdorf eine Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik, das macht mir sehr, sehr viel Spaß. Das, was mich während dem Sport schon als Hobby interessiert hat, womit ich mich viel beschäftigt habe, kann ich jetzt zum Beruf machen. Darum fällt es mir sehr leicht, mich für meine Ausbildung zu motivieren.

Kürzlich wurde in ihrer Heimat am Notschrei ein deutscher Schülercup im Biathlon ausgetragen. Sie haben die Medaillen überreicht und fleißig Autogramme geschrieben, was sehr gut angekommen ist, dass Sie sich für den Nachwuchs einbringen.

Ja, mir ist es grundsätzlich sehr, sehr wichtig, dass junge Kinder Sport machen, egal welchen! Und wenn ich durch meine Person motivieren und inspirieren kann, dass Kinder Sport machen, dass sie dranbleiben, dass sie sagen, ich will vielleicht auch mal im Weltcup laufen. Das ist so ein bisschen meine Motivation. Ich versuche auch beim einen oder anderen Training mal dabei zu sein. Es klappt leider nicht so, wie ich es mir erhofft habe, weil mir berufsbedingt ein bisschen die Zeit fehlt. Das ist gerade so ein bisschen ärgerlich.

Können Sie sich den Trainer Benedikt Doll vorstellen?

Ja, vorstellen kann ich es mir schon, aber ich habe irgendwie nicht so die Motivation dafür. Deswegen habe ich mich auf dem beruflichen Weg für die Elektrotechnik entschieden.

Konnten Sie schon Dinge tun mit der Familie, auf die Sie während der Aktivzeit verzichten mussten?

Ja, auf jeden Fall. Die Weihnachtszeit war einfach viel entspannter, wenn man da daheim ist. Diese Weihnachten hatten wir ja auch superschönen Schnee, fast jeden Tag waren wir auf die Loipe zum Langlauf machen. Ein längerer Urlaub steht auch noch aus, aber die Zeit kommt noch.

Für die deutschen Männer verlief der bisherige Weltcup, nicht zuletzt auch krankheitsbedingt, enttäuschend. Was trauen Sie den ehemaligen Kollegen bei der WM in der Lenzerheide zu?

Es waren meistens irgendwelche Teilleistungen gut, aber das Gesamtpaket hat doch dann öfters nicht geklappt. Philipp Nawrath hat es noch am besten hinbekommen. In der Lenzerheide waren wir beim letzten Mal skimaterialtechnisch eigentlich gut unterwegs, das ist wichtig, um vorn mitkämpfen zu können. Vor allem Johannes Kühn, Philipp Nawrath und Philipp Horn haben gute Laufleistungen gezeigt, leider hat das Schießen nicht so geklappt. Es braucht auch ein bisschen Glück, dann sind Podestplätze oder Medaillen drin, es fehlt so ein bisschen die Stabilität.