Dr. Thomas Domjahn

Pfullendorf – Eigentlich wollte Alno seine Bilanz für 2016 schon im Mai vorstellen. Fünfmal wurde seitdem die Veröffentlichung der Zahlen wegen Unstimmigkeiten innerhalb der Konzernleitung verschoben. Selbst der Pressesprecher des zahlungsunfähigen Küchenherstellers konnte zuletzt nicht mit Sicherheit sagen, wann Alno die Karten endlich auf den Tisch legen würde. Sogar das Bundesamt für Justiz schaltete sich ein und leitete wegen der schleppenden Veröffentlichung ein Ordnungsverfahren gegen Alno ein. Die Verspätung hänge mit offenen Fragen in Zusammenhang mit der vorläufigen Insolvenz zusammen, teilte Alno mit.

Gestern Mittag war es dann schließlich soweit. Und wie erwartet ist Alno noch tiefer als zuvor in die Verlustzone gerutscht. Das Minus vergrößerte sich nach 4,3 Millionen Euro im Vorjahr auf 67,2 Millionen Euro im Jahr 2016. Nachdem Alno vor einem Monat einen Insolvenzantrag gestellt hatte und der Aktienkurs tief in den Keller gestürzt war, waren diese niederschmetternden Ergebnisse für Brancheninsider kaum noch überraschend.

Auch beim operativen Geschäft (Ebitda), in dem Zinsen, Steuern und Abschreibungen nicht enthalten sind, stand unter dem Strich ein Minus von 27,8 Millionen Euro. 2015 lag das Ebitda mit 14,8 Millionen noch im positiven Bereich – allerdings lag das damals daran, dass Alno seine Tochter Impuls an die Steinhoff-Gruppe verkauft hatte. Der Umsatz sank 2016 von 521,5 Millionen Euro auf 493,2 Millionen Euro.

Alno betonte, dass der Konzernabschluss nur vorläufig und ungeprüft sei. Zudem fußten die Zahlen auf einer sogenannten "going concern"-Annahme. Diese beinhalte, dass man davon ausgehe, dass das Unternehmen trotzt der Zahlungsprobleme weiter existiere und fortgeführt werde. "Sollte sich nach Eröffnung des Insolvenzfahren herausstellen, dass eine Sanierung der Alno AG und die Wiederherstellung der „going concern“-Annahme nicht möglich ist, würden sich die Wertansätze wesentlich ändern und der Abschluss würde in dieser Form keinen Bestand haben", erklärt Alno.

Wie es mit Alno, das sich derzeit in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung befindet, weitergeht, steht noch in den Sternen. Denkbar wäre zum Beispiel ein Verkauf der gesamten Alno-Gruppe. Auch ein noch härterer Sparkurs mit weiteren Entlassungen ist nicht ausgeschlossen. Unter der Ägide des neuen Großaktionärs Tahoe, hinter dem der bosnische Prevent-Konzern steht, steuert der Pfullendorfer Küchenbauer bereits einen rigiden Effizienzkurs, in dessen Folge 36 Millionen Euro eingespart werden sollen – insbesondere bei den Sachkosten und beim Personal. Im März wurde bekannt, dass sich das Unternehmen von insgesamt 240 Mitarbeitern trennen will, 100 davon im Ausland. Alno beschäftigt weltweit 1900 Mitarbeitern, davon 670 am Stammsitz in Pfullendorf.