Pfullendorf – Sorgen hat Max Müller als Chef des Pfullendorfer Küchenbauers Alno so einige. Da wäre etwa ein Schuldenberg, der dem Unternehmen im Nacken sitzt. Oder, mal wieder, rote Zahlen. Vor der Alno-Hauptversammlung am nächsten Donnerstag (2. Juni) ist die Lage beim einstigen Marktführer für Küchen in Deutschland nicht besonders rosig. Alno kämpft seit dem Börsengang im Jahr 1995 mit Problemen – bis auf wenige Ausnahmen gab es jedes Jahr Verluste.
Doch Firmenchef Müller zeigt sich optimistisch. Alno sei in zwei Werken ausgelastet und arbeite an der Kapazitätsgrenze, sagt Müller. Das Auftragswachstum sei zweistellig. "Fünf Jahre bin ich dabei, das ist jetzt ein völlig neuer Zustand für mich", sagt er.
Externe Fachleute zeigen beim Thema Alno dennoch Sorgenfalten. "Viele in der Vergangenheit gemachte Fehler, die weit zurückliegen, haben den Konzern in eine gefährliche Lage gebracht", sagt Harald Klein von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die Finanzlage von Alno wird im Jahresabschluss 2015 deutlich. Die Nettoverschuldung beträgt etwa 134 Millionen Euro. Im operativen Geschäft gab es ein Minus von 28,52 Millionen Euro. Ähnlich sah es im ersten Quartal des laufenden Jahres aus – hier gab es ein Minus von 17,4 Millionen Euro. "Ohne die Zuflüsse von 40 Millionen Euro aus einer Kapitalmaßnahme im zweiten Quartal 2016 wird das Unternehmen große Probleme mit der Sicherung der Liquidität haben", sagt DSW-Experte Klein. Aber er unterstreicht auch: "Wenn die Umsätze weiter so steigen, kann Alno aus der Problemzone rauskommen." Durch hohe Verlustvorträge von mehr als 60 Millionen Euro müssten bei künftigen Gewinnen kaum Steuern gezahlt werden.
Vorstandschef Müller gibt sich zuversichtlich, dass es mit dem Küchenbauer bald wieder bergauf geht. "Wir wollen 2017 wieder profitabel sein", sagt er. Den Erfolg sieht Müller vor allem im Auslandsgeschäft. Alno setzt auf internationale Märkte. In China hat der Küchenhersteller bereits ein Joint Venture gegründet, in Russland soll eine Möbelfabrik aufgebaut werden. 2014 übernahm Alno zudem den Schweizer Marktführer AFP. In Bezug auf Produktivität sei Alno dieses Jahr deutlich vorwärts gekommen, sagt Müller. Der Abbau von 200 Stellen in Verwaltung und Produktion in Deutschland zeige Wirkung, die Personalkosten seien um 4,6 Prozent gesenkt worden.
Vor vier Jahren hat Müller Alno noch vor der Pleite gerettet. Investoren, Banken und Geschäftspartner hatten in letzter Minute ein Rettungspaket gebastelt. Sorgen, dass Banken wegen des Schuldenbergs Kreditlinien streichen könnten, hat der Firmenchef heute nicht. Im vergangenen Jahr habe er nochmals rund eine Million Aktien von Alno erworben. "Auch deswegen, um ein deutliches Signal zu setzen. Das mache ich nicht, wenn ich nicht an die Zukunft des Unternehmens glauben würde."
Müller setzt auf Schuldenabbau
Was tun, um der Probleme Herr zu werden? "Wir prüfen im Moment verschiedene Kapital- beziehungsweise Finanzierungsmaßnahmen", sagt Müller. Details dazu nennt er nicht. Zudem gehe er davon aus, dass Alno ab dem kommenden Jahr aus dem operativen Geschäft Schulden abbauen könne. "Wir werden dieses Jahr zweistellig wachsen", ist Müller überzeugt. Bereits im ersten Quartal 2016 stiegen die Umsätze um 8,1 Prozent auf 110,5 Millionen Euro. Auch Experte Klein betont, dass Alno eine der bekanntesten Küchenmarken in Deutschland sei. "Potenzial hat das Unternehmen, das steht fest, gute Produkte, gute Mitarbeiter, einen guten Ruf."