Die Beschäftigten von Deutschlands drittgrößtem Automobilzulieferer ZF machen sich zusehends Sorgen um die Zukunft ihres Unternehmens. „Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung ist die Belegschaft sehr beunruhigt“, sagte Achim Dietrich, ZF-Gesamtbetriebsrat-Chef am Donnerstag. Zudem bestünden „Zukunftsängste“. Diese würden auch durch die aktuelle Standortsicherung nicht beseitigt. Diese beinhaltet auch eine Jobgarantie, allerdings nur bis Ende 2022.
Sollen Jobs ins Ausland verlagert werden?
„Wir nehmen auch zunehmend Signale wahr, dass die Beschäftigten in Friedrichshafen zu teuer sind und ZF daher vermehrt Arbeit – sowohl in Produktion als auch Entwicklung und Verwaltung – ins
Ausland verlagern will“, sagt Franz-Josef Müller, der Vorsitzende des Standortbetriebsrats.
Zukunftsprodukte müssten weiter in Deutschland gefertigt werden, forderten beide. Am kommenden Mittwoch soll daher eine ausserordentliche Betriebsversammlung in Friedrichshafen stattfinden.
ZF äußert sich
Der ZF-Betriebsrat sieht seit längerem eine Tendenz, dass selbst brandneue Produkte nicht mehr im Inland vom Band laufen, sondern von Anfang an im Ausland – etwa auf dem Balkan oder in Asien. „Die kurzfristigen Sparzwänge, die in der aktuellen Situation geboten scheinen, dürfen nicht zu falschen Weichenstellungen für die Zukunft führen“, sagte Dietrich.
„Wir haben Verständnis, dass sich die Beschäftigten Sorgen um ihre Zukunft machen. Auch in der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage der Automobilbranche steht ZF zu den geltenden Vereinbarungen zur Sicherung der deutschen Standorte“, sagte ein ZF-Sprecher dem SÜDKURIER. Es gebe aber – im Gegensatz zu zahlreichen anderen Unternehmen der Branche – bei ZF keine konzernweiten Restrukturierungsprogramme. „Wir nutzen die in Deutschland zur Verfügung stehenden Flexibilisierungsmaßnahmen, zum Beispiel Zeitkonten und Schließtage. Sofern sich die Lage nicht wesentlich verschlechtert, wollen wir weitergehende Maßnahmen auch künftig vermeiden“, sagte er.
Betriebsräte machen bundesweit mobil
Derzeit machen Betriebsräte in der Autobranche bundesweit auf die angespannte Situation in ihren Unternehmen aufmerksam. Erst kürzlich preschten die Betriebsratschef großer Autobauer in einer gemeinsamen Aktion vor, um sich gegen die „Dämonisierung des Autos als Klimakiller“ zu verwahren. In der aktuell schwierigen konjunkturellen Lage, gefährde dies zusätzlich Jobs.