Christiana Bömelburg und Stefan Weyer, dpa

Nach dem turbulenten Flugsommer 2018 steckt jetzt die Fluggesellschaft Germania in finanziellen Schwierigkeiten. Die Airline prüft mehrere Finanzierungsoptionen, um einen kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu sichern. „Es geht dabei um die zentrale Frage, wie wir als mittelständisches Unternehmen auch weiterhin in einem Marktumfeld schlagkräftig bleiben, das von Fluggesellschaften mit konzernähnlichen Strukturen geprägt ist“, teilte Germania in Berlin mit. Beim Flugbetrieb soll es aber keine Einschränkungen geben. Alle Germania-Flüge fänden planmäßig statt, hieß es.

Auch Verkauf möglich

Wie das Luftfahrt-Portal „aerotelegraph.com“ berichtete, wird auch ein Verkauf der Gesellschaft erwogen. Dem Bericht zufolge brauchte Germania bereits kurz vor dem Jahreswechsel 20 Millionen Euro, um weiterfliegen zu können. Eine Germania-Sprecherin wollte dies nicht kommentieren.

Germania ist eine deutsche Fluggesellschaft mit einer mehr als 30-jährigen Geschichte. Sie betreibt nach eigenen Angaben 37 Mittelstreckenjets und ist neben Linienflügen auch für viele Reiseveranstalter unterwegs. Außerdem hatte sich das Unternehmen mit Sitz in Berlin den Werksverkehr für den Flugzeugbauer Airbus gesichert. Jährlich fliegen demnach mehr als 4 Millionen Passagiere mit Germania.

Auch in Friedrichshafen

Auch der Bodensee-Airport Friedrichshafen wird von Germania angeflogen. Am gestrigen Mittwoch hob hier planmäßig eine Germania-Maschine Richtung Gran Canaria ab, berichtete Flughafensprecher Andreas Humer-Hager auf Anfrage dieser Zeitung. Es werde auch nicht damit gerechnet, dass die Fluglinie den Verkehr einstellt. „Entsprechende Signale haben wir von Germania erhalten“, sagte Humer-Hager. Laut Winterflugplan steuert Germania vom Bodensee aus mehrere Kanarische Inseln sowie Hurghada (Ägypten) regelmäßig an. Im März sowie mit dem Sommerflugplan sollen wieder weitere Ziele hinzukommen – darunter erstmals Ibiza und Sardinien. Auch dabei, so Humer-Hager, bleibe es nach aktuellem Stand. Erst Anfang der Woche hatte der Flughafen, der in den vergangenen Jahren unter anderem durch die Insolvenzen der Fluggesellschaften Intersky und VLM herbe Rückschläge erlitten hatte, eine positive Entwicklung der Passagierzahlen vermeldet. Insgesamt sei der Bodensee-Airport im vergangenen Jahr von mehr als 540 000 Passagieren genutzt worden, 5 Prozent mehr als 2017. „Wichtigster Wachstumsträger“, so teilte die Betreibergesellschaft mit, sei dabei Germania gewesen.

Viele Flugzeuge bestellt

Germania gehört über eine zwischengeschaltete Beteiligungsgesellschaft komplett ihrem Chef Karsten Balke. Dieser startete Mitte 2016 eine Investitionsoffensive. So orderte Germania 25 Airbus-Mittelstreckenjets der A320neo-Modellfamilie und sicherte sich Optionen auf 15 weitere Flugzeuge der Reihe. Die Auslieferungen sollen im Jahr 2020 beginnen.

Hohe Kerosinpreise belasten

Dass das Geld bei der Airline jetzt knapp wurde, begründete das Management mit den stark gestiegenen Kerosinpreisen im vergangenen Sommer und der Abwertung des Euro zum US-Dollar. Zudem habe es „erhebliche Verzögerungen“ bei der Aufnahme neuer Flugzeuge in die Flotte gegeben, und Germania habe viele technische Serviceleistungen bei ihren Flugzeugen in Anspruch nehmen müssen. Die Folge seien „große Belastungen“ gewesen.

Als potenzielle Investoren für Germania kommen große europäische Luftfahrtkonzerne wie Lufthansa, Ryanair, Easyjet oder IAG infrage. Eine Easyjet-Sprecherin sagte, man wolle die Spekulationen um Germania zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren.