Herr Boersch, Ihr Unternehmen setzt verstärkt auf gesunde, zuckerreduzierte oder fleischlose Produkte in ökologischen Verpackungen. Wird Nestlé nun zum Öko-Konzern?
Nein. Wir sind und bleiben ein breit aufgestellter, dezentraler Lebensmittelhersteller. Wir sind in 190 Ländern mit 400 Fabriken und 2000 Marken vertreten und versuchen immer, die lokalen Geschmäcker zu berücksichtigen. Da die Nachfrage nach gesunden und ökologisch hergestellten Produkten steigt, wollen wir unserem bisherigen Angebot etwas dazu addieren und nachhaltigere Produkte als bisher anbieten.
Wie schaffen Sie die Balance zwischen gesunden und ungesunden Produkten wie Eis oder Schokolade?
Schokolade ist nicht per se ungesund. Was wäre eine Welt ohne Schokolade? Es geht darum, sich ausgewogen zu ernähren. Und zu einer ausgewogenen Ernährung gehört auch Genuss. Unser Ziel ist, der Schokolade bessere Zutaten, weniger Zucker und eine ökologischere Verpackung hinzuzugeben.
Sie haben in den letzten Jahren in Deutschland viele Arbeitsplätze abgebaut und Werke wie das Caro-Kaffee-Werk in Ludwigsburg geschlossen. Auch im Maggi-Werk Singen sollen Personalkosten eingespart werden. Wird dieser Jobabbau so weitergehen?
Grundsätzlich sind wir ständig dabei, uns anzupassen. Aber aus augenblicklicher Sicht stehen wir mit unseren Kapazitäten gut da.
Wie würden Sie mit etwas zeitlichem Abstand Ihren umstrittenen Video-Auftritt im Sommer mit Ernährungsministerin Julia Klöckner bewerten?
Im Nachhinein war es keine gute Idee, dieses Video zu drehen. Ich kann nachvollziehen, wenn in der Bevölkerung das Gefühl entsteht, dass eine zu große Nähe zwischen Politik und Konzernen besteht. In Wahrheit war mein Besuch in Berlin kein Lobbygespräch, sondern ein Austausch darüber, wie Verbraucher eine bessere Orientierung bei der Ernährung erhalten können.