Die Zeit, in der U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz fußballerisch aktiv war, ist mit der heutigen nicht vergleichbar. Im WM-Kader von 1990 standen Spieler, die Vornamen wie Bodo, Klaus, Günter oder Jürgen trugen. Im letzten deutschen WM-Kader standen 2018 dagegen Spieler namens Jérôme, Mesut, Sami und Ilkay, von denen mindestens ein Elternteil aus dem Ausland stammt und deren Sozialisation aufgrund ihres Migrationshintergrundes anders verlief als die eines typischen deutschen Nationalspielers in der alten Bundesrepublik.

Als Mesut Özil erbost zurücktrat

Sportlich war diese Erweiterung des Kaders, welche auch eine Veränderung der gesamten Gesellschaft widerspiegelt, ohne Zweifel eine Bereicherung. Aber sie brachte auch Unruhe in die Mannschaft. Mesut Özil trat erbost unter Rassismus-Vorwurf aus der Nationalmannschaft zurück. Jérôme Boateng wurde vom AfD-Politiker Alexander Gauland angegangen (“Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“).

„Kanaken“ gegen „Kartoffeln“

Und innerhalb der Mannschaft bildeten sich laut einem Spiegel-Bericht zwei Gruppen: Die Spieler mit Migrationshintergrund, mannschaftsintern „Kanaken“ genannt, und die typisch deutschen Spieler wie Thomas Müller, Manuel Neuer oder Mats Hummels, die in der DFB-Elf intern unter dem Etikett „Kartoffeln“ firmierten.

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Auch in vielen Unternehmen wird die Belegschaft immer diverser. Dementsprechend anspruchsvoller wird es für Führungskräfte, mögliche Konflikte zu moderieren. Wie sich aus einer bunt gemischten Truppe eine Einheit formen lässt, darüber spricht Stefan Kuntz unter dem Titel „Vom Ich zum Wir“ am 17. März beim Wirtschaftsforum in Singen. „Der Austausch, wie wir beim Fußball Teamgeist fordern und fördern, kann für die Wirtschaft interessant sein“, sagt der 57-jährige Saarländer.

„Trainerteam muss Teamgeist vorleben“

Der ehemalige Spieler vom 1. FC Kaiserslautern, dem VfL Bochum und Bayer 05 Uerdingen nimmt dabei besonders Führungskräfte in die Pflicht. „Laufen lassen ist die schlechteste Lösung, wenn es Konflikte gibt“, so Kuntz. Man müsse Konflikte schnell ansprechen und mit den Beteiligten Lösungsansätze finden. Wichtig sei zudem, dass das Team hinter der Mannschaft den Teamgeist vorlebe.

„Letztlich wollen die Spieler, auch aus egoistischen Gründen, den maximalen Erfolg. Überzeugt man sie als Trainer vom Weg dorthin, dann folgen sie“, so der 25-fache Nationalspieler. Gruppenbildung sei prinzipiell kein Problem, so lange sie nicht die Teamfähigkeit im Gesamten gefährde.

Warum erfahrene Kräfte helfen können

Dabei setzt Kuntz bewusst auch auf erfahrene Kräfte. „Sie können beruhigend auf die jungen Spieler in wichtigen Situationen wirken und sind aufgrund der Erfahrung etwas stressresistenter“, so der ehemalige Stürmer.

Das Wirtschaftsforum findet am 17. März ab 12 Uhr in der Stadthalle Singen statt. Karten für das Abendprogramm mit Stefan Kuntz kosten 18 Euro.