Die Macher des Singener Wirtschaftsforums sorgen mit Stefan Kuntz für einen prominenten Redner im Rahmen des diesjährigen Themas mit dem Titel „Vom Ich zum Wir“. Das allerdings ist man nicht anders gewohnt. Im vergangenen Jahr war mit Sascha Lobo ein kritischer Kopf in der Debatte um die Digitalisierung zu Gast und 2018 beeindruckte der Philosoph Richard David Precht mit seinen Analysen zum Schul- und Bildungswesen.
Stefan Kuntz zählte in den 1980er und 90er Jahren zu den Top-Profifußballern in Deutschland, 1996 gewann er mit der Nationalmannschaft die Europameisterschaft. Nach seiner Zeit als Fußballspieler wechselte er ins Sportmanagement, inzwischen ist er Trainer der U-21-Nationalmannschaft und in dieser Funktion mindestens ebenso erfolgreich wie als Profifußballer. 2017 holte sein Team in Polen den Titel als Europameister, 2019 wurde die U-21-Mannschaft unter seiner Leitung in Italien Vize-Europameister.

Für Reinhold Maier von der Stadthalle Singen, der das Wirtschaftsforum zusammen mit dem Singener Wirtschaftsförderer Oliver Rahn organisiert, passt Stefan Kuntz zum Thema des diesjährigen Wirtschaftsforums, weil es insbesondere im Profi-Fußball um die Nutzung individueller Fähigkeiten für ein gemeinsames Ziel geht. Die Herausforderung sieht er darin, dass die Individualität nicht im Kollektiv untergeht, umgekehrt aber der eigene Kopf nicht das gemeinsame Ziel gefährdet.
Workshops am Nachmittag
Vortrag und Diskussion mit Stefan Kuntz bildet am Dienstag, 17. März, um 19.30 Uhr in der Stadthalle den Abschluss und Höhepunkt des Tages, an dem während des Nachmittags ab 13 Uhr Workshops angeboten werden. Diese werden von Roberto Hirche vom Improtheater Konstanz, dem aus Salzburg stammenden Kritiker der Ego-Maximierung Johannes Narbeshuber und dem Publizisten Michael Gleich moderiert.
Letzterer war bei der Präsentation des Veranstaltungskonzepts per Skype aus Berlin zugeschaltet und verdeutlichte für Medienvertreter und Sponsoren des Wirtschaftsforums den Bedarf an einer Justierung des Verhältnisses von Ich und Wir. Michael Gleich geht von einer zunehmenden Zahl von Aufgaben im Bereich des Gemeinwohls aus, der mit dem verstärkten Wunsch des Einzelnen nach der Möglichkeit des Sich-Einbringens korrespondiert.
Die Herausforderung: Arbeiten ohne Chef
Die entsprechende Herausforderung für Unternehmen bringt der Publizist in seinem Workshop unter dem Titel „Arbeiten ohne Chef?“ auf den Punkt. Für Michael Gleich handelt es sich dabei nicht um die Wiederbelebung sozialistischer oder sozialromantischer Vorstellungen, sondern um eine schiere Notwendigkeit. Einer allein könne die komplexen Aufgaben nicht mehr bewältigen, weshalb beispielsweise „der moderne CEO eher ein Moderator ist, der nicht in, sondern an den Organisationen arbeitet“.