Im Schwarzwald oder entlang der Schweizer Grenze ist das Mobilfunknetz an einigen Stellen mehr als löchrig. Wer dort mit dem Auto unterwegs ist und regelmäßig telefoniert, ärgert sich über ständig unterbrochene Verbindungen und abgehackte Gespräche.

Löchrige Abdeckung mit LTE und 5G

Was Privatpersonen nervt, ist für die Betriebe in der Region ein deutlicher Wettbewerbsnachteil. Mit einer Analyse der Mobilfunkabdeckung machen die Industrie- und Handelskammern aus dem Regierungsbezirk Freiburg die zahlreichen Funklöcher im LTE-Netz jetzt sichtbar. Und anhand der Daten der Mobilfunkbetreiber zeigt sich, dass nach heutigem Planungsstand die Abdeckung mit dem 5G-Netz noch größere Flecken aufweist.

Die Karte zur Mobilfunkversorgung weist Löcher auf. Die Line entlang der Grenze markiert einen 2-Kilometer-Puffer an der Grenze. Diese ...
Die Karte zur Mobilfunkversorgung weist Löcher auf. Die Line entlang der Grenze markiert einen 2-Kilometer-Puffer an der Grenze. Diese „Grenzüberschreitende Mobilfunktoleranz“ zeigt, wie weit Schweizer und Deutsche Masten eigentlich über die Grenze funken dürfen. Hinter der 2-Kilometer-Zone beginnt die Sendezone der jeweiligen nationalen Mobilfunkunternehmen. | Bild: SK, IHK

Vor allem für die zahlreichen Mittelständischen Unternehmen ist ein funktionierendes Mobilfunknetz auch ein Erfolgsfaktor. Bei Geschäften auf dem Weltmarkt geht es um Tempo und immer mehr auch um digitale Vernetzung, nicht nur von Menschen, sondern auch von Maschinen.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Basis für eine gelungene Digitalisierung ist ein gut ausgebautes Mobilfunknetz ist, betonte Birgit Hakenjos, Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, auf einer digitalen Pressekonferenz. Dort stellte sie gemeinsam mit den Präsidenten der Kammerbezirke Hochrhein-Bodensee und Südlicher Hochrhein die Studie vor. An einer lückenlosen Datenübertragung hingen Investitionen, Arbeitsplätze und Innovationen. „Funklöcher schaffen Unzufriedenheit.“

IHKs wollen Ausbau in Gewerbegebieten und auf Verkehrswegen

Das Datennetz sei nicht zukunftsfähig und den ständig wachsenden Datenmengen nicht mehr gewachsen. Deshalb würden sich die beteiligten Kammern für den Ausbau des Mobilfunks einsetzen. Erreichen möchten sie mit der Initiative die digitale Anbindung von Gewerbegebieten und Transportwegen – dort, wo weiße Flecken auf der präsentierten Karte liegen und den Unternehmen Schwierigkeiten bereiten. Der Mobilfunkatlas soll eine Grundlage sein, um Entscheidungsträger in den Telekommunikationsunternehmen, aber auch in der Politik zum Handeln zu bewegen.

Das könnte Sie auch interessieren

Je nach Anbieter könnten Funklöcher größer sein

Doch für den Nutzer könnte das Bild in der Realität noch wesentlich löchriger aussehen. Für die Studie wurden die Daten der drei Netzanbieter Telekom, Vodafon und Telefónica übereinandergelegt. Die „User Experience“, also die Erfahrung des Nutzers, könne davon allerdings abweichen, merkte Bernd Sörries an, der als Direktor des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) in Bad Honnef das Projekt wissenschaftlich betreute. Je nach dem, bei welchem Anbieter der Mobilfunkvertrag laufe, könnte die Verbindung an einigen Orten schlechter ausfallen.

Kein Netz heißt es auch oft an der Grenze zur Schweiz. Eine Initiative der regionalen IHKs will sich dem Problem jetzt annehmen. Sie ...
Kein Netz heißt es auch oft an der Grenze zur Schweiz. Eine Initiative der regionalen IHKs will sich dem Problem jetzt annehmen. Sie befürchten Wettbewerbsnachteile für die Unternehmen. | Bild: Inga Kjer, dpa

Eine andere Karte zeigt, was die Netzanbieter an künftigem LTE-Ausbau vorhaben. Über die weißen Flecken legen sich hellblaue, können sie aber nicht ganz abdecken. Löcher bleiben, auch wenn alles nach Plan ausgebaut wird. Verzögerungen sind allerdings keine Seltenheit bei den Genehmigungsverfahren, so dass sich der Aufbau bestimmter Funkmasten auch hinziehen kann. Die Netzbetreiber rechen laut Sörries mit einem Zeithorizont von einem Jahr, Kommunen brauchen auch schonmal zwei Jahre oder länger.

„Handlungsbedarf“ im Schwarzwald und an der Schweizer Grenze

Vor allem im Kreis Konstanz entlang der Schweizer Grenze sowie im Kreis Waldshut und im Schwarzwald-Baar-Kreis gibt es laut IHK-Studie große weiße Flecken. „Hier besteht ein signifikanter Handlungsbedarf“, sagt Bernd Sörries. Geplant ist laut IHK-Karte eine bessere Netzabdeckung – gerade im Landkreis Konstanz entlang der Schweizer Grenze zeigt sie größere blaue Flächen. „Das wird dadurch realisiert, dass auf Schweizer Gebiet Mobilfunksendeanlagen in Betrieb genommen werden, die nach Deutschland hineinstrahlen und entsprechende Flächen versorgen“, erklärt der Experte.

Soll ein lückenloses 5G-Netz entstehen, müssten noch erheblich mehr Masten gebaut werden, so Sörries. „Je leistungsfähiger das Mobilfunknetz ist, desto geringer ist die Fläche, die ein Mast abdeckt“, sagt er. Wenn der Ausbau flächendeckend erfolge, dann könnte 5G von der Leistung her auch dem Glasfasernetz Konkurrenz machen.

Ein 5G-Sendemast: In 5G-Netzen lassen sich schneller größere Datenmengen übertragen.
Ein 5G-Sendemast: In 5G-Netzen lassen sich schneller größere Datenmengen übertragen. | Bild: Hendrik Schmidt, dpa

Der Präsident der IHK Südlicher Hochrhein Eberhard Liebherr mahnte, dass ein fehlendes 5G-Netz nicht zum Nachteil für die Unternehmen werden dürfe. Der Anteil der funkfähigen Systeme nehme zu. Eine Belastung für die Netze seien da nicht die zusätzlichen YouTube-Videos, die von Privatpersonen konsumiert würden, sondern die Daten, mit denen intelligente Systeme etwa in der Produktion oder Logistik miteinander korrespondieren. „5G ist die zentrale Steuerungstechnologie für die digitale Zukunft“, betonte Liebherr.

Campusnetze sichern 5G-Versorgung unabhängig von Netzbetreibern

Das Bündnis der drei Kammern für den Mobilfunkausbau möchte außerdem die Interessen bündeln. Einzelne Kommunen hätten es schwer bei Mobilfunkanbietern ihre Wünsche durchzusetzen, so Sörries. Das Land Baden-Württemberg als Ganzes habe da andere Verhandlungsmacht.

Das könnte Sie auch interessieren

„Unternehmen mit hohen Datenraten werden um die Technologie nicht herumkommen“, nimmt Bernd Sörries an. 5G eröffne ihnen neue Einsatzfelder aber auch die Chance auf Produktivitätsgewinne.

Abschließend betonte Thomas Conrady, Präsident der IHK Hochrhein-Bodensee, dass der IHK-Verbund für seine Mitglieder eine Verbesserung der Mobilfunkversorgung erreichen wolle. „5G wird nötig sein, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu erhalten.“ Der Weg dahin könne über die Errichtung von unabhängigen 5G-Campusnetzen gehen, die Unternehmen eigenständig errichten können.