Manch Heimwerker wird in nächster Zeit sein Bauprojekt vertagen müssen. Auch wenn Zeit und Geld wegen des fehlenden Konsum- und Freizeitangebots ausreichend vorhanden sind, sind Materialien für den Ausbau des Dachbodens oder die neue Gartenhütte derzeit Mangelware. Nach einem Überangebot in den Vorjahren ist Holz knapp und teuer geworden. Auch Handwerker müssen wochenlang auf Nachschub warten.

Was ist los auf dem Holzmarkt?

„Die Schnittholzpreise sind explodiert“, bestätigt Norbert Schwarz, Geschäftsführer der Südschwarzwald Waldgenossenschaft, die Preisentwicklung. Schwarz verkauft im Südschwarzwald das Holz für 28 Kommunen und 18.000 private Waldbesitzer und verhandelt mit den Sägereien den Abnahmepreis für das Rundholz aus den Wäldern rund um Waldshut-Tiengen.

„Die hohe Nachfrage zieht natürlich auch die Preise nach oben. In diesem Umfang war das noch nie da.“Norbert Schwarz, ...
„Die hohe Nachfrage zieht natürlich auch die Preise nach oben. In diesem Umfang war das noch nie da.“Norbert Schwarz, Geschäftsführer der Südschwarzwald Waldgenossenschaft | Bild: Klaus Hansen Waldshut

Der Markt werde regelrecht leergesaugt von einer massiven Nachfrage von großen Handelspartnern wie den USA und China. Und bei den regionalen Zimmereien sind die Lager leer. Es könne Monate dauern, bis das benötigte Holz eintrifft. „Die hohe Nachfrage zieht natürlich auch die Preise nach oben“, sagt Schwarz. „In diesem Umfang war das noch nie da.“

Waldbesitzer haben Käferholz schnell aus dem Wald geschafft

Für die Waldbesitzer hat sich die Situation verbessert. Im vergangenen Jahr waren die Preise noch im Keller. Oft konnten die Verkäufer nicht einmal ihre Kosten decken. „Wir hatten große Einschlagmengen, die bis zu viermal so hoch waren wie üblich“, sagt Schwarz. Das waren Bäume, die dem Sturm „Sabine“, der Trockenheit und den Borkenkäfern nicht standgehalten haben. Die Waldbesitzer waren froh, wenn sie ihr Holz so schnell wie möglich aus den Wäldern bekommen haben, damit sich der Borkenkäfer nicht weiter verbreitet.

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Diese Mengen haben die großen Sägereien ins Ausland vermarktet. So habe sich auch der Preis für schwaches Stammholz, das Käfer- und Sturmholz, von etwa 20 Euro je Festmeter im vergangenen Jahr auf derzeit bis zu 50 Euro nach oben entwickelt. Für gesundes Fichtenholz zahlen die Sägereien derzeit zwischen 75 und 80 Euro je Festmeter, sagt Schwarz. Im Vorjahr waren es 65 Euro. Die Holzpreise könnten sich allerdings regional unterscheiden. „Am östlichen Bodensee ist der Preis immer besser als im Schwarzwald.“

In großen Mengen haben die Waldbesitzer im vergangenen Jahr das Holz aus den Wäldern geholt. Sie wollten vermeiden, dass sich der ...
In großen Mengen haben die Waldbesitzer im vergangenen Jahr das Holz aus den Wäldern geholt. Sie wollten vermeiden, dass sich der Borkenkäfer weiter ausbreitet. | Bild: Sebastian Gollnow

Für die Waldbesitzer sei das eine deutliche Preisentspannung. „Der Rohstoff Holz war über Jahre viel zu schlecht bezahlt. Der Baum steht bis zu 100 Jahre im Wald bis er einen Ertrag bringt“, sagt Schwarz. Die Holzlieferanten könnten wieder kostendeckend arbeiten und sogar Erträge generieren. Schwarz gibt an, dass die Aufbereitungskosten für das Holz aus dem Wald 20 Euro je Festmeter betragen zuzüglich Steuer.

Preisentwicklung setzt Handwerksbetriebe und Unternehmen unter Druck

Was am Anfang der Produktionskette für Entspannung sorgt, bringt an ihrem Ende Handwerksbetriebe und Unternehmen in Bedrängnis. Kurzfristige Bestellungen bei den Sägewerken haben lange Wartezeiten, Aufträge können nicht wie geplant abgearbeitet werden. „Es ist kein Rohmaterial da“, sagt Marco Viellieber, Zimmermeister und Geschäftsführer von MV-Holzbau in Markdorf und berichtet von langen Lieferzeiten – bis zu zehn Wochen für das benötigte Konstruktionsholz.

Sein Betrieb als mittelständischer Handwerksbetrieb kann mit den großen Marktteilnehmern nicht mithalten. Er werde später von den Sägewerken beliefert als beispielsweise die großen Hersteller für Fertigbauhäuser. „Ich gehe von Engpässen bis zum Jahresende aus. Arbeit ist aber genügend da.“ Noch könne er alle Aufträge abarbeiten.

Im Holzbau explodieren die Preise

In den vergangenen vier Wochen sei der Preisanstieg extrem gewesen, sagt Viellieber. Nun müsse er mit den Kunden nachverhandeln und viele Angebote neu kalkulieren. Alle Kosten wird er nicht weitergeben können, denn die Preise sind meist mit Vertragsabschluss festgelegt. Wer im Oktober einen Auftrag kalkuliert und unterschrieben hat, zahlt jetzt drauf.

Hat das Konstruktionsvollholz pro Kubikmeter vor einem Jahr noch durchschnittlich 260 Euro gekostet, liegen die Preise heute zwischen 480 und 600 Euro je Kubikmeter, teilt der Verband der Zimmerer in Baden-Württemberg mit.

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Genau da sieht Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer des Baden-Württembergischen Landesverbands Holzbau, eine Gefahr für die Betriebe. Für Nachverhandlungen biete bei bestehenden Verträgen allenfalls der Privatkundensektor Spielraum. „Für Preisanpassungen bei öffentlichen Aufträgen oder im Geschäftsbereich gibt es keine Chance“, sagt Schäfer. „Unsere Mitglieder berichten von Lieferzeiten von bis zu 3 Monaten. Viele bekommen von den Sägewerken keine Lieferzusage. Und auch die Preise werden oft nur tagesaktuell mitgeteilt.“ Ohne Preise sei es schwierig für die Betriebe zu kalkulieren.

„Die Privathaushalte haben mehr Geld zur Verfügung. Die Baumärkte sind wie leer gefegt.“Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer ...
„Die Privathaushalte haben mehr Geld zur Verfügung. Die Baumärkte sind wie leer gefegt.“Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer des Zimmerer-Verbandes Holzbau in Baden-Württemberg | Bild: MTH Productions

Die Holzvorräte reichen

Aber er hat eine beruhigende Nachricht: Es ist genug Holz da. Diese Einschätzung bringt Thomas Schäfer von einem Treffen der Wertschöpfungskette Holz, in der Politiker und Unternehmen vertreten sind, in der vergangenen Woche mit. „Der Rohstoff fließt nur nicht in die richtigen Kanäle.“

Der Export spielt eine große Rolle bei der Verknappung. Chinas Wirtschaft boomt und kauft riesige Mengen Rundholz. Aus den USA ist die Nachfrage nach Schnittholz groß. Das Land hatte zu Trumpzeiten Holzimporte aus Kanada mit Strafzöllen belegt. Außerdem treibt ein großes Konjunkturprogramm den Bedarf an Konstruktionsholz in die Höhe.

„Die Baumärkte sind leer gefegt“

Aber auch die Corona-Pandemie trägt ihren Teil zu der Situation bei. Im vergangenen Jahr seien die Produktionskapazitäten in den Sägewerken oder bei den Plattenherstellern mehrmals heruntergefahren worden, führt Schäfer aus. „Die Privathaushalte haben mehr Geld zur Verfügung. Die Baumärkte sind wie leer gefegt“, berichtet Schäfer. „Die Dachlatte ist heiß begehrt.“ Diese sei im Preis um das Dreifache gestiegen – von einem Ausgangswert in 2020 von etwa 270 Euro pro Kubikmeter.

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Im dritten Quartal soll sich die Lage bessern

Die Branche geht von einer Beruhigung im Laufe des dritten Quartals aus, was sich dann sukzessive am heimischen Markt bemerkbar machen werde, so Schäfer. „Dann werden sich hoffentlich die Corona-Auswirkungen zurückbilden.“ Und für Holznachschub aus den heimischen Wäldern ist auch gesorgt. „Im Moment wird noch altes Käferholz aus dem Herbst und Winter eingeschlagen“, sagt Holzvermarkter Norbert Schwarz aus dem Schwarzwald.

Teilweise werde frisches Fichtenholz aufgearbeitet. Doch bei der derzeitigen Witterung erwarte er in wenigen Wochen frisches Käferholz in größerem Umfang. „Darum empfehlen wir im Moment keine großen Frischholzhiebe.“