Es wird mehr mit Holz gebaut. Diese Entwicklung ist aber weniger bedeutsam für den heimischen statt für den großen internationalen Markt. Weil die USA und China einen riesigen „Hunger“ auf Bauholz entwickeln explodieren bei uns die Preise. Mit Folgen für heimische Firmen.
„Ein Haus kostet uns jetzt 15.000 Euro mehr“, sagt Gabriele Lehner, Chefin von Lehner Holzbau in Pfohren. Hier werden Holz-Fertighäuser hergestellt. Allerdings könne man diesen Preisaufschlag an die Kunden nicht weitergeben. Folge: Die Gewinnspanne werde aufgefressen. Lehner erklärt das mit Rücksicht auf das Vertragsverhältnis. Die Preise seien für die Bauherren fixiert, zumal auch ein mit den Banken abgestimmter Finanzierungsplan hinter dem Projekt stehe. Kaum Verlässlichkeit biete die Möglichkeit, die Preise für neue Verträge zu erhöhen. „Denn wie soll ich wissen, wie der Holzpreis im nächsten Jahr aussieht“, fragt sich die Firmenchefin.
Eine Vorratshaltung für den 40-Mitarbeiter-Betrieb komme derzeit gar nicht infrage. „Da müssen wir nehmen, was wir kriegen.“ Immerhin werde man, dank langjähriger Partnerschaften, noch beliefert, aber die Auswahl an Wahlmöglichkeiten und Designs sei deutlich geringer geworden. Auch wenn das keinen Qualitätsverlust darstelle, fehle die breite Palette. Das gelte auch für die Ausbaukomponenten, die nicht aus Holz sind.

„Das ist nur noch eine Verteilung, aber kein Markt“, schimpft Hans Geigges vom Holzbauzentrum Geier in Bräunlingen, wo 40 Mitarbeiter beschäftigt sind. Von einer Lagerhaltung sei gar nicht mehr zu reden. Auch der Geschäftsführer klagt über Preissteigerungen von 40 bis 50 Prozent seit Jahresanfang. Die „Preistreiberei führt er auf die riesige Nachfrage in den USA und China zurück. „Das ist so krass wie seit 20 Jahren nicht mehr“, fügt er an.
Lieferanten könnten keine Zusagen mehr machen. Geigges bezieht seine Handelsware Holz aus Russland und Tschechien, aber auch aus England. Aus dem Umstand, dass es nur noch wenige Firmen gibt, welche die für den Bau essentiellen grobspänigen OSB-Platten herstellen, seien diese am längeren Hebel. „Die verkaufen ihre gesamte Produktion zu einem weit besseren Preis nach Übersee.“ Mit Folgen für die heimische Bauwirtschaft: Hausprojekte mussten bereits stoppen; darunter durchaus größere, die über das Einfamilienhaus hinaus gehen.
Er müsse die erhöhten Preise an die Bauherren weitergeben, sagte ebenfalls auf Anfrage Erich Zwick. Erziele er dabei keinen Erfolg, würde die Arbeit auf der Baustelle notfalls eingestellt. Der Chef von Zwick Holzbau in Wolterdingen rechnet vor: Kostete der Kubikmeter Bauholz im Dezember noch 250 Euro, so muss er heute 350 Euro bezahlen. „Bald ist kein Holz mehr da“, befürchtet er mit Blick auf die Nachfrage-Riesen USA und China. Materialmangel auf der Baustelle betreffe nicht nur Holz. Auch bei PVC-Rohren etwa gäbe es Lieferschwierigkeiten.

Und wie sieht es dort aus, wo das Holz wächst? Jens Borchers, Leiter des Fürstlich-Fürstenbergischen Forstbetriebs spricht von einer Situation, die die Branche noch nie erlebt habe. Verschiedene Entwicklungen, einzeln ungefährlich, aber in Summe massiv, hätten die Holzpreise für Schnitthölzer schnell nach oben getrieben. Allerdings profitiert der FF-Betrieb in diese Phase von Preissteigerungen noch Wenig. Der Forstbetrieb verkauft nicht direkt an die Firmen, die Produkte herstellen, sondern an die Sägewerke in der Region.
Und mit denen haben wir Verträge, die wir natürlich einhalten.“ Diese Verträge laufen zum Teil bis in den Sommer hinein, das heißt, dass grundlegend günstigere Konditionen für den FF-Forstbetrieb erst ab Herbst erwartet werden. Borchers sieht es durchaus positiv, dass es seinen Kunden, den Sägewerken, derzeit wirtschaftlich sehr gut geht und würde sich freuen, wenn die Preisentwicklung anhielte. Käferholz, so seine Hoffnung, dürfte in diesem Jahr einen höheren Preis erzielen.
Den Holzpreis nach oben getrieben haben insbesondere Markteinflüsse in Übersee. So hätten dort die US-Sägewerke ihre Kapazitäten künstlich verknappt, während zeitgleich in den USA, mit bedingt durch Homeoffice-Tätigkeiten, ein großer Boom bei Holzhäusern losging. Dazu kommt eine enorme Nachfrage nach Bauhölzern aus China und ein großer Borkenkäfer-bedingter Lieferausfall der kanadischen Säger. „Und dabei kommt rund 90 Prozent des in den USA benötigten Holzes aus Kanada, verdeutlicht Borchers den gewaltigen Nachfragesog.