Wegen der hohen Energiepreise wollen immer mehr Bürger unabhängig von Öl und Gas werden. Rat holen sie sich oft bei einer der zahlreichen Energieagenturen im Land. Im Kreis Konstanz beantwortet Hans-Joachim Horn, Ingenieur und Energiefachmann, die Fragen, die ihm am Beratungstelefon gestellt werden. In Zusammenarbeit mit dem SÜDKURIER hat er die wichtigsten Leserfragen zusammengestellt.

Ich will etwas fürs Klima tun. Wie muss ich meine Heizung umrüsten?

„Wenn wir die Energiewende ernst nehmen, dann müssen wir unseren Energieverbrauch halbieren“, setzt Hans-Joachim Horn an und erläutert, was das mit dem Thema Heizen zu tun hat.

Seit einigen Jahren melden sich bei dem Energieberater immer mehr Interessenten, deren Heizung zwar noch läuft, die aber einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen und deswegen nach Alternativen suchen. „Wenn wir das Klima schützen wollen, dann dürfen wir langfristig keine fossilen Brennstoffe mehr für die Gebäudeheizung verfeuern,“, sagt Horn.

Hans-Joachim Horn ist Energieberater im Kreis Konstanz.
Hans-Joachim Horn ist Energieberater im Kreis Konstanz. | Bild: Hans-Joachim Horn

Besonders seit dem Ukraine-Krieg wollen viele Menschen raus aus der Abhängigkeit von Gas und Öl, erzählt der Energieberater. „Es kommen Ratsuchende, die eine relativ junge Gasheizung haben.“ In einem Fall war sie gerade zwei Jahre alt.

Der erste Schritt zum effizienten und umweltfreundlichen Heizen ist nicht ein neues Heizsystem, sondern eine effiziente Dämmung der Gebäudehülle. Horn rät deshalb, zuerst über eine Sanierung des Gebäudes nachzudenken. „Wenn wir Gebäude sanieren und Dach und Fassaden dämmen, dann können wir auch Heizsysteme, wie beispielsweise Wärmepumpen, einsetzen, die mit niedrigen Heizkreistemperaturen sehr effizient arbeiten.“ Ansonsten seien die Technikalternativen begrenzt.

Eine Ölheizung sollte nur noch als Brückentechnologie gesehen werden. Sie eignet sich, um an kalten Tagen effizient zu heizen. Für eine ...
Eine Ölheizung sollte nur noch als Brückentechnologie gesehen werden. Sie eignet sich, um an kalten Tagen effizient zu heizen. Für eine Tankfüllung Heizöl müssen Hausbesitzer allerdings tief in die Tasche greifen. | Bild: Christian Charisius/dpa

Alle reden von Wärmepumpen. Woher weiß ich, ob das für mein Haus das Richtige ist?

„Wenn das Gebäude gut gedämmt ist, dann kann eine Wärmepumpe verhältnismäßig wirtschaftlich arbeiten“, sagt Horn. Mit diesem Heizungssystem ließen sich aus einer Einheit Umweltwärme drei bis vier Kilowattstunden Raumwärme gewinnen.

Das gilt aber nur, wenn die Heizkreistemperatur relativ niedrig sei – wenn also 30 bis 45 Grad im Heizkörper oder in der Fußbodenheizung ausreichten, um im Winter ein warmes Wohnzimmer zu haben. Wer 60 oder 70 Grad im Heizkörper brauche, der müsse sich für ein anderes System entscheiden. Denn ab einem bestimmten Temperaturniveau schaltet die Pumpe auf Elektrowärme um und heize direkt mit Strom, was zu hohem Verbrauch und hohen Kosten führt, also schlicht ineffizient ist.

Eine Luftwärmepumpe, die im Keller eines Wohnhauses steht, wandelt die Umgebungsluft in Wärme um.
Eine Luftwärmepumpe, die im Keller eines Wohnhauses steht, wandelt die Umgebungsluft in Wärme um. | Bild: Silas Stein/dpa

Eine Luftwärmepumpe, die die Wärme aus der Umgebungsluft zieht, kostet laut Horn zwischen 15.000 und 25.000 Euro. Für eine Erdwärmepumpe sei eine kostspielige Bohrung notwendig. „Das ist eine langfristige Investition, die sich erst ab 30 bis 40 Jahren rechnet.“ Allerdings ist diese Art von Wärmepumpe sehr effizient, da der Boden in der Tiefe im Winter nicht so stark abkühlt wie die Luft.

Mein Haus ist nicht gut gedämmt. Welche Heizung kommt in Frage?

Eine Wärmepumpe arbeitet nicht in jedem Haus optimal. Wer in einem schlecht gedämmten Bestandsgebäude eine neue Heizung braucht, dem rät Horn zu einer Hybrid-Heizung, bei der zwei unterschiedliche Energieträger kombiniert werden.

„Eine bestehende Gas- oder Ölheizung könnte durch einen anderen Energieerzeuger wie einen Pellet-Kessel oder eine Wärmepumpe ergänzt werden“, so Horn. Auch die Kombination mit Solarthermie oder einer Photovoltaik-Anlage sei möglich.

Eine Wärmepumpe arbeitet mit niedrigen Temperaturen im Heizkreislauf. Die Rohre im Keller sollten gut isoliert sein.
Eine Wärmepumpe arbeitet mit niedrigen Temperaturen im Heizkreislauf. Die Rohre im Keller sollten gut isoliert sein. | Bild: Daniel Maurer/dpa

Eine wichtige Rolle spielt dabei eine zentrale Steuerung, die automatisch zwischen den verschiedenen Energieformen wechselt. „Ich kann angeben, dass die Wärmepumpe dann anspringt, wenn ich günstigen Strom aus meiner eigenen Photovoltaik-Anlage ernten kann.“ Die Gasheizung würde nur dann anspringen, wenn es richtig kalt draußen sei und ein höheres Temperaturniveau gebraucht werde.

Die Fenster in unserem Haus müssen ausgetauscht werden. Worauf muss ich achten?

Energetisch sei es nicht unbedingt die ideale Lösung, die Fenster zuerst zu sanieren, sagt Energieberater Horn. Auch einen finanziellen Vorteil gebe es nicht. Neue Fenster seien deutlich teurer als die Dämmung einer Wand.

Aber es gibt für den Austausch von Fenstern auch andere Gründe. So bietet ein neues Fenster eventuell mehr Komfort, weil es leichter schließt und besser zu bedienen ist. Außerdem schützen neue Fenster besser vor Einbrüchen.

Mit diesen Tipps lässt sich einfach Energie sparen

Wichtig ist es, beim Austausch der Fenster zu wissen, ob später auch noch die Wände des Gebäudes gedämmt werden sollen. Ist das der Fall, können die Fenster gleich an einer anderen Stelle angebracht werden, um am Ende eine optimale Dämmung zu erhalten.

Moderne Fenster können die Energiebilanz eines Hauses verbessern. Außerdem sind sie schalldämmend, schützen vor Sonne und Wind oder ...
Moderne Fenster können die Energiebilanz eines Hauses verbessern. Außerdem sind sie schalldämmend, schützen vor Sonne und Wind oder erschweren Einbrüche. | Bild: Nestor Bachmann/dpa

„Wenn ich die Wand mit saniere, dann kommt das Fenster in der Regel an eine andere Position weiter draußen in der Wand“, erklärt Horn. „Nur dann ist die Wärmebrücke weg, über die besonders viel Wärme nach außen verloren geht.“

Wer nicht Dämmung und Fenster auf einmal finanzieren kann, für den gibt es Zwischenlösungen. Das Fenster wird dann gleich ein paar Zentimeter weiter außen angebracht. Später kommt die Dämmung drüber. „Das Fenster nachträglich zu versetzen, ist sehr teuer und aufwendig“, sagt Horn.

Wie dämme ich mein Dach am besten?

Dämmen lässt sich ein Dach von außen und von innen. „Bei ausgebautem Dachgeschoss wird das Dach in der Regel von außen gedämmt“, sagt Horn. Es sei sehr aufwendig, die Innenverkleidung abzunehmen und wieder neu aufzubauen. Zugleich sei das Dachgeschoss währenddessen unbewohnbar und durch die Innendämmung werde der Wohnraum weniger.

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Bei einer Sanierung von außen werden Dachziegel und Dachlatten abgenommen und geschaut, ob es Marderschäden oder Schimmel in der Dämmung gibt. Beschädigte Dämmung wird ausgetauscht und von außen neu aufgebaut. „Dabei wird die Dämmschicht in der Regel verdoppelt“, erklärt Energieberater Horn. „Wir dämmen heute für die nächsten Jahrzehnte, im Dachbereich typischerweise mit 20 Zentimetern.“

Bei einem Ausbau des Dachs kann auch gleich die Dämmung erneuert werden.
Bei einem Ausbau des Dachs kann auch gleich die Dämmung erneuert werden. | Bild: twystygi - stock.adobe.com

Der Fußboden ist kalt. Was kann ich tun?

Die Dämmung der Kellerdecke ist laut Horn eine kleinere Investition, durch die sich aber schon viel erreichen lässt. Kellerdecken ließen sich auch raumweise dämmen. „Der Fußboden zum Keller ist wärmer und es geht weniger Wärme nach unten verloren.“ Handwerker würden diese Arbeiten gerne im Winter erledigen, wenn es für Sanierungen draußen zu kalt sei.