Die 2020 weltweit grassierende Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Geschäfte der Hopfenanbauer vom Bodensee. „Corona und der teilweise Ausfall der Gastronomie als Abnehmer für Bier hat uns schon ausgebremst“, sagte Jürgen Weishaupt, Geschäftsführer des Tettnanger Hopfenpflanzerverbands dem SÜDKURIER.

„Wir haben Schlimmeres erwartet“

2020 wurden nach Daten des weltgrößten Hopfenhändlers Barth-Haas weltweit rund 182 Milliarden Liter Bier produziert, 9,2 Milliarden weniger als im Jahr davor. Dieser Marktrückgang beim Bier sei in etwa in derselben Größenordnung auch für die Hopfenbauern zu spüren, sagte Weishaupt ohne weitere Details zu nennen. Marktschwankungen sei man aber gewöhnt. „Wir haben erwartet, dass es schlimmer kommt.“

Jürgen Weishaupt, seit Jahrzehnten intimer Kenner des Hopfenmarkts und Geschäftsführer des Tettnanger Hopfenpflanzerverbands.
Jürgen Weishaupt, seit Jahrzehnten intimer Kenner des Hopfenmarkts und Geschäftsführer des Tettnanger Hopfenpflanzerverbands. | Bild: Weishaupt, Martina

Die durch Corona beeinträchtigte Nachfrage nach Bier und Hopfen trifft auf eine Produktion, die im Tettnanger Anbaugebiet, das mit einer Fläche von rund 1500 Hektar das zweitgrößte Deutschlands ist, auf eine Hopfenproduktion die seit Jahren unter Volllast läuft. 2019 wurde eine Rekordernte eingefahren, im Coronajahr 2020 wurde die Bestmarke nur knapp verpasst.

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Und auch im laufenden Jahr könnten die Hopfendolden wieder in großer Zahl in die Läger der Erzeuger purzeln. Man blicke „recht positiv“ in die kommende Erntesaison, sagte Verbands-Geschäftsführer Weishaupt. Die hohen Niederschläge setzen den für Pilzerkrankungen empfindlichen Pflanzen zwar zu. Andererseits erlaubt ihnen das viele Wasser, besonders aromatische Hopfendolden zu entwickeln. „Wenn jetzt noch die Wärme kommt, sind die Bedingungen eigentlich perfekt“, sagte Weishaupt dem SÜDKURIER.

Späte Ernte, gute Qualität

Traditionell beginnt die Hopfenernte am Bodensee Mitte-Ende August, dieses Jahr könnte es laut Weishaupt aber wegen die eher kühlen Wetters ein paar Tage länger dauern, bis die Bauern loslegen können. „Späte Hopfenjahre, sind gute Hopfenjahre“, sagte Weishaupt.

Hopfenernte in Tettnang. Mit 1500 Hektar umfasst das Anbaugebiet etwa 2,5 Prozent der bundesweiten Anbauflächen von etwa 62.000 Hektar. ...
Hopfenernte in Tettnang. Mit 1500 Hektar umfasst das Anbaugebiet etwa 2,5 Prozent der bundesweiten Anbauflächen von etwa 62.000 Hektar. Deutscher Marktführer beim Hopfen ist die Hallertau mit 17.000 Hektar Hopfenfeldern. | Bild: Mommsen, Kerstin

Beeinträchtigt werden könnten die Erntemengen indes von Unwettern der letzten Monate. In Tettnang sei etwa ein Drittel der 1500 Hektar großen Anbaufläche von Hagel betroffen gewesen, sagt Weishaupt. „Mal schwer, mal weniger stark“, sagt er.

Hopfendolden sind die Früchte der meterhohen Hopfenpflanze.
Hopfendolden sind die Früchte der meterhohen Hopfenpflanze. | Bild: Robert Michael, dpa

In Deutschland bauen derzeit noch 1100 landwirtschaftliche Betriebe Hopfen an, praktisch 100 Prozent der Produktion wird von der deutschen und internationalen Braubranche abgenommen. Hauptanbaugebiet ist mit fast 900 Betrieben und rund 17.000 Hektar die Hallertau in der Gegend von Ingolstadt.

In normalen Jahren bis zu 3000 Tonnen Hopfenernte

Der Rest verteilt sich auf das mittelfränkische Anbaugebiet Spalt, einige Felder rund um Bitburg sowie Tettnang am Bodensee und auf den Elbe-Saale-Winkel in Sachsen-Anhalt. Der Exportanteil des Tettnanger Hopfen beträgt rund 75 Prozent. In normalen Jahren werden etwa 2500 bis 3000 Tonnen geerntet.