Die Digitalisierung macht auch vor dem Badezimmer nicht halt. Der Sanitärhersteller Hansgrohe installier Hightech in der Dusche und macht das Abduschen zu einem emotionalen Erlebnis. Mit Hilfe einer Handy-App und digitalen Bedienelementen lassen sich im Voraus mehrere Duschprogramme auswählen, die nicht nur Wasserstrahl und -temperatur anpassen, sondern auch das Licht steuern und Musik auswählen. Mit dem Konzept Raintunes steigt das Schwarzwälder Unternehmen Hansgrohe in den Marktbereich des Smart Living ein und treibt die Innovationen im Badezimmer voran.
Sanitärhersteller digitalisieren das Badezimmer
Auch andere Bad-Ausstatter wie Geberit mit seinem Standort in Pfullendorf überlassen den Bereich Smart Home nicht mehr den Herstellern von Kühlschränken, Rollläden oder Soundsystemen. Sie drängen auch auf den Markt mit zukunftsweisenden Ideen.
So lässt sich das Dusch-WC von Geberit mit einer App steuern. Der Kunde kann damit zum Beispiel individuell die Temperatur und den Duschstrahl einstellen und diese Einstellungen auf andere smarte WCs übertragen etwa im Hotel.

„Wir sind davon überzeugt, das Smart Living auch im Bad Einzug hält“, sagt Reinhard Meyer, Vize-Vorstandschef von Hansgrohe auf der Bilanzpressekonferenz. Das digitale Duschsystem Raintunes als Einstieg in das Segment sei im Luxussegment angesiedelt. Auf lange Sicht plant das Unternehmen, die Technologie auch in die Breite des Marktes bringen und damit diese Duscherlebnisse für andere Kunden bezahlbar zu machen.
Hansgrohe setzt auf Smart Living als Zukunftstrend
Ist das Duschsystem im Bad installiert, kann der Kunde anhand einer App und verschiedenen Bedienelementen an der Wand zwischen unterschiedlichen Programmen wie Sport, Natur und Schönheit wählen. Bei der High-End-Lösung werden auf der Wand in der Dusche entsprechende Bilder gezeigt. Im Programm Natur sind dann beim Duschen Bilder von Bäumen aus dem Schwarzwald zu sehen, das Licht ist grünlich und es erklingen Naturgeräusche. Zusätzlich kann der Kunde über Duftkapseln, etwa nach Tannenwald, auch den Geruchssinn miteinbeziehen.

„Wir sind davon überzeugt, dass das ein Geschäft der Zukunft ist“, bekräftigte Meyer. Deswegen fokussiere man sich am Hauptstandort in Schiltach derzeit darauf, neue Fähigkeiten zu entwickeln und entsprechende Personalkapazitäten aufzubauen, antwortete der Vorstandsvorsitzende von Hansgrohe Hans Jürgen Kalmbach. In Schiltach arbeiteten derzeit über 1000 Mitarbeiter. „Für Hansgrohe ist der Standort in Deutschland extrem wichtig, in der Produktion, aber auch in Innovationsbereichen, die wir weiter stärken.“
Ein wichtiger Bereich, in denen sich das Unternehmen stärke, sei das Smart Home, ein Zuhause, das sich digital steuern lässt. Aber nicht nur in bei der Produktentwicklung werde auf Digitalisierung geschaut, auch im Bereich der Prozesse. Für die Entwicklung neuer Ideen habe man das Innovationslabor in Schramberg geschaffen.

Innovationen als wichtiger Bestandteil
Innovationen bilden einen wichtigen Baustein in dem 120 Jahre alten Unternehmen. Nach eigenen Angaben hält Hansgrohe derzeit über 15.000 aktive Schutzrechte. Die Anzahl an Innovationen dürfte seit vergangenem Jahr auch die Mehrheitsbeteiligung am niederländischen Unternehmen Easy Sanitary Solutions (ESS) erhöhen. Das Unternehmen entwickelte die Duschrinne Easy Drain, einen Duschabfluss, der in den Boden eingelassen ist. Hansgrohe beabsichtigt das Knowhow von ESS für Entwässerungslösungen im gesamten Bad zu nutzen.
Hansgrohe steigert Betriebsergebnis um 9 Prozent
Das Schwarzwälder Unternehmen, zu dem auch die Marke Axor gehört, kam im vergangenen Jahr stabil durch die Corona-Krise. Mit Armaturen, Brausen und Duschsystemen erzielte Hansgrohe einen Jahresumsatz von 1,07 Milliarden Euro. Das sind 1,4 Prozent weniger als im Vorjahr.
„Für uns hat die Gesundheit der Mitarbeiter und ihrer Familien höchste Priorität“, sagte Vorstandschef Kalmbach bei der Vorstellung der Jahreszahlen von 2020 über Video. Dann ging es um die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs. Während das Unternehmen in der ersten Jahreshälfte hohe Umsatzeinbußen verkraften musste, konnte es im zweiten Halbjahr Rekordumsätze verbuchen. So stieg das Betriebsergebnis (Ebit) im Vergleich zu 2019 um neun Prozent auf 197 Millionen Euro.
Unternehmen aus dem Schwarzwald lobt Einsatz seiner Mitarbeiter
Sowohl Kalmbach als auch Mayer hoben hervor, dass das gute Ergebnis vor allem den Mitarbeitern zu verdanken ist. Sie haben in der Krise großen Einsatz und hohe Flexibilität bewiesen und die Eingeleiteten Schutzmaßnahmen mit unterstützt. „Wir sind wahnsinnig stolz auf jeden einzelnen“, sagte Vorstandsmitglied Frank Semling, in einem eingespielten Videobeitrag. Bei den 109 Covid-Fällen in der Belegschaft habe es keine schweren Verläufe gegeben.

Ebenfalls per Videobotschaft äußerte sich Vorstandsmitglied Christophe Gourlan zu der Entwicklung in den weltweiten Märkten. Während die Umsätze mit China währungsbereinigt um sieben Prozent stiegen, brach der Markt in Nordamerika um 21 Prozent ein. Durch die stabile Baubranche und den Trend zur Modernisierung und Renovierung von Immobilieneigentum konnte der Umsatz in Deutschland um fast zwölf Prozent auf 291 Millionen Euro gesteigert werden. So konnten Verluste aus anderen Ländern ausgeglichen werden.