Bei diesem Angebot scheinen alle zu gewinnen: Mehr Solaranlagen auf deutschen Dächern helfen bei der Energiewende, für Kunden sinkt die Stromrechnung. Aber beim Kauf einer solchen Anlage können schnell zwischen 10.000 und 20.000 Euro fällig werden. Doch längst muss nicht mehr alles selbst gekauft werden, mieten scheint modern.

Das reicht von Elektrogeräten über Autos bis hin zu Solarmodulen auf dem eigenen Dach. Und anstatt sich Details und Planung zu beschäftigen, muss nur eine bequeme Miete bezahlt werden. Was steckt hinter dem Geschäftsmodell, komplette Solaranlagen zu vermieten?

Angebote für Solaranlagen zur Miete versprechen im Wesentlichen drei Vorteile: Die Installation der Anlage ohne Anschaffungskosten, Ersparnis bei Stromkosten durch die Eigenproduktion, und den Luxus, sich um fast nichts selbst kümmern zu müssen. Die Planung, Montage, Wartung und Versicherungen werden vom Anbieter übernommen. Aber halten die Angebote tatsächlich, was sie versprechen?

Aus finanzieller Sicht hat Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg eine klare Meinung: „Für Verbraucher eignet sich das Modell eher nicht“, es könnte mit einem „überteuerten Konsumenten-Kredit“ verglichen werden. Die KfW-Bank würde PV-Anlagen dagegen mit einem günstigen Kredit fördern.

Verträge für die Miete der Anlagen haben meist eine lange Laufzeit von bis zu 20 Jahren. Zusätzlich zu den Modulen auf dem Dach können optional noch Stromspeicher und eine Ladestation für Elektrofahrzeuge dazu gebucht werden. Nach Ablauf der Vertragsdauer kann die Anlage vom Kunden häufig übernommen werden. Eine tatsächliche Ersparnis würde sich häufig erst spät in der Vertragslaufzeit oder gar nicht währenddessen ergeben, informiert die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

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Einfach soll es sein

Spätestens seit dem Krieg in der Ukraine ist die Möglichkeit der Eigenproduktion von Strom gefragt. Anbieter für Solaranlagen zur Miete gibt es bundesweit. Darunter sind etwa der Strom- und Gasanbieter Yello, aber auch junge und spezialisierte Unternehmen wie Zolar oder das Berliner Start-up Enpal. Mehr als 30.000 Kunden zählt Enpal laut Unternehmenssprecher, mehr als 2000 würden jeden Monat hinzukommen.

Anbieter der Mietmodelle werben besonders mit einem Wort: einfach. Kunden profitieren von einem Rundum-Sorglos-Paket, müssen sich um fast nichts selbst kümmern. Im Fall von Enpal sieht das beispielsweise auch den kostenlosen Austausch von Wechselrichter und Stromspeicher vor, der nach etwa zehn bis 15 Jahren nötig sei.

Neben Solarmodulen und Stromspeicher kann häufig auch eine Wallbox zum Laden eines Elektrofahrzeugs im Paket gemietet werden.
Neben Solarmodulen und Stromspeicher kann häufig auch eine Wallbox zum Laden eines Elektrofahrzeugs im Paket gemietet werden. | Bild: Uli Deck/dpa

Angebote der verschiedenen Anbieter können schnell und unkompliziert im Internet angefordert werden. Nach wenigen Angaben, darunter der jährliche Stromverbrauch, Form und Fläche des eigenen Daches, gibt es erste Informationen. Es folgen Beratungsgespräche, je nach Anbieter online oder persönlich.

Verbraucherzentrale rät zur Vorsicht

Verbraucherzentralen raten dennoch zur Vorsicht: Häufig seien die Vorteile der Mietmodelle kleiner, als von den Anbietern dargestellt. „Die Berechnungsgrundlagen müssen akribisch geprüft werden“, sagt Verbraucherschützer Bauer. Die Finanzierungskosten und Annahmen der Anbieter würden häufig geschönt, um Kunden zu locken.

Die Verträge unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter, Kunden sollte diese genau auf spezifische Leistungen prüfen. Die Modelle seien kompliziert, „ein echter Vergleich mit einer Kaufanlage oder finanzierten Anlage wird nicht gemacht“, so Bauer.

Lohnt sich das Modell?

Ob sich das Modell lohnt, muss jeder angehende Solarstromer für sich selbst entscheiden. Wer nicht nur den bloßen finanziellen Aspekt beachtet, sondern auch den Komfort eines Rundum-Sorglos-Paketes schätzt, dürfte dagegen mit einem Mietmodell gut beraten sein. Hier können Dienstleistungen eines Anbieters, wie Reparaturen bei Betriebsausfällen oder Austausch von Wechselrichter und Stromspeicher in Anspruch genommen werden.

Beim Kauf einer Anlage behalten Kunden dagegen von Anfang an die volle Kontrolle über die installierte Technik. So bleiben Kunden flexibel, sollte die Anlage erweitert oder neue Bestandteile aufgenommen werden. Beratungen zur Installation einer Solaranlage gibt es unter anderem von der Verbraucherzentrale, die einen Eignungs-Check Solar anbietet. Dabei wird geprüft, ob sich das eigene Haus für die Nutzung einer PV-Anlage eignet.

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