„Mahle hat die Trendwende geschafft.“ Arndt Franz, Chef des viertgrößten deutschen Autozulieferers, blickt sichtbar zufriedener drein als noch vor einem Jahr. Damals musste er der Presse eine tiefrote Bilanz mit einem Minus von 332 Millionen Euro vorstellen.

Jetzt können die Stuttgarter wieder auf ein kleines Plus von 26 Millionen Euro verweisen. Der Umsatz von 12,8 Milliarden Euro liegt sogar über den Spitzenwerten aus Mitte der vergangenen Dekade: Rekord. „Wir haben eine erste Etappe erreicht“, schränkt Franz aber gleich ein.

Tatsächlich befindet sich der Konzern mitten in der Transformation vom Kolben- und Kühlerhersteller zum Lieferanten von Antrieben und Komponenten für die Elektromobilität.

Vorstandsvorsitzender Arnd Franz während der Bilanzpressekonferenz. Er meint, dass die E-Mobilität alleine die CO2-Ziele nicht schaffen ...
Vorstandsvorsitzender Arnd Franz während der Bilanzpressekonferenz. Er meint, dass die E-Mobilität alleine die CO2-Ziele nicht schaffen werde. | Bild: Bernd Weißbrod/dpa

Die Produkte für den Wandel liegen in den Regalen. Erst vergangene Woche konnten die Stuttgarter zwei Großaufträge über 1,5 Milliarden Euro vermelden. Es handelt sich dabei um Module, die verschiedene Systeme in E-Fahrzeugen kühlen oder heizen können.

Großes Interesse an Mahle-Innovationen

Die Mahle-Lösung sei besonders kompakt und leistungsfähig, so Franz. Bei dem Abnehmer der Thermoregulierung für E-Mobile handelt es sich dem Vernehmen nach um den chinesischen Hersteller BYD. Offiziell wird das nicht bestätigt.

Auch beim zweiten Kunden ist lediglich von einem „globalen Hersteller mit Sitz in Nordamerika“ die Rede. Mit einer optimalen Temperatur-Regulierung erhöht sich die Leistung und Lebensdauer von Batterien deutlich. Zudem können die Speicher schneller wieder geladen werden.

Auf großes Interesse stoßen auch die Elektroantriebe, die ohne Seltene Erden auskommen. Mahle bietet E-Motoren vom Zweirad bis zur Luxuskarosse an.

Doch der Absatz der neuen Produkte läuft schleppender als erwartet. So müssen die bisherigen Produkte für Verbrenner-Motoren – sie machen noch 40 Prozent des Umsatzes aus – den Gewinn bei Mahle erwirtschaften.

Um den Bedarf zu decken: Sonderschichten in Rottweil

Aktuell werden in diesen Bereichen sogar Sonderschichten gefahren, um den Bedarf der Autohersteller decken zu können. Dies gilt auch für das Kolbenwerk in Rottweil, wo 810 Mitarbeiter beschäftigt sind. Aufgrund der Marktentwicklung schaue man sich die Nachfrage nach Hybridfahrzeugen derzeit genau an. So ist der Absatz dieser Modelle in China deutlich angestiegen.

Mitarbeiter vor der voll automatisierten Fertigungslinie für Pkw-Stahlkolben im Werk in Rottweil.
Mitarbeiter vor der voll automatisierten Fertigungslinie für Pkw-Stahlkolben im Werk in Rottweil. | Bild: Mahle

Konzernchef Franz hält prinzipiell an seinem Kurs fest. „Die E-Mobilität muss schneller kommen, damit wir wachsen können.“ Er erwartet aber von der Politik, dass sie sich spätestens in zwei Jahren klar erklärt, ob es beim EU-weiten Verbrennerverbot ab 2035 bleibt oder nicht.

Die Entscheidung habe tiefgreifende Auswirkungen auf die Beschäftigung auch bei Mahle. Wie so ein Stellenabbau aussehen könnte, will Franz nicht benennen. Aktuell besteht für die rund 10.000 Mitarbeiter in Deutschland eine Beschäftigungssicherung bis 2025.

Die Elektromobilität bildet den Schwerpunkt der Forschung und Entwicklung bei Mahle, in die im vergangenen Jahr rund 673 Millionen Euro oder 5,3 Prozent des Umsatzes investiert wurden. Die Finanzierung in die neuen Bereiche ist gesichert. Im Februar haben sich die Stuttgarter einen neuen Kredit über 1,6 Milliarden Euro gesichert.

Das Geschäft mit Thermostaten will Mahle in diesem Jahr verkaufen. Langfristig muss der Zulieferer nach Angaben von Konzernchef Franz aber eine Rendite von sieben Prozent erreichen, um die Transformation aus eigener Kraft stemmen zu können.

Mahle-Chef Franz: Politik muss Weichen stellen

Trotz aller Umbaupläne geht der Mahle-Chef davon aus, dass es für Nutzfahrzeuge auch danach die konventionelle Technik geben wird. Auch in Regionen ohne Ladeinfrastruktur bleibe der Verbrenner erste Wahl.

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Franz spricht sich für ein Ausbau des Angebots von nachhaltig erzeugtem Sprit aus: „Die E-Mobilität wird die CO2-Ziele alleine nicht schaffen.“ Darum fordert er von der Politik, entsprechende Weichen zu stellen. Hier müsse sich die EU an Japan, China und Nordamerika orientieren, wo bei den Antrieben eine „Multipfadstrategie“ verfolgt werde.