Ein Knoten in der Brust: Das ist oft der Anfang einer Leidensgeschichte, die viele Frauen fürchten. Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Etwa jede achte bis neunte Frau erkrankt in ihrem Leben daran. Brustkrebs ist aber auch eine Krebsart mit einer sehr guten Prognose. Fünf Jahre nach der Diagnose sind noch fast 90 Prozent der Frauen am Leben. Und: „Zwei Drittel der Patientinnen können wir dauerhaft heilen“, sagt Dr. Wolfram Lucke, Chefarzt der Frauenklinik am Hegau-Bodensee-Klinikum Singen.

Über die Ursachen weiß man noch immer sehr wenig. „Krebs ist ein multifaktorielles Geschehen“, sagt der Experte. Er tritt in vielen Fällen schicksalhaft auf; die Frage nach der eigenen Schuld bringt nicht weiter. Es gibt genetische Faktoren, auch Umweltfaktoren werden diskutiert. Wichtig sei, so Lucke, dass Patientinnen die Diagnose nach dem allerersten, verständlichen Schock annehmen und gemeinsam mit den Ärzten festlegen, wie es weitergehen soll.

Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich verbessert

In der Therapie hat sich sehr viel getan. Heute werden Tumore oft viel früher entdeckt, wenn sie noch klein sind. Das heißt, man kann häufig brusterhaltend operieren. Außerdem ist die Bestrahlung, mit der ein erneutes Auftreten an der kranken Brust verhindert werden soll, viel besser geworden. Die Linearbeschleuniger sind computergesteuert und schonen Herz und Lunge.

Dr. Wolfram Lucke, Chefarzt der Frauenklinik am Hegau-Bodensee-Klinikum Singen.
Dr. Wolfram Lucke, Chefarzt der Frauenklinik am Hegau-Bodensee-Klinikum Singen. | Bild: Glkn

Und schließlich ist man heute sehr viel besser in der Lage, das genaue Profil eines Tumors festzustellen. Wie schnell wächst er? Wie viele Zellen sind entartet? Auf welches Medikament spricht er an? Früher erhielten alle Frauen die gleiche Behandlung. Das ist heute längst nicht mehr so. Heute gibt es für jede Tumorart spezielle Medikamente. Die meisten Brustkrebse sind hormonabhängig und werden durch weibliche Hormone zum Wachstum angeregt. Daher werden diese Hormone dem Körper der Frau in der Therapie entzogen. Andere Tumore, man nennt sie HER-positiv, sind aggressiver, glücklicherweise aber empfindlich auf das Medikament Herceptin. Es ist wirksam und gut verträglich.

Auch Chemotherapie ist verträglicher geworden

Für Tumore, die weder auf Hormonentzug noch auf Herceptin reagieren, bleibt nur die Chemotherapie. „Den großen Wurf gab es bislang nicht. Aber jedes Jahr kommen einige kleine Neuerungen dazu“, sagt Wolfram Lucke. Auch die Chemos sind verträglicher geworden, es gibt Medikamente gegen die Übelkeit und Ports erleichtern die Infusionen. Auch die Immuntherapie steht für Brustkrebs in den Startlöchern. All das bringt vielen Patientinnen zusätzliche Lebenszeit und vielen sogar die endgültige Heilung.

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Skeptisch sieht Lucke Gentests wie Oncotype, der bald durch die Kassen erstattet werden soll. Die Tests sollen das Risiko für einen Rückfall und damit die Notwendigkeit einer Chemotherapie vorhersagen. Schon bislang habe man Parameter gehabt, die das Risiko abschätzten, sagt Lucke. Die Tests könnten eher als Ergänzung dienen.

Auch die psychische Verarbeitung ist wichtig

Dennoch ist eine Krebs-Therapie kein Spaziergang. Die Fatigue, eine bleierne Müdigkeit, begleitet viele Patientinnen noch lange nach der Therapie. Chemos können Spätschäden hinterlassen, und oft bleiben neben den körperlichen auch seelische Narben. Petra Alexandra Buhl, selbst Langzeitüberlebende eines Hodgkin-Lymphoms und Buchautorin („Heilung auf Widerruf“), kritisiert, es gebe viel zu wenige Psychoonkologen, die den Patientinnen bei der Krankheitsverarbeitung helfen. Sie gibt Krebskranken zwei Tipps: Körperliche Bewegung senke direkt das Risiko für ein Rezidiv. Wichtig sei auch, die eigene Krankheit zu akzeptieren, ohne sie das ganze Leben bestimmen zu lassen. „Kämpfen“ sei der falsche Begriff.

Tipps für Patientinnen