Die Diagnose Krebs ist ein riesiger Schock für jeden Menschen. Was nun? Krebs, das bedeutet für viele ein Todesurteil. Dabei ist das in vielen Fällen heute nicht mehr so. „Heute werden 50 Prozent der Krebspatienten geheilt, das heißt, sie sind nach fünf Jahren noch immer krebsfrei“, sagt Paul Graf La Rosée, Direktor der Klinik für Innere Medizin II, und unter anderem Experte für Onkologie am Schwarzwald-Baar-Klinikum in Villingen-Schwenningen. Durch gute Zusammenarbeit der verschiedenen Ärzte könne man heute oft erreichen, dass Krebs zu einer chronischen Krankheit werde – ähnlich wie bei einem Diabetiker.
Während Frauen am häufigsten vom Brustkrebs getroffen werden, ist es bei Männern der Prostatakrebs. Danach folgen Lungen- und Darmkrebs. Etwa jeder vierte Mann entwickelt im Laufe seines Lebens einen Krebs der Vorsteherdrüse, wie Alexander Lampel, Direktor der Klinik für Urologie am Schwarzwald-Baar-Klinikum, erklärt. Prostatakrebs gelte zwar als vergleichsweise harmlos, dürfe aber trotzdem nicht unterschätzt werden. Das wichtigste Werkzeug der Früherkennung sei die regelmäßige Bestimmung des PSA-Wertes.
Die OP-Technik hat sich stark verbessert
Bei der OP-Technik hat sich heute viel verbessert. So kommt bei Prostata-Operationen oft ein Da-Vinci-Roboter zum Einsatz, erläutert Alexander Lampel. Der Roboter ist gewissermaßen der verlängerte Arm des Chirurgen und ermöglicht eine 3-D-Sicht, bei der die filigranen Strukturen im Kleinen Becken nicht verletzt werden. Wichtig für einen guten Erfolg sind aber eine große Fallzahl und große Routine des Operateurs.
Nur 15 Prozent der Männer nutzen die Früherkennung – im Gegensatz zu etwa 60 Prozent der Frauen. Viele Männer scheuen die Krebsvorsorge, weil sie die möglichen Folgen einer Operation fürchten. Impotenz und Inkontinenz stehen bei den Ängsten ganz oben.
Krankheit muss raus aus der Tabuzone
Eben deshalb sei die Früherkennung so wichtig, betont Alexander Lampel. Im frühen Stadium könne nämlich potenzerhaltend operiert werden, während in späteren Krebsstadien der Potenznerv meist entfernt werden müsse. Die Kontinenz sei durch Training der Beckenbodenmuskeln praktisch für alle Patienten wieder zu erreichen.
Eine Krebserkrankung ist zwar ein Schock, wird aber von Betroffenen oft als „Schuss vor den Bug“ verstanden. Sie achten auf gesunde Ernährung und beginnen, Sport zu treiben. „Oft kommen die Gedanken zum gesunden Lebensstil erst während der Erkrankung auf. Ich würde mir immer wünschen, dass wir alle das schon vor der Krebserkrankung tun würden. Wir haben wirklich viel in der Hand“, sagt Graf La Rosée. Und er fügt an: „Ich finde es wichtig, dass der Krebspatient offen mit seiner Erkrankung umgeht. Manchmal beobachte ich, dass Menschen sagen: Das muss niemand wissen, dass ich das habe. Die Erkrankung sollte raus aus dieser gesellschaftlichen Tabuzone. Sie gehört zum Leben, wie alle anderen Krankheiten auch.“